Weitergedacht

Chäslager Stans, 26.09.2014: Am 13. September feierte das Chäslager Stans seine Wiedereröffnung. Am 26. September gab es die erste Theateraufführung im neuen alten Haus zu sehen. Das in Stans einmalig aufgeführte Stück «Next Level» der Theatergruppe Kopp/Nauer/Praxmarer/Vittinghoff denkt stattfindende Entwicklungen weiter – und versieht die Konsequenzen mit einer gesunden Dosis Trash und Klamauk.

Die jugendliche Juni (eine Puppe, bewegt und gesprochen von Priska Praxmarer), ihr Vater (Armin Kopp) und ihre Mutter (Philippe Nauer, schnauztragend) sind berühmt. Und zwar dafür, dass sie so richtig asozial sind. Zumindest zum Zweck des Gelderwerbs. Als «The Fucking Family» sind sie quasi die Symbiose aus Assi-TV-Familie und Youtube-Phänomen. Es ist ein lukrativer Beruf: Mit ein paar Minuten Streit im Cyberspace verdienen sie mehr als der Vater zuvor für 12 Stunden Schuften am Tag. Willkommen in der nicht allzu fernen Zukunft. Diese Zukunft lässt sich grob so zusammenfassen: Es gibt keine Staaten mehr, die «Hyänen» Bürokratie und Justiz sind abgeschafft. Was es noch gibt, sind 5 grosse Finanzinstitute und den «Neozins», der einen zu Abgaben verpflichtet für Geld, welches man auf der Bank hat (was man muss). Oder wie es in einer Szene gesagt wird: «Das, was mit der dritten Welt passiert, passiert jetzt halt überall.» Slums, eine privilegierte Minderheit und ein mehr als privilegiertes Millionstel der Bevölkerung. Dass der Vater dann verschleppt wird, weil er es sich mit der «Jens Finanz» verscherzt, passt wunderbar ins Bild. Ausgehend von der Entführung des Vaters entwickelt sich eine Handlung mit viel Klamauk und Augenzwinkern und der obligaten (weil: Science-fiction) Gehirnwäsche-Weltverschwörung an ihrem Ende. Es geht in «Next Level» (Regie: Dirk Wittinghoff) weniger darum, einen vertieften Diskurs zu führen, sondern vielmehr darum, einfach mal mit grobem Schnitt alles anzuschneiden und zu sammeln, was bereits aktuell ist, und nur noch akuter wird: Das Spiel mit den Identitäten im Internet (sehr schön: der Hacker, der sich online als Monster verkleidet, demaskiert aber kaum einen geraden Satz herausbringt), der Tod des Arguments angesichts popkultureller Referenzen, die Sinnentleerung der Dekontextualisierung. Na, und eben: die Schere (schnipschnap) und Gehirnwäsche-Weltverschwörungen. Weder zu einfach gehalten noch zu verkopft, weder zu sperrig noch zu anbiedernd war «Next Level» ein vielversprechender Start in die Theatersaison im Chäslager.

Hier gibt's das ganze Programm der Wintersaison im Chäslager.