Von wehenden Haaren und aufziehenden Stürmen

Schüür, Luzern, 07.09.2018: Wenn die Haare wieder länger und die Kleidung wieder dunkler werden, ist nicht nur der langsam heranziehende Herbst daran Schuld. Auch ein Metal-Spektakel kann dieses Phänomen hervorrufen. Crystal Ball lockte diesen Freitag Metalfans in die Schüür, um Heads zu bangen und die Arme energisch in die Luft zu strecken.

Eines vorneweg: Wenn es um die verschiedenen Genreabstufungen des Metals geht, bin ich mit meinem Latein schnell mal am Ende. Falls also hier einige Bezeichnungen nicht ganz an der richtigen Stelle angebracht oder falsch geschrieben wurden, sind die Herausgeber froh um Corrigendi.

Es gibt Leute, die hätten bei der Erwähnung von Metal wahrscheinlich diese Reaktion parat:

Anderen wiederum geht es eher so:

Diesen Freitag konnte man in der Schüür erleben, was den Reiz dieser Musik und dieses Lifestyles ausmacht. Und es gibt wirklich viele ganz gute Gründe.

Alle sind willkommen

Ob einem der Einlass gewährt wird in Cordhemd und gepunkteten Socken? Schnell wird einem jedoch bewusst, dass zwar viele Bandshirts und schwarze Jacken anwesend, aber hier wirklich alle willkommen sind. Es zeigt sich eine bunt gemischte Truppe, von jung bis alt, die alle gespannt aufs Konzert warteten.

Die beiden Bands, die diesen Abend zu einem Erfolg machten, waren Wielander und Crystal Ball. Wielander haben sich vor ein paar Jahren zusammengetan und wollen sich laut eigener Aussage erst mal an Supportshows heranwagen. Crystal Ball wiederum wurde Mitte der 90er gegründet und spielten seitdem unzählige Konzerte in ganz Europa .

Diese unterschiedliche Bühnenerfahrung bemerkte man am ehesten bei den Ansagen zwischen den Songs. War der Sänger von Wielander darauf bedacht, in schönstem Obwaldner Dialekt Merchandising-Artikel an den Mann oder die Frau zu bringen, sorgte sich der Sänger von Crystal Ball vielmehr darum, ob es dem Publikum denn auch wirklich gut gehe.

Die Frage nach der Befindlichkeit wurde zum Glück immer positiv beantwortet. Es ging dem Publikum offensichtlich gut. Bei beiden Bands wurden die Darbietungen mit Applaus und zustimmenden Pfiffen für gut befunden.

Bässe aus der Unterwelt

Wenn wieder einmal jemand behauptet, Gitarrenmusik wäre tot, sollte man diese Person unbedingt an ein Crystal-Ball-Konzert mitnehmen. Denn es flogen einem harte, schwere Gitarren um die Ohren, Bässe aus den Tiefen der Unterwelt füllten den Saal, es wurde posiert und gelebt. Wilde und theatralische Gestikulation noch und nöcher, herumschwingende Haare und Zwischenteile, die von allen Anwesenden im Chor mitgesungen wurden.

Zu einem kleinen Moment der Stille führte eine Schlusspose des Crystal Ball-Sängers: Nach den letzten Tönen stand er nämlich am Bühnenrand und streckte seinen rechten Arm in die Luft, und das Publikum so:

Seinen kleinen Fehltritt bemerkend, stimmte er sofort das nächste Lied an und alle waren beruhigt.

Was solche Konzerte wirklich ausmacht, ist die Epik des Ganzen. Wenn dir ein Mensch mit wehenden Haaren und einer kraftvollen Stimme von einem aufziehenden Sturm erzählt und dass du die Vorzeichen ignoriert hättest, dann sagst du so:

Hier geht's zu den Hompages der Bands:

Crystal Ball

Wielander


Crystal Ball