Wir feiern uns selbst

Schüür Luzern, 07.01.2014: Radio 3FACH lud zur 14. Ausgabe der allseits beliebten, lokalen Glam-Gala namens «Kick Ass Award». Wie jedes Jahr gaben sich Prominente die Klinke in die Hand, wurde die Luzerner Kulturszene ironisch durchleuchtet und das hiesige, musikalische Schaffen honoriert. Es folgt ein protokollarischer Ablauf des Abends.

Wie schon letztes Jahr moderierten David Roth und Andreas Gantner den Anlass - beides ehemalige 3FACH-Moderatoren. Gleich zu Beginn teilten sie ein paar Seitenhiebe gegenüber Luzerner Kulturinstitutionen aus, indem sie beispielsweise Witze über die prekäre Finanzlage des Neubad machten oder den Südpol als Auffangbecken für ehemalige 3FACH-Musikredaktoren bezeichneten (wo aktuell tatsächlich drei ehemalige 3FACH-Musikredakteure arbeiten). Nach diesem humoristischen Warm-Up folgte die eigentliche Vergabe der Preise. Schönstes Album Cover

Dans La tente cover

Dans La Tente – «Young Man Drifting» (Artwork by Mathis Pfäffli)

jantscher

Als Preisübergeber fungierte FCL-Spieler Jakob Jantscher. David Roth fragt den Österreicher, wieso er nicht Skifahrer werden wollte, da diese doch erfolgreicher wären als österreichische Fussballer. Jantscher erwidert trocken: «Die Österreichische Nationalmannschaft steht in der Quali momentan weiter vorne als die Schweizer Nati». Womit er natürlich recht hat. Da zog Roth ein Klischee aus der Mottenkiste, das nicht mehr ganz der Aktualität entspricht.  

Schönste Speisekarte (Webvoting) 1) Alpineum Kaffeehaus Bar 2) Neubad 3) Sedel

alpi

Dieser Preis wurde via Webvoting ermittelt. 919 Personen gaben auf Facebook ihre Stimme ab. Mit 323 Likes ging das Alpineum als Sieger hervor. Als Preisübergeber Adrian Borgula (Stadtrat Grüne) und Yvette Estermann (Nationalrätin SVP) die Bühne betraten, meinte David Roth, ob es nicht gefährlich sei, wenn sich Mitglieder der SVP und der Grünen an einem Fest treffen würden. Danach folgte ein Gesangsduett des Grauens, in welchem Roth und Estermann «Vo Luzern gäge Wäggis zue» sangen, unterstützt von Borgula am Kontrabass und Gantner an der Gitarre. Die falschen Töne schienen auf das Rhythmusgefühl des Publikums abzufärben, welches eine Art Offbeat mitklatschte.  

Special Guest: Hanibal Assad feat. Tom Hengzt Das Trio vom Splätterlitheater gab eine Gangsta-Rap-Parodie zum Besten. Das war witzig, erschien aber durch die Verwendung altbekannter Klischees auch etwas bemüht.

splätterli  

Toro Embolado Award Ui, da waren alle gespannt: Geri «Geri-Gate» Müller am Kick Ass Award. Würde er die Hosen runterlassen? Keine Sorge: Es blieb alles im grünen Bereich - niemand musste sich fremdschämen. Naja, ein wenig vielleicht durch die folgende Szene: Roth bat Müller, einen Witz zu erzählen. Dieser (irgendwas mit Pinguinen im Kofferraum) wollte aber so gar nicht ankommen. Anyway: Es ist mutig von Geri Müller, sich in die Höhle des Löwen zu wagen, auch wenn der Löwe beim Kick-Ass-Award eher ein Kätzchen ist. Ein bisschen Geri-Gate-Feeling gab’s dann trotzdem noch in Form eines Selfies vor dem Publikum.

Selfie

Ach ja, der Toro Embolado Award ging an den Kanton Luzern für die «Plünderung des Lotteriefonds zu nicht gemeinnützigen oder kulturellen Zwecken». Oder: Moskau einfach.  

Award Schönster Acker Vermutlich das erste und letzte Mal, dass dieser Preis verliehen werden sollte, denn er ist für die Katz und die Füchse. Eigentlich dient der Award dem Zwecke, der NLZ ein bisschen ans Bein zu «bieseln», da diese nach dem letztjährigen Funk am See berichtete, dass sich die Lidowiese in einen Acker verwandelt hätte. Doch dieser Seitenhieb kam nicht an: Das Thema war nicht mehr präsent und leider hatte es auf der Leinwand kein Foto der maroden Wiese, die dem Publikum auf die Sprünge helfen können hätte.  

Video-Premiere: Werbevideo für 3FACH Memberclub

 

Award Bestes Album 1) Mimiks mit «VodkaZombieRamboGang» 2) Pink Spider mit «The Hunch» 3) Heidi Happy mit «Golden Heart»Für die Award-Übergabe wurde der SRF-Virus-Moderator Robin Rehmann auf die Bühne bestellt. Herr Roth stellte ihn als «gebührenfinanzierten Punk» vor. Rehmann wagte im Gegenzug die Frechheit, zu fragen, mit welchem Prozedere der Gewinner ermittelt wurde. Eine Jury, bestehend aus den ehemaligen 3FACH-Musikredaktoren Marco Liembd und Remo Helfenstein sowie dem angehenden 3FACH-Musikredakteur Moritz Stettler zeichnete für den Auswahlprozess verantwortlich. Rehmanns Reaktion nach war abzulesen, dass er diese Expertenrunde als undemokratisches Gremium erachtete. Und dies als jemand aus dem Hause SRF!

mimiks

Live Band - One Sentence Supervisor Das Quartett aus Baden war der passende Musik-Act. Passend im Sinne, dass sie beim Luzerner Label Goldon Records unter Vertrag stehen. Passend aber auch deswegen, weil sie am Abend der Luzerner Kulturselbstzelebrierung in Erinnerung riefen, dass gute Musik nicht zwangsläufig aus Luzern stammen muss.

 

Game-Award Der Wettbewerb für den Game-Award wurde als «Dschungelcamp für abgehalfterte Musiker» angekündigt. Wie wahr, schienen sich doch Priska Zemp (Heidi Happy), Martin Fischer (Huck Finn), Mav Bun (Johnny Burn) und Tobi Gmür für nichts (mehr) zu schade zu sein: Sackhüpfend hoppelten die vier durch die Stadt, versuchten sich als Strassenmusiker und landeten zu guter Letzt in der Luzerner Bier-Brauerei, wo sie noch ein bisschen Product Placement betrieben. Nach diesem Video-Einspieler betraten die vier die Bühne und mussten noch ein letztes Spiel über sich ergehen lassen. Mit verbundenen Augen sollten sie erraten, wer jeweils vor ihnen steht/stand. Andy Wolf moderierte das Spiel mit all seiner Erfahrung, die er als langjähriger Sportmoderator besitzt. Mit der Zeit hatte er jedoch Mühe, die Zeit zu überbrücken, da niemand sein jeweiliges Gegenüber erriet. Ein Hauch von Erleichterung ging durch den Saal, als Martin Fischer nach gefühlten zehn Minuten herausfand, dass vor ihm Goldon-Records-Chef Guido Röösli stand. Mit dieser herausragenden Leistung stand Fischer als Sieger des Game-Award fest.  

game

KICK ASS AWARD (Bester Song 2014) Der Höhepunkt kam wie immer zum Schluss: die Vergabe des mit 3’000 Franken dotierten Kick Ass Award. Als Preisüberbringerin betrat niemand geringeres als Fitness-Model und Neo-Single Anja Zeidler die Bühne. Es wurde merklich unruhig im (von Männern dominierten) Publikum. Martin Fischer, noch sichtlich euphorisiert vom Gewinn des Game Award, schrie mehrmals «Armdrücken» in Richtung Bühne. Blitzschnell reagiert das Moderatoren-Duo, organisierte einen Tisch und Andy Wolf als Moderator. Es wurde ein Kampf à la «David gegen Goliath»: Martin Fischer versuchte noch, Frau Zeidler mit einem Kuss auf die Stirn zu irritieren, da senkt sich sein Arm schon wie eine kaputte Bahnschranke hernieder. Und Frau Zeidler sagte sich wohl «Glück im Spiel, Pech in der Liebe» oder so.

armdrücken

Aber eigentlich geht es ja um den Kick-Ass-Award, der verdientermassen an Pink Spider mit ihrem grossartigen Folkpop-Song «Bucket Of Tears» verliehen wurde. Ein Song, der klingt, als hätte ihn Bob Dylan für das Album «Blood on the Tracks» komponiert.

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1) «Bucket of Tears» von Pink Spider

2) «2041» von Emm x Kackmusikk 3) «Gravity» von Dans la Tente

Die diesjährige Ausgabe des Kick Ass Award glänzte mit interessanten «Promis» wie Geri Müller und Anja Zeidler. Obwohl es zu bezweifeln ist, dass man Anja Zeidler in einem Jahr noch kennen wird, denn ihre «15 Minutes of Fame» hat sie schon arg ausgereizt. Die Show an und für sich hatte ein paar harzige Momente mit Längen, aber die sind zu verkraften. Hier fanden ja nicht die Oscar-Verleihungen statt. Es macht einfach Spass mitzuerleben, wie einmal im Jahr die Luzerner Kulturszene sich selber feiert und gleichzeitig das Ganze auch mit der nötigen Portion Ironie versieht und versteht.