Willkommen im dritten Jahrtausend

Teiggiareal, Kriens: Am Sonntag, 24. November 2013 fand die zweite Öffentliche Probe des Musical-Projektes Verona 3000 statt. Wiederum in ihrem Probelokal in der alten Teigwarenfabrik Teiggi in Kriens. Für die Zuschauerinnen und Zuschauer eine erfrischende Packung jugendlicher Theater- und Musiklust, für die Teilnehmenden eine weitere Möglichkeit, ihre eingeübten Stücke vor Publikum zu präsentieren und einen möglichen Ernstfall zu simulieren.

(Von Lorenz Hegi)

Das «waghalsige Musical-Experiment», wie es die Veranstalter selber nennen, scheint auf gutem Weg zu sein. Bereits beim Eintreten in das Probelokal erwartete einen eine sich engagiert warmsingende und tanzende Gruppe von ca. 25 Jugendlichen, die sich auf die öffentliche Probe vorbereiteten. Kaum hatten die Besucherinnen und Besucher sich gesetzt, nahmen die Leitenden der Probe (Daniel Korber und Joseph Sieber) die Führung in die Hand und eröffneten den Nachmittag mit einer kurzen und lockeren Übung, bei welcher sie das Publikum miteinbezogen und somit eine allenfalls aufkommende unnötige Distanz zwischen Publikum und Spielenden aufzuheben versuchten. Der allgemeinen Stimmung tat es gut, zumindest von Seiten des Publikums betrachtet war so einen angenehme Nähe geschaffen. Auf dem Programm stand ein Teil der Anfangssequenz des Stückes, wie es dann im Mai und Juni 2014 knapp zwei Dutzend Mal aufgeführt werden soll. Die Leiterin Performance und Bewegung, Jasmin Andergassen, übte mit dem Ensemble die Choreografie. Es schien wichtig zu sein, an der Gruppendynamik und –spannung zu arbeiten, sowie an der Körpersprache, wenn auch schon viel davon vorhanden ist und einzelne Charaktere mit ihrer Performance bereits hervorstechen konnten. Ein gut gewählter Anfang, da es gleich dynamisch und bewegungsintensiv blieb, zudem eine stimmungsvolle Melodie. Unterstützt wurde die Truppe bei dieser Probe von einer vierköpfigen Band (Schlagzeug, Bass, Gitarre, Klavier). Zeitweise wurde die Band zusätzlich von einem Didgeridoo begleitet. Leider ging durch die laut spielenden Instrumente der Gesang etwas unter, so dass teilweise wenig Text verstanden werden konnte. Wie es schien, auch eine neue Situation für das Ensemble. Anschliessend wurde die Szene mit differenzierteren Raumaufteilungen geprobt, so dass klar wurde, dass es bereits erste Vorstellungen eines Bühnenbildes gibt. Allerdings entsprechen die Raumverhältnisse in der Teiggi nicht dem tatsächlichen Aufführungsort (eine Dreifachturnhalle bei der Allmend Luzern), der noch aufwändig umgebaut und für die Veranstaltung hergerichtet werden muss.

Inhaltlich dreht sich die Geschichte um das «Jungsein im dritten Jahrtausend» und um Themen wie Online Games, digitale Selbstdarstellung, Jugendgewalt und «natürlich Liebe, Sex und Zärtlichkeit». Davon war auch in der Probe schon etwas zu erkennen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler wirkten aufgestellt und munter und zwischen den klaren Direktiven der Leitung war auch mal Platz für ein Spässchen. Eine durch und durch frische und lebendige Angelegenheit, die Lust auf mehr machte, was auch die kurze Feedback-Runde am Ende belegte, in der das Publikum sich äussern konnte. Was nach knapp neunzig Minuten allerdings etwas fehlte, waren die intimeren Probemomente, da die vorgeführten Sequenzen teilweise eher einer Kostprobe einer möglichen Vorstellung glichen, als einem Einblick in die vertiefte Auseinandersetzung mit einem Stück. Eine solche Situation vor gespanntem Publikum und in dieser räumlichen Nähe herzustellen, ist aber auch nicht ganz einfach. Die am Sonntag vorgeführte Version stellt im Moment eine etwas ungeklärte Situation dar, die vielleicht für eine dritte öffentliche Probe (19. Januar 2014) noch angepasst und in ihrer Wirkung geschärft werden könnte. Denn beides scheint sinnvoll und gewinnbringend zu sein: eine Simulation einer Aufführungssituation (auch im Sinne eines «Appetizers»), wie auch einen „wirklichen“ und unmittelbaren Einblick in eine intime Probesituation. Die Frage ist vielleicht schliesslich auch, wer mehr profitieren soll: das Publikum, die Leitung oder das Ensemble? Das Projekt zu unterstützen lohnt sich auf jeden Fall, sind die Produzenten doch beispielsweise auf finanzielle oder materielle Unterstützung für diesen grossen Aufwand angewiesen.

www.verona3000.ch Das Ensemble und die Leitung des Projektes im Detail und weitere Informationen zum Stück. Weiterführender Link zum Text über die erste Bühnenprobe von Verona3000 von Heinrich Weingartner auf kulturteil.ch