Genua von Nah und Fern und mit einer Prise Salzwasser

Tat-Ort Bernstrasse, 04.05.2016: Poetisch-filigrane Allabendskizzen, Bilder aus Salz und eine Fotoserie von Wasserportraits: Die Künstlerin Mooni Sigrist gibt in den Räumen der Zwischennutzung Tat-Ort Bernstrasse einen Einblick in ihre gestalterischen Tätigkeiten während des vergangenen Atelieraufenthalts in Genua.

Für Künstlerinnen und Künstler sind Atelieraufenthalte in der Fremde eine gerne gesehene Abwechslung zum hiesigen Alltag, die im Idealfall eine Ausflucht in andere sozio-kulturelle Kreise impliziert. Und sei es «nur» über den Gotthard, in die Richtung der Meerküste und schon landet man in Genua. So verbrachte die Luzernerin Mooni Sigrist (*1980) vom 1. Dezember 2015 bis zu 28. Februar 2016 im Wohnatelier für Zentralschweizer Kunstschaffende (vergeben von der Städtekonferenz Kultur SKK & Stadt Luzern) in der italienischen Hafenstadt Genua ihrer künstlerischen Arbeit gewidmet.  Unter dem Titel «Das Weite suchen» zeigt Mooni Sigrist, wie sie über das Element Wasser als Produktionsmittel zu einer ausdrucksstarken und einzigartigen Bildfindung gefunden hat.

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Zwei Bottiche mit Flüssigkeiten stehen – einerseits im Kellerraum, andererseits im Hauptraum – in der Ausstellung und versinnbildlichen die Experimentierfreude der Künstlerin mit Wasser, Salz und Graphit. Mittels eines Geheimrezepts hat sie eine flüssige Masse konzipiert, welche der Künstlerin durch Abgiessen und Schwenken ermöglicht, auf Papier abstrakt-amorphe Körpervolumen darzustellen. Der Betrachter vermag schemenhaft Fledermäuse, Hunde oder menschliche Skelette zu erkennen, soll sein Augenmerk aber stattdessen auf die kuriose Oberflächenbeschaffenheit richten. Farbverläufe von Schwarz und Grau vermengen sich überlagernd mit Blau- und leichten Brauntönen, teilweise mit sichtbaren Salzkristallen auf dem Papier.

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Mit einer Kleinbild-Sofortkamera hat Mooni Sigrist 84 Aufnahmen in 84 aufeinanderfolgenden Tagen angefertigt und allesamt haben einen bildlichen Zusammenhang mit dem Element Wasser. Die skurrile Hafenarchitektur von Genua – ein irrsinniges Potpourri von altehrwürdiger Hafenindustriearchitektur mischt sich mit Renzo Pianos 90er-Jahre-Modernismus – wird neben dem omnipräsenten Wasser ebenso zum Thema wie Containerschiffe, Promenadenwege und Werftutensilien.

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Eine ebenfalls fortlaufende, täglich absolvierte Tätigkeit sind die vielen Kleinzeichnungen, die als ordentliche Blockreihung auf der Werkbank präsentiert werden. Jeweils abends hat Mooni Sigrist ihre gemachten Alltagsimpressionen und Erinnerungsfetzen in wenigen, aber klar gesetzten Strichen festgehalten. Teils offensichtlich, teils abstrakt zieren die gelblichen Papiere kleine architektonische Konstruktionen – beispielsweise den Treppenaufgang zum Genueser Leuchtturm – oder aus dem urbanen Kontext isolierte Formen.

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Die Ausstellung zeigt in einer sorgfältig gehängten Präsentationsweise die vielfältigen Anwendungsbereiche von Wasser als gestalterisches Element, beinhaltet eine poetische Grundnote und lässt erahnen, wie sich Mooni Sigrist ihre Genueser Umgebung während des Atelieraufenthalts angeeignet hat.

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Die Ausstellung im Tat-Ort Bernstrasse ist noch an folgenden Daten geöffnet: 5 . & 6. Mai 2016 von 15–19 Uhr sowie 7. & 8. Mai 2016 von 17–20 Uhr