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Akku Kunstplattform, Emmenbrücke, 26.09.2018: «Stadt, Land, Fluss» ist in vollem Gange. Die Auseinandersetzung von neun Künstler*innen mit ihrer Umgebung und der dabei thematisierte Austausch  zwischen Mensch und Natur ergeben eine spannende Auslegung. Dazu spielte am Mittwochabend die experimentierfreudige Schweizer Volksmusikgruppe Pflanzplätz.

Mittwoch, 20 Uhr: Eigentlich sollte die akku Kunstplattform schon lange ins Dunkel gehüllt sein, doch war sie an diesem Abend ausnahmsweise hell beleuchtet. Dies aus einem ganz besonderen Grund: Die experimentier- und spielfreudige Schweizer Volksmusikgruppe Pflanzplätz, bestehend aus den Musikern Thomas Aeschbacher, Jürg Nietlispach und Simon Dettwiler, bespielte den normalerweise recht stillen Ausstellungsraum.

Eine überschaubare Zahl von Besucher*innen hatte sich eingefunden; ausgelassen plaudernd und die Ausstellungsstücke betrachtend, flanierten die Interessierten umher, bevor sie sich auf die Stühle niederliessen. Was von einer Gruppe der sogenannten Neuen Volksmusik zu erwarten sein könnte, war den meisten Zuhörer*innen zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch unklar. Doch der Name passte schon mal: Beim menschlichen Verhältnis zur Natur sind Pflanzen nicht weit weg. Und wo befinden sich diese Pflanzen? In einem Garten natürlich – geliebter Rückzugsort, Erholungsraum oder auch gesellschaftlicher Treffpunkt, wie Lena Friedli dies zu Beginn des Konzertes erklärte. Ein solcher «Pflanzplatz» spielt also eine zentrale Rolle in unserer Kultur, und welche Band würde dazu besser passen als eine, die sich «Pflanzplätz» nennt?

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Die ersten Töne erklangen und eine musikalisch unglaublich spannende Darbietung begann. Mit verschiedenen Schwyyzerörgeli, einem Kontrabass, Gitarre, Cajon und weiteren Instrumenten, kreierten die drei talentierten Schweizer abwechselnd fröhliche, dann schwerwiegende und anschliessend wieder locker-flockige Klänge: erzählerische Musik, die ungewohnt erschien, aber ungemein gefiel. Die gespielten Harmonien erzählten Geschichten, die Kopfkino verursachten und weit weg an an ferne Orte trugen. Einmal auf eine Schweizer Alp, dann zu einem französisches Strassenfest mit umherwehenden Röcken und tanzenden Füssen, oder auf grosse Felder und weite Wiesen – in einen Raum der absoluten Freiheit und schliesslich wieder zurück ins Hier und Jetzt. Vermehrt waren zum Takt nickende Köpfe, Schulterzucker, Beinwipper und Fusswackler im Publikum auszumachen. Doch zu mehr kam es nicht, da die Besucher*innen an ihre Stühle gebunden waren. Trotzdem schien es zu gefallen, denn nach jedem Stück wurde kräftig applaudiert.

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Obwohl auch der Ausstellungsraum als Konzertsaal eine sehr interessante räumliche wie thematische Kombination ergab, würden die Klänge der Band, passend zu ihrem Namen, wunderbar auf einen Pflanzplatz – oder gleich auf verschiedene Pflanzplätze passen. Solche Musik gehört eigentlich nach draussen. Doch vielleicht vermochte genau dieser Gegensatz der Szenerie eine gewisse neue Spannung und Wärme verleihen.

Das Konzert als Event zur Verbindung verschiedener Kulturbereiche war eine sehr stimmige Idee. Brücken zu anderen Bereichen zu schlagen und sie zu verflechten sei das Ziel, meint Lena Friedli, was sich in jenem Auftritt zeigte. Schade nur, dass dieser nicht mehr Leute angezogen hat. Gefallen gefunden hätte er auf jeden Fall.

Der nächste Brückenschlag findet am SA 29. September, 16 Uhr mit Fotografin Gabi Vogt im Gärtli statt. Weitere Anlässe: www.akku-emmen.ch