Liebe Leser:innen
hilfebeiträgen für geflüchtete Menschen. Auf diesen Missstand wurde der Kantonsrat bereits im vergangenen Sommer hingewiesen, worauf er beschloss, die Beiträge um 2,5 Prozent zu erhöhen. Damit erhalten Geflüchtete pro Tag gerade mal 20 bis 30 Rappen mehr.
Nun haben 39 Geflüchtete einen Antrag beim Kantonsgericht eingereicht. Der grüne Kantonsrat Urban Frye unterstützt den Antrag, weil die tiefen Beiträge ein «menschenwürdiges Leben verunmöglichen» würden, wie er Anfang Februar gegenüber dem SRF erläuterte. Auch die Familie Doroschenko hat Ende Jahr Klage gegen den Kanton eingereicht. Die Gespräche, die unsere Autorin Meret Michel mit der Familie geführt hat, verdeutlichen, dass es um weit mehr als tiefe Sozialhilfebeiträge geht. Es geht um Missstände in den Unterkünften und Machtmissbrauch seitens der Betreuer:innen. Angesichts der prekären Lebensbedingungen geflüchteter Menschen scheint es umso fragwürdiger, dass ausgerechnet sie die Ressourcen aufbringen müssen, um ihre Anliegen gerichtlich einzufordern.
Diesen Monat findet ausserdem einer der bekanntesten Hip-Hop-Events der Schweiz statt. Hinter dem SRF-Format «Cypher» steht der Luzerner Rapper und Moderator Pablo Vögtli, der das Programm kuratiert. In den letzten Jahren wurden allerdings vermehrt kritische Stimmen laut. Autor Ramon Juchli hat mit Pablo Vögtli über diskriminierende Inhalte, strukturelle Probleme und seine Verantwortung als Moderator gesprochen. Denn trotz guter Vorsätze seitens der Veranstalter:innen stellt sich die Frage, wann die Schweizer Rap-Szene den Sexismus in ihren Reihen endlich umfassend und selbstkritisch aufarbeiten wird.
Wir wünschen eine angeregte Lektüre.
Giulia Bernardi und Robyn Muffler