Anti-Depro zum Dritten

Ein Trio, das zu viert antritt und zum dritten Mal die Schüür beehrt. Genau: Nada Surf beehrten am Donnerstag das ihnen vertraute Konzertlokal in der ihnen bestens als Regenort bekannten Stadt.

Weekend Phantom («Luzern/Fribourg»), die Sieger des Lakeside-Wettbewerbs, eröffnen als Vorgruppe. Nicht zufällig haben die drei unter ihren Einflüssen auch Nada Surf aufgelistet. Was das heimische Trio bringt: Fast schon grosse Klasse im dichten Spiel. Bei guter Gelegenheit wird auf Weekend Phantom zurückzukommen sein. Versprochen. Gitarrist/Sänger Matthew Caws, der Blonde im Karo-Hemd, bezeichnet von der Bühne herab Luzern als «a rainy city». Womit er Recht haben mag: Am Donnerstag schiffts, letztes Mal seis «floating» gewesen. Er spricht dabei vom legendären Hochwassersommer 2005, als die New Yorker ein zweites Mal hier waren. In den Schüür-Annalen als herausragendes Highlight der letzten zehn Jahre überhaupt gilt aber der Nada-Surf-Gig vom 30. Mai 2004. Also, Nada Surf spielen ein Schweiz-exklusives Konzert in vertrauter Umgebung vor vertrautem Publikum (und auch einigen Auswärtigen, die eigens hierher pilgern). Noch ein Musikerwort: Es sei schon hart, diese Tour gar die härteste, von «airconditioned backstage» auf die Bühne zum «airconditioned backstage» usw. Es sei «hellish» angesichts der herrschenden Heiss-Grosswetterlage, aber «nontheless: it’s great». Rock’n’Roll eben. Das vierköpfige Trio: Ausser Caws sind in der Stammbesetzung Bassist/Sänger Daniel Lorca, der Latino-Secondo, und Drummer/Sänger Ira Elliot dabei. Mit im Spiel auf der Tour ein gut bekanntes Gesichts. Es ist Martin Wenk aus Deutschland, seines Zeichens Mitglied der hier bestens bekannten Calexico (und auch bei einem Stephan Eicher spielend). Wenk stützt die instrumentale Arbeit des Trios und bringt schöne zusätzliche Klangfarben ein. Er kann fast alles, nur das Vibraphon hat er zuhause gelassen: Tasten, Gitarre, Trompete, Schellenkranz – und Theremin! Und es passiert auch, dass er zu den drei Stimmen des Trios eine vierte dazu singt. Wunderbare Chörli gibt das dann. Nada Surf können auf einen schönen Songkatalog zurückgreifen. Man erinnert sich an ihr letztes «richtiges» Album von 2008 («Lucky»), und sie haben pressfrisch ein Neues im Angebot: «If I Had A Hi-Fi» (bitte mal rückwärts lesen!) ist einfach so aus Spass zwischendurch eingespielt worden. Es versammelt ein Dutzend das eigene Musikschaffen inspiriert habende Songs, es sind Cover-Versionen, nicht einfach Naheliegendes, sondern eben auch Unbekannteres (bis gar «least known», so Caws). Wie etwa das Entdeckenswerte von Bill Fox (bei Nada Surf tönt es, nicht zuletzt dank der 12-saitigen E-Gitarre von Herrn Wenk, nach den Byrds): «Electrocution». Und aber auch: «Love Goes On» von The Go-Betweens (hier Wenk an der Trompete), «Enjoy The Silence» (das wohl «best known» Stück, hier mit vier Stimmen; das Original eben: Depeche Mode). «Question» von Moody Blues spielen sie (leider) nicht, aber sie haben ja reichlich noch eigenes Material vorzutragen, auch in den gern gebrachten Zugaben, die die enthusiasmierte Menge erklatscht. Schön wars, meine Herren. Das nächste Mal wünschen wir weniger Regen.