Liebe Industriestrasse Luzern
Was gibt es Schöneres, als bei dir auf und ab zu gehen, hie und da einen Schwatz zu halten und dabei all die kleinen, über die Jahre herangewachsenen Details zu betrachten? Oh ja: Es riecht nach Freiraum. Von dir, liebe Indu, fühlen wir uns verstanden, bei dir fühlen wir uns zu Hause. Über Jahrzehnte hinweg hast du Menschen Platz geboten. Bei dir wurde gearbeitet, gelebt, geliebt, geübt, gepinselt; es wurden Ohren beschallt und Filme gedreht, die schönsten Plakate illustriert, Feste gefeiert, Gäste beherbergt und Tränen vergossen. Ohne ständige Aufpasser:innen im Rücken konntest du dich entwickeln. Und mit viel Liebe und Engagement all der Menschen, die deine Räume bespiel(t)en.
Du bist die Letzte deiner Art in Luzern, wie so viele dieser Orte auf der Liste der Aussterbenden. Schon einige Male hast du dich erfolgreich aufgebäumt, als renditegetriebene Gesellschaften ordentlich Kapital aus deinem Boden schlagen wollten. Stets haben du und deine Mitstreiter:innen sich gewehrt, mit Erfolg. Dennoch geht nun ein Kapitel zu Ende. Die Zukunft an diesem Ort heisst: gemeinnütziger Wohnungsbau. Der Boden ist dank Baurecht für die nächsten 80 Jahre der Spekulation entzogen und es wird dicht und durchdacht Neues gebaut. Trotzdem stellt sich die Frage, die eben auch eine stadtpolitische ist: Warum werden allzu oft linke Freiräume durch linke Ideen, wie genossenschaftlichen Wohnungsbau, verdrängt?
Wir wünschen uns mehr Industriestrassen, mehr widerständige Bewegungen.
Danke für die schöne Zeit – Indu, wir lieben dich.
Mit diesem Mixtape schenken wir dir einen kleinen musikalischen Rückblick auf dein Schaffen.
<3
Obertonstruktur der Kaulquappe