Zu neuen Ufern im Neubad

Im Neubad stehen in der nächsten Saison einige Veränderungen an. Gleich drei neue Köpfe zeichnen beim Programm verantwortlich: Philippe Weizenegger, Carla Taube und Guy de Prà übernehmen die Veranstaltungsleitung, respektive den Klub. Damit schwebt der Geist des Uferlos durch die Hallen des alten Hallenbads – ein Nachfolger des schliessenden Klubs soll das Neubad aber nicht sein.

Ein neuer Wind weht bald im Luzerner Neubad. Die Zwischennutzung kündigt gleich drei personelle Wechsel an. Die neuen Gesichter stossen in den nächsten Monaten zum Team und besetzen die Positionen der Klub- und Veranstaltungsleitung. Philippe Weizenegger, Carla Taube und Guy de Prà übernehmen ihre Posten ab Mai, respektive August. Von den dreien sind zwei keineswegs unbeschriebene Blätter in der Luzerner Kulturlandschaft.

Vielfalt im Gemischtwarenladen

Philippe Weizenegger ist einer dieser Menschen, um die man in der Luzerner Kulturszene kaum herumkommt. Irgendwie kennt fast jeder diesen Herrn. Das ist auch kein Wunder: Als Moderator beim Radio 3Fach sammelte er erste Erfahrungen, schrieb für den Kulturteil, war in der externen Redaktion des Kulturmagazins tätig, war Journalist beim SRF, erst im Sport und dann beim Regionaljournal. Kultur sei immer wichtig für ihn gewesen, betont Weizenegger. So war er am Funk am See beteiligt, von dort vor rund sechs Jahren zum B-Sides gekommen, wo er in der Festivalleitung landete. Im erweiterten Uferlos-Kreis war er auch mit dabei und legt seit nicht allzu langer Zeit selber als DJ Spray auf. «Ich würde mich aber jetzt nicht gleich als mega DJ bezeichnen», winkt er ab, er, der die Finger an so vielen Orten im Spiel hat.

«Nur schon rein von der Architektur her ist das Neubad der gröbste Klub in Luzern und birgt wohl am meisten Potential.»

Guy de Prà, Leiter Veranstaltungen Klub

Zusammen mit Carla Taube übernimmt Weizenegger die Co-Leitung der Veranstaltungen im Neubad. Den Posten, der die letzten sechs Jahre von Urs Emmenegger ausgefüllt wurde. Taube bringt eine Menge Erfahrungen und Know-how mit, beispielsweise als Geschäftsführerin von Frau Gerolds Garten in Zürich. Daneben gebe sie auch etwas Sicherheit, wie Weizenegger hinzufügt, denn vieles sei ja auch neu. Taube wird vermehrt für Fremdveranstaltungen und Catering zuständig sein, während Weizenegger seinen Fokus auf Eigen- und Koproduktionen legt. «Ich werde aber nicht der klassische Booker sein», sagt er. Es gehe ihm mehr ums organisieren und koordinieren, um Leute zusammenzubringen und die Vielfalt beibehalten zu können. «Es ist ja das Netzwerk Neubad. Ein Gemischtwarenladen, der schon eine recht gute Balance gefunden hat.» Es sei ihm wichtig Inputs von allen Seiten einzuholen. Noch mehr, weil jetzt gleich drei Neue gemeinsam anfangen.

Klubkultur und Druck

Über Guy de Pràs Namen solpert man regelmässig bei der Durchsicht allfälliger musikalischer Abendunterhaltung. Unter seinem Namen ist er als DJ unterwegs, und das bereits seit einiger Zeit. Schon mit knapp 18 Jahren begann er mit dem Auflegen, damals noch in der Endzeit des Klubs Strichpunkt am Löwengraben des Labels «Freundeskreis». Nach kurzer Zeit im DJ-Duo ging er schnell seine eigenen Wege durch die Nachtwelt. Es folgten eigene Partyreihen in der Bar 59, sowie die Co-Leitung des Uferlos während der letzten drei Jahre.

«Wir wollen uns nicht im Konkurrenzkampf mit anderen Klubs, sondern als offene Plattform sehen.»

Guy de Prà, Veranstaltungen Klub

Nur schon aus nachbarschaftlichen Gründen sei er schon seit längerem mit dem Neubad im Austausch gestanden. Und nun übernimmt er die Leitung des Neubad-Klubs. Natürlich freue er sich sehr über die Möglichkeit, weiterhin im Nachtleben arbeiten zu können, vor allem im Hinblick auf die Schliessung des Uferlos in diesem Sommer, sagt de Prà. «Rein von der Architektur her ist das Neubad der gröbste Klub in Luzern und birgt wohl am meisten Potential», schwärmt er und fügt an: «Aber es braucht noch einiges dort drin und ich finde das eine geile Herausforderung.» Seine Vision für den Keller ist, ihm die Klubkultur zu verleihen, die dort fehlt. Es brauche einen Raum, der drückt und wo man das Gefühl hat an einer Party zu sein.

Beziehungen statt Konkurrenz

Und auch wenn, oder gerade weil Weizenegger und de Prà einen mehr oder weniger starken Bezug zum Uferlos haben, betonen sie beide, dass das Neubad nicht zu einem Ufi-Nachfolger werden solle. «Nein, von Anfang an war klar, dass nur das Uferlos das Uferlos ist», sagt Weizenegger. De Prà meint dazu, dass mit der Schliessung definitiv etwas fehlen werde, vor allem für Liebhaber elektronischer Musik, und das Neubad das Potential für so etwas habe. Etwas vom Uferlos-Geist solle schon mitkommen, «aber es ist überhaupt nicht in meinem Sinn ein neues Uferlos zu machen.» Der Klub dürfe auch etwas abgelöst vom restlichen Programm betrachtet werden, aber letztendlich sei das Neubad mehr als der Raum im Keller, nämlich ein Netzwerk. Und das wolle man auch nützen. «Wir wollen uns nicht im Konkurrenzkampf mit anderen Klubs, sondern als offene Plattform sehen.»

Wie das im Detail aussehen wird, können die beiden jedoch noch nicht sagen. Das neue Kernteam hatte noch keine Möglichkeit sich zu treffen, um das genau zu besprechen. So wird sich wohl erst im Verlauf der nächsten Monate zeigen, welche neuen Ufer angesteuert werden.

Das Neubad kommuniziert gleich sechs Neubesetzungen, somit wird die Hälfte des zwölfköpfigen Teams auf die neue Spielzeit hin ausgetauscht:

Austritte:

  • Alexander Karl, Co-Leitung Veranstaltungstechnik
  • Dominika Jarotta, Leitung Klub
  • Eva Maria Schöpfer, Leitung Catering
  • Johannes Mall, Assistenz Veranstaltungen
  • Laura Röösli, Leitung Küche
  • Urs Emmenegger, Leitung Veranstaltungen

Eintritte

  • Benjamin Spies, neu Mitarbeit Veranstaltungen
  • Carla Taube, neu Co-Leitung Veranstaltungen
  • Guy de Prà, neu Leitung Klub
  • Nicole Bauer, neu Mitarbeit Veranstaltungen
  • Philippe Weizenegger, neu Co-Leitung Veranstaltungen
  • Sam Steiner, neu Leitung Grafik