12 Stunden an den Stanser Musiktagen – das Protokoll

Mit einem langen Samstag gingen die Stanser Musiktage 09 zu Ende. Ein famoses Konzert von Evelinn Trouble und Band, kühner Jazz von Rusconi und alkoholgeschwängerte Offbeats in den Kerkern irgendwo in Stans. Doch schön der Reihe nach.

18 Uhr: Ankunft mit dem Zug – darin: Entweder Heimkehrende des Luzerner Stadtlaufs oder (genauso augenfällig) Musiktage-GängerInnen. Direkten Weges ins Chäslager, wo der Abend von der 20-jährigen Zürcherin Evelinn Trouble mit ihrer Band The Trespassers eingeläutet wird.

Trouble war Nachfolgerin von Sophie Hunger als Sängerin der Band Fisher. Nach diversen Wechseln setzt sich ihre jetzige Band The Trespasser aus Vincent Glanzmann (Drums) und Simon Iten (Bass – und darauf geklebt (!) ein Midikeyboard) zusammen. Hoffentlich bleiben sie noch lange in dieser Besetzung. Trouble selbst am Gesang, Gitarre und Synthesizer. Nach einer wunderbaren Ansage von Kutti MC (wie bei allen Konzerten am diesjährigen Festival) haut das Trio los. Evelinn Trouble ist ein scheinbar unzähmbares Energiebündel, hüpft über die Bühne, zuckt und lacht. Es sind Popsongs, doch durchbrechen sie den Zaun nach allen Seiten. Die Gitarre ist wunderbar-unangenehm angezerrt, die Stimme Troubles sicher in allen Lagen und die Band fantastisch. In einer kindlichen Direktheit, viel Freude und Spielwitz kommt das Dargebotene daher – Evelinn Trouble, ein Name zum Merken. Die Zugabe: Iten sitzt mit einer Ukulele auf der Bühne, Glanzmann daneben und klopft den Rhythmus auf den Holzboden, derweil Trouble durch den Raum wandert und unverstärkt singt.  20 Uhr: Das Konzert von Kayhan Kalhor und Erdal Erzincan aus dem Iran und der Türkei lasse ich aus – aus verlässlicher Quelle erfahre ich später, dass es gut war. Durch das Festivalzentrum hindurch visiere ich das Kollegium an, wo die Afrikanerin Buika, die «Zukunft des Flamenco», spielt. 20.40 Uhr: Ihre Stimme! Heiser, rauchig und trotzdem zart. Begleitet nur durch feines Handklatschen, Piano und dezente Perkussion.  21 Uhr: Mit etwas schlechtem Gewissen verlasse ich Buika bereits wieder – nicht weil es schlecht war, sondern weil mein zweiter Schwerpunkt neben Evelinn Trouble das Jazztrio Rusconi sein wird. Als ich im Theater an der Mürg ankomme, spielen Stefan Rusconi (Piano), Fabian Gisler (Kontrabass) und Claudio Strüby (Schlagzeug) bereits. Das Trio um den namengebenden Zürcher Pianisten wird von Presse weitherum gefeiert und gelobt. Schnell wird selbst dem Jazzlaien klar, dass das nicht ohne Grund so ist. Erstaunlich leicht zugängliche Musik, oft gerade und repetitive Muster, die leicht ins Ohr gehen. Aber genauso verschachtelte, verwobene Klanggefilde – unvorhersehbar, cool und virtuos. Das zahlreiche Publikum quittiert den Auftritt mit aufmerksamer Stille und langanhaltendem Applaus. 22.30 Uhr: Die Jugend erobert die Gassen von Stans – Pilgerströme Richtung «Enwee macht die Tage»-Zelt. Auch ich möchte mir zum Abschluss da noch Marygold anhören, doch an Einlass ist agesichts der wartenden Menge nicht zu denken. Vor dem Zelt wird derweil üppig getrunken und allerlei Lustiges geraucht. Ich gehe – immer noch gut gelaunt von den Konzerten – wieder Richtung Zentrum. 23 - 0.30 Uhr: Wohin nur? Weltmusik-Zelt? Schrecklich uninspirierter Funk. Jazzpavillon? Zu geschleckt. Alles andere: Entweder zu voll oder zu Ballermann. Zum Glück lassen die Temperaturen ein Verweilen auf der Gasse zu. Anschliessend und Rest: Förderbar, ein Keller irgendwo in Stans. Eigentlich für die Helfer gedacht, ergattere ich mir dank guter Beziehungen (legalen) Einlass. DJs lassen Dancehall und Dub laufen, die Rhythmen gehen geschmeidig in die Beine und stoppen nicht so schnell wieder. Auch Kutti MC ist da. Und Fredy Studer. Und Evelinn Trouble mit Band. Als ich mich Richtung Heimweg aufmache, werden die Zelte auf dem Dorfplatz bereits abgebaut.