Wer sind die Kulturköpfe 2014?

Es ist wieder so weit: «041 - Das Kulturmagazin» wählt DIE Kulturköpfe 2014 in der bald erscheinenden Januarausgabe. Welche Künstler aus den Sparten Musik, Theater, Film, Literatur und Tanz haben es in diesem Jahr verdient, gewählt zu werden? Wer hat besonders gelungene Produktionen realisiert? Wer war aussergewöhnlich präsent? Wer hat im Hintergrund die Fäden genau richtig gezogen? Als Vorgeschmack hier noch einmal ein Rückblick auf die Kulturköpfe 2013 - mit teilweise noch unveröffentlichten Paparazzi-Bildern!

1. Felix Bänteli 

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Als Student an der Kunsthochschule Luzern machte Felix Bänteli eine Beobachtung, die ihm fortan zu denken gab. Nämlich, dass Kulturschaffende mit technischen Geräten aller Art arbeiten, sie im Grunde aber nicht verstehen. Er aber wollte dies, und lernte in ein paar Semestern Maschinenbaustudium eine neue Wissenswelt kennen – eine, in der es ihm an Kreativität fehlte. Man müsste doch beides verbinden können, dachte sich Bänteli. Und genau das tun der 31-Jährige und seine Mitstreiter heute mit dem Labor Luzern. Ihre Grundidee: Material, technisches Know-How und Ideen gibt es in Luzern zuhauf – man braucht sie nur auszutauschen, damit Neues entsteht und jeder einzelne profitiert. Seit 2012 organisieren Felix Bänteli, Daniela Schmidlin und Patrick Rohner in Luzern Workshops im Bereich der zeitgenössischen Medien. Themen sind: Wie baue ich eine Soundinstallation mit tanzenden Bärchen? Welche Komponenten brauche ich für ein eigenes elektronisches Musikinstrument? Ende 2012 konnte das Labor-Team seine eigene elektronische Werkstatt einrichten. Im «Hackspace» finden seitdem regelmässig Workshops und jeden Mittwoch der offene Treffpunkt «Open Sources» statt. Gestalter, Informatikerinnen, Kunststudenten und Entwickler treffen dort zusammen und tüfteln gemeinsam an Lösungen – fernab jedes Lehrer-Schüler-Musters. Die Anlässe sind rege besucht und Verbände aus Forschung und Wirtschaft zeigen sich an den Workshops ebenso interessiert wie Gruppen und Institutionen aus der Kultur. In Basel will man bereits einen eigenen Hackspace aufbauen, und auch das Luzerner Theater wendete sich schon ans Labor: Es brauchte für eine Inszenierung ein Silikonherz, das schlägt. Das Labor Luzern hat mit seiner interdisziplinären und zukunftsweisenden Plattform 2013 eine Lücke gefüllt und ein neues Feld aufgetan. Felix Bänteli war dabei der treibende Kopf, ideensprühende Chaot und wortreiche Vollzeitarbeiter. Bestimmt wird das Labor Luzern auch 2014 weiter experimentieren (gerade hat es den Zentralschweizer Förderpreis des Migros Kulturprozents entgegengenommen) und zum Selber-Machen animieren – zum Beispiel am diesjährigen «Jurassic Laboratory», dem Zeitgenössische-Medien-Festival des Labors.  

2. Laura Breitschmid

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Sie ist in der hiesigen Kunstszene die Newcomerin des Jahres und der Beweis dafür, dass man auch in kurzer Zeit grosse Spuren hinterlassen kann. Gemeinsam mit Nadine Wietlisbach und Eva-Maria Knüsel betreibt sie den unabhängigen Kunstraum sic! Raum für Kunst an zwei Standorten. An der Sälistrasse funktionierte man im Februar 2013 zudem eine Garage an der Neustadtstrasse zum Elephanthouse um. Die 26-jährige Kunsthistorikerin war treibende Kraft beim Auf- und Umbau. Daneben ist sie mitverantwortlich für das sic!-Programm. In Alpnach kuratierte sie die Ausstellung «Frauenzimmer» und in Meggen ist sie Mitglied der Kommission Bildende Kunst. Weitere Stationen waren: Praktika beim Fotografen Tom Stocker, in der Galerie Benzeholz in Meggen und bei der Produzentengalerie Alpineum. Ihr Engagement geht aber über die Kunstwelt hinaus: Sie programmiert die Musik für das N.O.N.-Openair auf dem Weingut ihrer Familie in Meggen und organisiert für das Familienunternehmen Curaden internationale Workshops im Bereich Dentalhygiene. Laura Breitschmid ist die Vertreterin der jungen Generation von Kunstmachenden. Unermüdlich, voller Hingabe und stets bescheiden setzt sie neue Projekte um. In einem Interview sagte sie neulich: «Es braucht eine Vision und die Überzeugung, dass das, was man tut, notwendig ist.» Ja, auch wir sind überzeugt, dass das, was Laura Breitschmid tut, für Luzern nicht nur notwendig ist, sondern auch im Jahr 2014 unverzichtbar sein wird.  

3. Marco Meier

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Natürlich ist Marco Meier ein Kulturkopf schlechthin – als ehemaligen DU-Chef, DRS 2-Leiter und Sternstunden-Moderator brauchen wir ihn hier kaum mehr vorzustellen. Mit seinem Ausstieg aus der Medienarbeit ist es um den Intellektuellen auf nationaler Bühne etwas ruhiger geworden. In Luzern aber war Marco Meier 2013 ganz schön aktiv: In den Wirren um die zeitweise führungslose Kunstgesellschaft wirkte er als Vorstandsmitglied und Kommunikator gegen aussen als Fels in der Brandung. Im Oktober eröffnete er gemeinsam mit Gabor Fekete die neue Fotogalerie «fotokammer» mit einer eindrücklichen Sammlungsausstellung von Allan Porter, Macher der legendären Fotozeitschrift «camera». Auch leitet Meier seit Herbst die Gespräche der neuen Veranstaltungsreihe «KKL Impuls. Gespräche zur Zeit» – am 16. Januar übrigens mit Bundesrätin Sommaruga. Ganz nebenbei schreibt er auf der Plattform Luzern 60plus gegen den «Verjüngungswahn» in den Medien an. Das ist aber nicht der Grund, warum der gebürtige Surseer in unserer Kulturkopfliste fungiert. Wir sagen nur: Willkommen zurück!  

4. Felix Pfäffli

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Als jüngstes Mitglied aller Zeiten wurde Felix Pfäffli letztes Jahr in die «Alliance Graphique Internationale» aufgenommen, ein Eliteverein weltweit renommierter und einflussreicher Grafik- und Kommunikationsdesigner. Pfäfflis Werk zeichnet sich durch einen grossen Erfindergeist aus, jede seiner Arbeiten entwickelt er von Grund auf neu und kreiert somit nie gesehene grafische Styles. In Luzern hat er in den letzten Jahren die Erscheinungsbilder von Kulturinstitutionen wie Südpol, Radio 3fach oder B-Sides Festival geprägt.  

5. Corina Schwingruber

Corina Schwingruber

Mit dem Dokumentarkurzfilm «Baggern» (2011) heimste die Zentralschweizer Filmschaffende bereits mehrere Preise ein. Es ging gleich weiter: im letzten Jahr visualisierte sie einen packenden Einblick in den Alltag eines serbischen Dorfladens. «Kod Ćoška», in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Nikola Illić realisiert, erhielt an den Winterthurer Kurzfilmtagen den Preis für den besten Schweizer Film. 2014 wird sie im Atelier Stadt Luzern in Kairo die Rolle der Frauen in Ägypten anvisieren. Klingt nach ganz grossem Kino.  

6. Lukas Geisseler

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Der junge Mann mit dem kräftig angegrauten Haar ist ein aktiver Agitator der Luzerner alternativen Kulturszene. Mit dabei war er in der Zwischennutzung Zollhaus, jetzt wirkt er zusammen mit Adriana Zürcher und Beatrice Stierli als Hauptverantwortlicher beim Projekt «Tatort Bernstrasse». Mit seiner Trink-Theke, ein mobiles Bücherkaffee, besucht er regelmässig Kulturorte und belebt so Diskurs und Vernetzung. Und ganz nebenbei ist Lukas Geisseler noch Künstler und Spezialist für Video-, Licht- und Tontechnik.  

7. Christophe Rosset

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Nichts mit Kommerz am Hut und trotzdem eine volle Bude: Die Stanser Musiktage lassen die Musikliebhaber schon seit 20 Jahren nach Nidwalden strömen. Halt eben Klasse statt Masse. Das ist Christoph Rosset zu verdanken. Der 51-jährige Stanser schaffte es aus einem kleinen Musikfest einen Fixpunkt im Festivalkalender zu machen. Mit einem Musikprogramm von Worldmusic über Jazz und Pop bis zu Elektronischem gehören die Stanser Musiktage zum Innerschweizer Kulturprogramm. Und ganz nebenbei trainiert er noch die Fussballerinnen des SC Buochs.  

8. Anja Wicki

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Während die 26-Jährige noch die Illustrations-Schmiede an der Hochschule Luzern besuchte, konnte man 2010 bereits das erste Ampel-Magazin in den Händen halten. Anja Wicki, Luca Bartulovic und Andreas Kiener kreieren zusammen ein Heft voller Illustrationen mit internationalem Charakter. Ihre Arbeit wurde in diesem Jahr mit den Werkbeiträgen ausgezeichnet. Ihre Arbeit wurde in diesem Jahr mit den Werkbeiträgen und den Migros Kulturprozenten ausgezeichnet. Nebst dem Schaffen im Kollektiv stellt die Luzernerin auch einzeln aus und publiziert ihre Werke. Mit ihre Arbeit festigt sie Luzerns Position als Comixstadt.  

9. Remo Bitzi

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«Diesen Bastard namens Gegenwart einfangen» - nichts Geringeres hat sich der ehemalige Design-Management-Student zum Ziel gesetzt. Mit dem Magazin zweikommasieben schafft er einen Raum, wo das Phänomen elektronische Tanzmusik in seiner ganzen Bandbreite nachhallen kann. Wo das Nz-Nz nicht nur Nz-Nz bleibt, sondern ernstgenommene musikalische Zukunft sein darf. Als Teil der Drahtzieher innovativer Events wie der Reihe «Nacht» im Südpol oder den ausgefallenen Release-Partys seines Magazins trägt er auch zum nachtnächtlichen Treiben selbst wesentlich bei.  

10. Ursula Hildebrand

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Einmal mehr setzte sich Ursula Hildebrand 2013 mit Verve für die freie Theaterszene ein, und spielte ihre Rolle als Präsidentin des Berufsverbandes ACT Zentralschweiz überzeugend: Zum Beispiel als deren Vertretung im Projekt «Theater Werk Luzern». Zudem realisierte die freie Theaterszene unter ihren Fittichen ihren ersten gemeinsamen Spielplan – ein Meilenstein. Auch künstlerisch tat sich Hildebrand hervor: Etwa mit ihrer grossartigen Regie beim Musiktheater «dr Drachäschleier» in Dallenwil.

1. Peter Steiner 

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Selber hat Peter Steiner 2013 kaum im Vordergrund gestanden. Aber der Stanser Gemeinderat und Jurist hat viel angestossen, gut organisiert, stark vermittelt. So hat er das eindrückliche Spiel rund um den Dorfbrand von Stans, der sich 2013 zum 300. Mal jährte, initiiert. Es wurde im März aufgeführt, originell, eigenwillig, vielfältig. Peter Steiner hat auch Fäden gezogen, um das Zentralschweizer Literaturhaus in Nidwalden einzurichten. Der Trägerverein wurde im November 2013 im «Höfli» in Stans gegründet. Peter Steiner war und ist eine prägende Figur im reichen Stanser Kulturleben.  

12. Marcel Bieri (im Bild hinten)

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Wer einmal mit Marcel Bieri in eine Diskussion über Musik und Artverwandtes verstrickt war, weiss, dass diesem Mann nicht so schnell die Worte und Ideen ausgehen. Doch Bieri produziert beileibe nicht nur warme Luft. Seit Jahren verfolgt er beharrlich sein Ziel, als Konzert-Veranstalter und Geschäftsführer des B-Sides Festivals über die Runden zu kommen. Mittlerweile strahlt die Marke B-Sides das ganze Jahr am Luzerner Kulturhimmel, Bieri netzwerkt sich fleissig durch die Szenen und macht dabei nicht den Ausdruck, als würde ihm jemals die Lust an der Kulturarbeit ausgehen.  

13. Stephen Smith (im Bild ganz rechts)

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Seit 1982 in Luzern, hat Stephen Smith in der hiesigen Musikwelt vieles bewegt: Als Leiter seines jetzt 20-jährigen professionellen Ensemble Corund, Kantor und Organist der Matthäuskirche oder mit seiner intensiven Auseinandersetzung mit dem Barock und der Renaissance. Neben internationalem Engagement ist Smith lokal integrativ tätig: Dieses Jahr führte er im Projekt «Britten Chor Festival» vier Luzerner Spitzenchöre mit wichtigen Musikern der Region zusammen und bewies einmal mehr sein Fingerspitzengefühl in Sachen Programm.  

14. Kilian Mutter

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Der Jungspund schafft mit seinem enzyklopädischen Musikwissen Raum für ungehörte bis unerhörte Bands und Soloartisten. Von Trap und Ghetto Rap bis zu unentdeckten Perlen aus dem Indieversum findet alles seinen Platz und schafft den nötigen Gegenwind zum Gedudel auf Frequenz sowieso. Nebenbei holt er als Kopf von Erased Tapes Grössen wie Austra oder Chet Faker nach Luzern. Zudem begleitet er mit dem Blog guerolitomusic als Chronist die Indie-Szene und steigt auch selbst regelmässig hinter Luzerner Plattenteller.  

15. Dominic Deville

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Wo er ist, wird’s laut und bunt – und es ist in der Regel ausverkauft. Dominic Deville hat 2013 sein erstes Soloprogramm «Kinderschreck» und das Kinderstück «Herr Deville’s Superactionmegamonstermitmachtheater» etabliert. Sein Wandel vom Punkmusiker zum Bühnen-Solist ist im Prinzip keiner, denn unabhängig vom Genre tritt der Kindergärtner mit Sarkasmus, Totenköpfen und schriller Stimme auf und stösst äusserst unterhaltsam und erfolgreich vor den Kopf. Der «bunte Hund mit Kettensäge» (NZZ am Sonntag) hatte gar einen Auftritt bei «Giacobbo/Müller».  

Hier ein Teil der «041»-Redaktion, wie sie in einer streng geheimen Sitzung die Kulturköpfe 2014 wählt… Und bald sind die Köpfe aus dem Sack, in der Januarausgabe von «041 - Das Kulturmagazin»!

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