Zwischen Bild und Ton gen Ende Fumetto

Südpol Luzern, 12.04.2014: Das Fumetto bietet inzwischen nicht nur visuelle Kernkompetenz. Die musikalische Komponente lässt sich ebenfalls sehen. Auch am Abschlussabend?

Zur Festivaleröffnung gab’s auf der Kleintheater-Bühne nationale Prominenz in Form der Band Stahlberger. Beim Schluss hingegen wurde auf lokale Bekannte gesetzt: Das internationale Comix Festival Fumetto verabschiedet sich mittels Benjamin Bucher & Manuel Troller im Südpol. Plus singenden Zeichnern und DJs.

Benjamin Bucher & Manuel Troller... Mit Benjamin Bucher & Manuel Troller ist das so eine Sache. Nach wie vor keine Internet-Präsenz, nur spärliche Infos, ja noch nicht einmal einen richtigen Namen haben die vier Musiker dem Projekt gegeben. Vielleicht braucht es das jedoch gar nicht. Denn trotz minimaler Kommunikation zieht diese Band. Ihre beiden Namensgeber bestechen durch den Status als (Ex-)Musiker bei Alvin Zealot, Sophie Hunger, schnellertollermeier et cetera. Hinzu kommt mit Andi Schnellmann und Mario Hänni eine Rhythmussektion der Rolls-Royce-Klasse. Bei den ersten Konzerten wurde die Homogenität vermisst. Irgendwie wirkte die Truppe à la «Jazzhochschulalumni, die neu Alvin Zealot-Songs mit Alvin Zealot-Sänger kreieren» (was vor allem an Buchers markantem Gesang liegt). Eine etwas kritische Einstellung auf Luxuslevel wohlbemerkt. Was gegenwärtig ohnehin keine Rolle mehr spielt. Im grossen Saal des Südpols vermochte das Quartett vollends zu überzeugen. Bereits der Opener «Schnäbidibidzi» riss die sitzenden Besucher auf den Rängen mit. Richtig gelesen: Die hauseigene Tribüne wurde bis knapp zwei Meter vor den Musikern aufgebaut. Ursprünglich hätten die Zuhörer im Zuge der Musik aufstehen und darauf tanzen sollen – ein tolles Bild hätte dieses Szenario ergeben. Doch blieben sie sitzen. Enttäuschend? Nein, im Gegenteil: Selten erlebte man ein solch stilles, konzentriertes Publikum, welches jeweils nach den Songs in Begeisterungsstürme ausbrach. Ruhende Vulkane im Südpol: Dank sei den Songs wie «Houhou», die zu jenem Ereignis einluden.

…sowie Andi Schnell & Mario «Drum Face» Hänni Generell gefielen die Stücke durch ihren wuchtigen, imposanten Aufbau, der schlanke, fragile Songelemente trotzdem nicht vermissen liess. Wer tanzen wollte, stellte sich neben die Bühne oder sogar direkt davor. Dabei fiel die etwas steife Haltung Buchers und Troller auf; Konzentration, Anspannung…? Das energetische, kraftvolle Spiel Schnellmanns und Hännis kompensierte diesen kühlen Faktor glücklicherweise. Gerade letzterer ist auf bestem Wege, zum wohl bekanntesten Schweizer Drum Face (jener leidenschaftlichen Grimasse, welche Musiker beim Musizieren machen) zu werden. Herrlich. Der volle, jubelnde Saal zu Konzertschluss bestätigte: Bucher & Troller grooven immer besser. Spannend ist nun aber die Frage, was denn mit dieser Formation passieren wird. Der Alvin Zealot-Frontmann ist im Aufnahmeverfahren an verschiedenen Kunstschulen in der ganzen Schweiz und auch die drei Profimusiker können sich nicht über fehlende Engagements beklagen. Also wieder ein Projekt von vielen… Oder doch mehr? Immerhin wurde im März intensiv Material aufgenommen in den Südpol-Räumlichkeiten. Drum her mit dem Ergebnis! Und bitte mit Internetpräsenz!

Thwipp, Crash, Mwah Die anschliessende Comic Chaos-Karaoke wirkte dann ein wenig gar anstrengend mit den vorherigen Impressionen im Körper. Das Interpretieren gewünschter Songs (u.a. Radiohead mit «Creep») durch Comic-Künstler in Kombi mit Drum und Synthie erschien zwar lustig, «Thwipp, Crash, Mwah» laut Pressetext, humorlos betrachtet mochte man aber ein «Schuster, bleib bei deinen Leisten» anfügen. Trotzdem eine sympathische Aktion, die den meisten Beteiligten viel Spass bereitete und stellenweise sogar überraschendes Gesangstalent präsentierte.

Abgesang, äh, Abgetanz Für erste elektronische Todesglockenklänge sorgte DJ Food von Ninja Tune, der sein intensives Set mit eindrücklichen Beamerprojektionen um eine stimmungsvolle Komponente aufwartete. Und wer dann immer noch nichts von Ende und Abgesang hören wollte, wurde bei Dietrich & Strolch mit offenen Armen empfangen. Die beiden Grüter-Brüder schmetterten ein Set, das wohlverdient in den Morgen entliess. See ya 2015!