Attraktivität von Alvin bis Zealot

Glücksstimmung im Sedel. Der dritte Geburtstag von Goldon Records wurde mit Gastspielen von einer altbewährten sowie einer neu aufkommenden Musikformation des Labels gebührend gefeiert.

(Von David Buntschu)

Happy Birthday Goldon Records. Noch vor der Berichterstattung über die Live-Darbietungen der involvierten Bands seien dem engagiertesten Luzerner Musiklabel Glückwünsche und Danksagungen gegönnt, die Licht auf Herzblut-Arbeit werfen sollen. Seit mehr als drei Jahren fangen Guido Röösli und sein Team einen umfassenden Teil an Attraktivität der Luzerner Musikszene ab. Goldon kümmert sich hingebungsvoll um seine Schützlinge und darf sich stolz Götti von Exporten nennen, die mit ihrer Musik reizen, ansprechen und haften bleiben. Es ist die Rede von Bands wie Alvin Zealot. Die Stimmung vor dem Sedel-Konzert der Zeloten war speziell. Verhältnismässig lange war es her, seit sie zuletzt auf einer Bühne gastierten. Der Grund ist mitunter die Vorproduktion des zweiten Studioalbums. Von dem, was da an Musik vertreten sein könnte, durften die Besucher der Goldon-Geburtstagsparty bereits diesen Abend ein Ohr voll nehmen. Neues Material war angesagt: Neues von den oftmals als eine der schweizweit viel versprechendsten Bands genannten Alvin Zealot. Ein Kurzabriss der guten Musikstunde wäre falsch (und nur schwer kurz zu fassen), ebenso die Beschreibung der Hochgefühle, die das Publikum hegte. Klar, man sah die vier Buben lange nicht, war gespannt und gierig auf Neuwertiges. Nur kurz: Punkto Novellen kamen alle auf ihre Kosten. Es sind dies schwerere und stoischere Lieder, als man sie auf dem Debüt «Tears Of St. Lawrence» gewohnt ist. Es bleibt die Vermutung, dass in den Entstehungsprozess der einzelnen Stücke nicht alle vier Mitglieder involviert sind. Beni Bucher gefällt mit langatmigeren Lyrics und weniger Hektik. Ausbrüche innerhalb der Lieder fallen gezielter, mutiger und technisch einwandfrei aus. Es war toll abgemischt. Die Stimmung brodelte teils und war gutmütig und begeistert (fanden sich doch zahlreiche Freunde und Kenner der Band innerhalb der Anwesenden).

Dennoch – wem muss man in Luzern sagen, dass Alvin Zealot viel drauf haben und dann zu überzeugen wissen, wenn jemand es erwartet? Ein nichtiger Diskussionspunkt, den man sich als Kenner der Band bitte nicht lediglich durch einen erneuten Konzertbesuch bestätigen lassen soll. Vielmehr bemerkenswert ist die Fähigkeit der Band, Druck in mitreissende Musik umzumünzen, aneinander zu wachsen und wenns zählt, den Lausbuben-Spirit hervorzurufen, der sie als Band eint und sympathisch macht. Dass der grösste Teil der Zuhörerschaft nach dem Konzert, das im offiziellen Rahmen mit jeweils einer grossartigen Nummer begann und zu Ende ging, nach eigener Aussage unter dem Strich wahrscheinlich «voll amazed und overwhelmed» war, soll keine stereotypisierte Eierschaukelei werden. Alvin bietet persönlichere Freuden als gewährte Ansprüche. Wie ihre Vorreiter hatten auch Venetus Flos viele Bandfreunde dabei. Ansonsten hätten sie wohl einen etwas erschwerten Stand gehabt. Eines der neuesten Rösser im Goldon-Stall präsentierte ein Set mit Ausschnitten aus ihrer in Mannheim aufgenommenen Debut-EP «Bound For Glory». Irgendwie fand man sich während ihrem Konzert musikalisch irgendwo in der Mitte zwischen frühen Depeche Mode und The XX, wobei die Stimme des Sängers Julien Zeno stark an Editors erinnert. Aber was nützen schon solche lasche Vergleiche. Venetus Flos spielen am Puls der Zeit und sind für Goldon Records wilkommenes Neuland, das an Exporte wie Dans La Tente anknüpft. Passend zum organisierten, stilsicheren Synth-Pop überzeugten die Aargauer in fulminantem Bühnenlicht, gaben sich auf der Bühne aber etwas zu übermotiviert. Das mag an der leicht gewöhnsamen Ruhe liegen, die Beni Bucher im Vorfeld ausstrahlte. Letztlich war es schön zu sehen, dass Goldon Records an seinem Geburtstag seinen eigenen Fortschritt präsentieren konnte und Kontinuität bewies. Für ein, zwei Bierli und Gespräche mit jedem, der wollte, waren sich weder die Labelschaft noch die Musiker zu schade. Sehr sympathisch!