Feiern für den guten Zweck

Alte Landihalle, Ebikon, 24.08.2019: Im Rahmen ihrer Maturaarbeit stellten Till Rether und Nicolas Koch einen riesigen Event auf die Beine. Am Blue Aid Festival in Ebikon wurde getanzt und gesungen – und die Einnahmen für einen guten Zweck gespendet. Grosse Herzen machten dabei eine zu grosse Halle wett.

Endlich ist es so weit: Die Bühne steht, die Deko hängt und die Türen der alten Landihalle in Ebikon öffnen sich für das Blue Aid Festival. Die Idee ein Benefizkonzert zu veranstalten sei bereits vor etwa zwei Jahren entstanden, erzählen Till Rether und Nicolas Koch. Über viele Monate hinweg haben die beiden Schüler der Kantonsschule Schüpfheim geplant, geworben und organisiert. Der Zweck des Konzerts: Die gesamte Gewinnsumme geht an die schottische Hilfsorganisation Mary's Meals, die Schüler*innen in verschiedenen Entwicklungsländern täglich warme Mahlzeiten ermöglicht.

Die ehemalige Landihalle wurde in ein kleines, gemütliches Festivalgelände umgebaut. Der Standort eignet sich hervorragend dafür. Wo einst Futter und Gartenstiefel verkauft wurden, stehen jetzt Bars und bequeme Sitzhocker. Der Event soll dazu beitragen, Ebikon als Ausgangsort wieder attraktiver zu machen.

Nachmittagsflaute

Um 18 Uhr geht es los: Der Blues-Musiker Dominic Schoemaker tritt mit Band auf die Bühne. Noch sind nicht viele Leute da. Ob Agoraphobie, Stocksteifphilie oder einfach typisch Schweizer*in, das Publikum bewegt sich erst noch vorsichtig. Schoemaker versucht, die Stimmung etwas aufzulockern, indem er die Zuschauer*innen provoziert («Mech tonkts, ehr send alli no am Schlofe!», «Es brucht me Alkohol – definitiv!») oder sie dazu animiert, die noch draussen sitzenden Gäste dazuzuholen, jedoch vergeblich. Wenigstens zeigen sich die Musiker während der Songs voll und ganz in ihrem Element.

Möge das Eis gebrochen werden

Zwei Stunden später: Pünktlich zum Konzert der Schaffhauser Indie-Folk-Band The Gardener & The Tree trudeln die Gäste ein. Zum Glück vergeht die anfängliche Anspannung bald; nach ein paar Anekdoten von Sänger Manuel Felder und Gitarrist Patrick Muggli sind die Besucher*innen aufgetaut und machen begeistert mit. Als der letzte Song gespielt und die Sonne untergegangen ist, verteilen sich die Gäste um die aufgestellten Tische. Die Stimmung ist gemütlich, man sitzt unter der mit Lichterketten geschmückten Decke, isst oder trinkt etwas. Merchandise- und Infostände, von Hand gemalte Schilder, Spendentöpfe, Sitzhocker aus Autoreifen und Kerzen lassen daran denken, wie viel Aufwand hinter dem ganzen Event steckt.

Der nächste Headliner des Abends heisst Baba Shrimps. Die dreiköpfige Schweizer Pop-Band lässt es mit Songs wie «Road to Rome», «I Don`t Wanna Hide» oder «Hurry Hurry» – welcher 2018 als offizieller SRF-Olympiasong auserwählt wurde – richtig krachen. Das Publikum verhält sich ausnahmsweise mal ganz locker, singt, klatscht, stampft zur Musik und bringt die Halle zum Beben.

Partylöwen blieben für Afterparty

Nicolas Koch und Till Rether erzählen im Vorfeld, dass die Realisation ihres Projekts nicht immer einfach gewesen sei. Für den Event hätten sie viele Bands angefragt – und viele Absagen kassiert. Oftmals stellten die Manager sehr hohe Ansprüche. Trotz karitativem Zweck: An diesem Abend spielte keine der Bands umsonst. Doch die beiden Veranstalter waren zufrieden mit dem Erreichten. Die Unterstützung durch Verwandte und Bekannte sei unglaublich gewesen, beispielsweise bei Sponsoring, eigener Webseite, Werbung, Einrichtung.

Die Afterparty startete mit PNØH, die eine wilde Fasnachtsstimmung entfachte und mit energischen Covers wie «Thrift Shop» oder «Heimweh» vor allem die jüngeren Gäste durchdrehen liessen. Nach und nach leerte sich die Halle aber, nur ein paar vereinzelte Partylöwen blieben zurück und tanzten zur Musik des darauffolgenden DJ Toni-E.

Es ist schade, dass die Landihalle trotz der aufwändigen Werbung nicht besser gefüllt war. Denn der Besuch des Blue Aid Festivals hat sich definitiv ausgezahlt. Die Headliner sorgten für eine ausgelassene Festival-Stimmung, die Veranstalter für eine professionelle Organisation vor Ort. Man spürte, dass Nicolas Koch, Till Rether und alle Helfer*innen viel Herzblut in diesen Abend steckten. Sie können sich gut vorstellen, nächstes oder übernächstes Jahr erneut ein Benefizkonzert zu veranstalten. Das Ziel: noch mehr zu spenden.

Die Rezension gefällt? Hier gibt's alle Texte von Lyenne Perkmann!