Tschinellen-Matto meets The King

Loge Luzern, 25.11.2014: Zwei Berner Titanen des Struben und Verquer-Schrulligen beehrten gemeinsam die volle Loge. Beide sangen, der eine mehr, der andere weniger. Die kulturelle Kombination wurde von Matto Kämpf und King Pepe praktiziert.

Gemischte Berner Platte: Der eine, Spoken-Word-Artist und Autor abenteuerlicher Erbauungs- und kriminaler Mini-Romane, macht gemeinsame Bühnensache mit dem andern, unvergleichlicher Liederpoet, also Sänger, Gitarrist, Tastenmann und Trompeter. Namentlich zu Sache gehen Matto Kämpf und King Pepe. Ersterer überrascht mit Unerwartetem. Vor allem zu bemerken gibt es Kämpfs Zwischenspiele, am Keyboard oder aber auch an den Tschninellen – es sind musikalische Interventionen, die schwer zum Freejazz tendieren und mitunter ins Psychedelische hineinwuchern. Nicht zu vergessen sein Blasen in die Mundharmonika. Dazwischen wird auch geredet. Kämpf hat Texte mitgebracht. Im Fall der Reihe von «Glüüt» zusammengeflunkerter Kirchen wird er am Pfannendeckel von Kirchenglockenimitator-Pepe sachgerecht begleitet. Pepe ist der Musiker, der aus einem reichen Repertoire schöpfen kann. Wir hören unter anderem, aus der Frühzeit, als sich Simon Hari noch Senior Pepe nannte, «I bi niemer/nüt», den Pepe-Klassiker «Gebei». Dazu Müsterchen aus dem brandneuen Album: «Doof isch ändlos» («I bi 70 Prozänt Wasser, ond de Räschte isch gloub Schtoub»), vorher bereits, eine Art Neidsong, die Ansingung von Pussy-Riot-Mitglied Nadescha Tolokonnikova.

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Eine lustige Kombination fürwahr. Manchmal gibt’s sogar Duette. Gut, Gesang ist im Fall von Herrn Kämpf vielleicht ein bisschen viel gesagt. Aber viel wird gewagt von Herrn Kämpf, und das ist schon halb gewonnen. Übrigens, aufgepasst: Toni Vescoli und Polo Hofer müssen sich hüten: Da tritt einer an, der es auch mit Mundartversionen von Dylan-Songs versucht. Dergestalt allerdings, dass die in der Loge anwesenden Dylanologen in Schockstarre versetzt werden, so respektlos (und also gut in allerschönster Schrägheit) geht die neue, ultimative Dialektfassung von «Blowin’ In The Wind». Am Schluss kommt sogar noch Cat Stevens dran oder an die Reihe. «Father And Son» auf die beiden Vortragenden gemünzt, die nämlich Vater (Matto) und Sohn (Pepe) sind, nur wusste das wenigstens in Luzern bisher niemand. Jetzt ist es raus, lauthals gesungen.

70prozent

King Pepe beehrt Luzern sogar im Wochentakt. Am Dienstag, 2.12., ist er mit seinem neuen Albumprogramm im Kleintheater. Die Platte (es gibt wirklich auch eine Vinyl-Fassung) heisst «70% Wasser», Musik macht der King zusammen mit dem bernisch-luzernischen Gebläse-Fünfer Le Rex. Ganz toll imfall, da muss man eigentlich hin.

King Pepe & Le Rex: 70% Wasser (Der gesunde Menschenversand, 2014) King Pepe & Le Rex, Kleintheater Luzern, Dienstag, 2.12., 20.00