Wo der Bartli den Most holt? In der Agglo!

Die Zwischenbühne in Horw wird heuer 30 – dazu schenkt sie sich und Publikum eine neue Veranstaltungsreihe. Gestern feierte die Late Nite Show eine gelungene Premiere mit den Gästen Baba Uslender und Soldat93.

Horw hat mit der Zwischenbühne einen weissen Saal mit bewegter Geschichte – 1982 begründet, brannte er 1991 nach einer Brandstiftung komplett ab. Doch man baute wieder auf, was aufgebaut werden musste (so viel zur Geschichte, die man hier nachlesen kann). Seither finden darin Theater, Jazz oder Pop und natürlich die legendären Nites statt (etwa zu Ehren von Elvis, Tom Waits oder zuletzt Michael Jackson). Und nun erfährt die Nite-Reihe zum Jubiläum ein Upgrade zur Late Nite. Showmaster ist jeweils Thomas Fuchs, bekannt als DRS-Nachrichtenmann (und nicht etwa zu verwechseln mit diesem Thomas Fuchs). Die famos groovende und gut rockende Hausband stellen Peter Estermann (Tasten), Michel Gsell (Bass, Gitarre, Gesang) und Arno Troxler (Schlagzeug). Weiter versprach die Ankündigung «Breaking News, brechenden Pointen, Aussenwette, Kochstudio, viel Musik und Stargäste». Und die Versprechen wurden gehalten, die Late Nite Show hat ihre Feuertaufe im proppenvollen Haus bravourös gemeistert.

Das lag zu einem guten Teil am grandiosen Gastgeber Thomas Fuchs, der mit sicherem Gespür, viel Nonchalance und bestem Witz durch den Abend führte (er trat im Fuchskostüm auf die Bühne). Und gleich zu Beginn wurde es bitterböse, als Nachrichten über die Boxen ertönten – die knochentrockenen News: Unglücksfälle zuhauf, denen nicht nur die gesamte SVP-Führungsriege zum Opfer fiel (einstürzende Betondecke), sondern auch die Chefredaktoren einer Luzerner Zeitung und anderer Postillen. Francine Jordi/Florian Ast (ätzendes Putzmittel mit Champagner verwechselt) mussten ebenso dranglauben wie etwelche Bänker und Promis. Feinste und böseste Satire, was für ein Einstieg! Dann dümpelte die Show zunächst etwas vor sich hin – mit Witzen des charmanten Bühnengirls (Fabienne Hubmann), mit projizierten Schlagzeilen und Bildern, die mal lustiger, mal etwas plump waren. Und immer wieder gegen das Medium an der Maihofstrasse, das ja gestern mit einem offenen Brief an FCL-Präsident Walter Stierli eine willkommene Angriffsfläche bot. Und stets war da natürlich nicht zu übersehen der Bühnenkoch Willy Willimann, der während der gut zweistündigen Show zwar eine fantastisch mundende Suppe zauberte, aber auch den etwas gesucht trotzigen Gegenpart zu Gastgeber Fuchs mimte. Die Zwischenbühne ist ja berüchtigt für ihre extravaganten Ideen – aber wie gestern kein Aufwand gescheut wurde, sucht in diesem Rahmen seinesgleichen. Da gab es Videos (Phil Küng), eine live in den Saal übertragene Aussenwette mit Gabelstapler (Marco Sieber und Rita Zimmerli), die jedoch genauso gründlich und genüsslich scheiterte wie die Aussenreportage (Claude Bachmann). Und da war als Videoeinspielung die Rubrik «Ferdi Gisler erklärt Begriffe» – diesmal «Migrationshintergrund» – unfassbar witzig (siehe Video unten).

Schöne und sehr komische Akzente setzten Christoph Fellmann und Claudia Schwingruber. Einerseits, indem sie ein Gespräch aus der Sendung «Nachtwach» (Barbara Bürer auf DRS 3 und SF) 1:1 vorlasen und die Sendung so aufs Köstlichste entlarvten. Thema war: «Und dann war alles anders» (hier nachhören), Pierrette (Schwingruber) erzählt darin, wie sie sich in ihren Chef Herrn Schenk (respektive zunächst in seine Kinder) verliebte und Bürer (also Fellmann) sagte «mhm» oder «gäll» – Worte echten Mitgefühls. Später zeigten sie eine schöne Parodie auf Kliby und Caroline (Bild). Und dann eben die Gäste: Baba Uslender (bei dem Bartli den Most holt!) und Soldat93, die spätestens seit dem Gewinn des Kick-Ass-Award von Radio 3fach in Luzern bekannt sind (im Internet sind sie’s schon lange). Das ist Hip-Hop mit Ausländerslang aus Hochdorf – irgendwie dilettantisch, andererseits extrem witzig und gut. «Albaner, aber herzlich» soll das kommende Album heissen in Anspielung auf Bligg. Drei Songs gaben sie zum besten – schade blieben sie nicht noch für eine Weile zum Gespräch. Um halb eins, also angemessen late, war Schluss respektive Disco – es folgen drei weitere Episoden, die laut Thomas Fuchs «wahrscheinlich immer besser werden».

Weitere Late Nites: FR 23. März, 20. April und 11. Mai, jeweils ab 21 Uhr, Zwischenbühne Horw Artikel «Das Haus als offene Spielwiese» (aus «041 – Das Kulturmagazin», Februar 2012) Trailers von Phil Küng: [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=SZpjZW8GIkQ[/youtube] [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=I_tlVu9-9hw[/youtube] [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=RAJX--EInew[/youtube]