Weihnächtliche Jamsession light

Konstanz ist, wenn seit über zwölf Jahren ununterbrochen donnerstags gejammt wird. So in der Louis-Bar im Hotel Montana – ja, selbst an Weihnachten wird keine Ausnahme gemacht – wenn auch etwas gemächlicher als üblich. Ein Augenschein vor Ort.

«Old Time Jazz und Blues» verspricht das Programm jeweils am Donnerstag hoch über den Dächern Luzerns im Hotel Montana. Mitmachen kann im Prinzip jeder, und dass niemand alleine auf die Bühne muss, dafür sorgt jeweils das so genannte «Basis-Trio». Am Weihnachtsabend war's dann allerdings ein Quartett, bestehend aus dem langjährigen, sehr freundliche dreinschauenden Montana-Hausmusiker Richard Decker (Piano) und den jüngeren und durchaus smarten Urs Stucki (Saxofon), Roger Konrad (Posaune) und Linus Würsch (Klarinette). Nein, die Jazz- und Blues-Welt wird in der schmucken und dezent weihnächtlich dekorierten Louis-Bar definitiv nicht neu erfunden – zumindest nicht an diesem Abend. Titel aus dem Schmöker «Great American Songbook» und andere Jazzstandards wie «Girl from Ipanema» (hier sehen und hören) stehen auf dem eher seichten und leicht beschwingten Programm.

Doch es passt gut hierher: Die junge Bläserfraktion und der gestandene, perfekt gentlemnenhafte Richard Decker am Flügel harmonieren in diskreter Manier und die Gästeschar (zwischen geschätzten 20 und 70 Jahren) gefällt sich in einer Mischung aus Zuhören und inniger Konversation. Freundlicher Applaus zwischen den Stücken. War das eben «Jingle Bells», das zwischen Posaune- und Sax-Solo durchflackerte? Richard Decker hat eine Verschnaufpause eingeläutet und tritt zu uns an die Bar, er wirkt nicht mehr ganz so locker wie eben an den Tasten und schnauft etwas schwer.

Musste er doch die heutige Combo kurzfristig zusammentrommeln – wer will schon an Weihnachten spielen? Doch angesprochen auf die Erfolgsgeschichte Jamsession taut er auf. Natürlich sei sonst die Jamsession durch die Rhythmusgruppe dominiert, also mit Drum und Bass. «Jamsession bleibt Jamsession», so Decker, der die populäre Serie 1996 initiiert hatte. Hier werde sonst durchaus auch der Blues zelebriert, doch an Weihnachten ist alles ein wenig anders, ein wenig gemächlicher. Und ob ich heute noch singen wolle? Ich winke dankend ab und bestelle verlegen (und irgendwie auch geehrt) ein Bier und schaue ehrfürchtig zu den geschätzten 100 Whiskys an der Bar. Nächstes Set: Der Jazz wird wehmütiger, Roger Konrad soliert gekonnt mit einem Aschenbecher als Dämpfer vor der Posaune, anständiger Applaus zwischen Soli und Stücken, die Stimmung bleibt gediegen gedämpft, verhalten zustimmend. Euphorisch? Kaum noch an diesem Abend. Richtig gejammt wird wohl nach den Feiertagen wieder richtig, jeweils donnerstags, jeweils in der Louis-Bar. Es wird Zeit, das Fondue Chinoise vom früheren Abend zu verdauen, das Bähnchen befördert den Besucher sanft wie der Jazz in der Bar zurück in die niedrigeren Gefilde Luzerns.