Verein Winkelzug: «Auch in Zug wird Kultur gemacht»

Raum erschaffen für Musik und Kunst, welche nicht der Norm entsprechen – fünf  professionelle Musiker*innen, aus dem Kanton Zug, stehen hinter dieser Idee. Der neue Verein Winkelzug sieht sich als Vernetzungsplattform, Kommune und Promoter für die Zuger Szene.

Titelbild: Linus Meier (links) und Martial In-Albon (zVg)

Zwei verträumte Augenpaare schauen mich erwartungsvoll aus dem Bildschirm meines Laptops heraus an. Es ist bereits 19 Uhr, seit einer Stunde dauert das Zoom-Interview mit den Mitgliedern des vor Kurzem gegründeten Vereins Winkelzug. Leider spielt das Internet nicht so mit; immer wieder stockt es und unterbricht die spannenden Geschichten von Martial In-Albon und Linus Meier.

Die beiden walten im Vorstand des Vereins. Sie nehmen sich die Zeit, um über ihr neuestes Projekt zu erzählen: Dankbar und auch etwas stolz berichten sie, wie aus einem Kaffeeplausch, an dem fünf Musiker*innen über die Zuger Kulturszene philosophierten, die Vision einer Plattform für professionelle, freischaffende Künstler*innen entstand.

Maurus Twerenbold, Jasmin Lötscher, und Sämi Büttiker heissen die restlichen Vorstandsmitglieder. Alle fünf sind zwischen 24 und 34 Jahre alt, im Kanton Zug aufgewachsen und neben Winkelzug in, mit verschiedensten Bands und Projekten der genrefreien Musik unterwegs, etwa als Martial Art, Maurus Twerenbold Non Harmonic Quartett,  KWADRAT oder Max Mantis.

Maurus und Sämi Büttiker
Maurus Twerenbold (links) und Sämi Büttiker wirken im Verein als Vorstandsmitglieder mit.

Als freischaffende Musiker*innen teilen sie alle die Schwierigkeit, sich als junge*r Künstler*in zu etablieren. Also entstand die Idee, eine Kommune zu gründen, um frische Studienabgänger*innen in improvisierter Musik und die bestehende Zuger Kulturszene, zu unterstützen.

Der Verein möchte eine starke Plattform anbieten, wo eigene Ideen und Projekte umgesetzt werden können und Austausch zwischen den Künstler*innen ermöglicht. «Dadurch kommt man gerade als junger Künstler mit verschiedensten Kulturschaffenden in Kontakt und kann auch unglaublich viel lernen», meint Linus Meier, Vizepräsident von Winkelzug, welcher es sich mittlerweile mit den Füssen auf dem Tisch bequem gemacht hat.

«In erster Linie gilt der Verein als Forum für junge Zuger-Künstler*innen.»

Martial In-Albon, Vereinspräsident

Im Oktober 2020 startete Winkelzug die ersten Konzertreihen in der Gewürzmühle Zug – geplant waren mehrere Konzerte, bis die neuen Corona-Regelungen Konzerte gänzlich verhinderte. Zwei Shows im Oktober und November konnten stattfinden, im Dezember und Januar fielen sie aus.

Die Musiker schwärmen von der Gewürzmühle. Andere Veranstaltungsorte gäben schon im Vornherein viel vor, hier aber müssen sie sich nicht an ein bestehendes Konzept halten, seien freier in der Gestaltung der Umgebung, erklärt In-Albon. Sie seien jedoch offen, künftig auch andere Räume zu bespielen. Bis jetzt verliefen die Veranstaltungen gut, trotz einigen Hindernissen. Aufgrund eines Beinbruchs eines Künstlers musste einmal innert kurzer Zeit ein Ersatz-Performer gefunden werden. Auch konnte die Irische Sängerin Lauren Kinsella aufgrund der Corona-Pandemie nicht einreisen. Spontaneität und Kreativität sei also auch bei der Organisation der Veranstaltungen gefragt. Da seien die positiven Rückmeldungen der Gäste und anderer Veranstalter motivierend, so In-Albon.

Jasmin Lötscher
Jasmin Lötscher ist als Musikerin unter dem Namen Jazzmin unterwegs.

Im Januar will der Verein mit dem Burgbachkeller Zug zusammenarbeiten, falls die Umstände das zulassen. «In erster Linie gilt der Verein als Forum für junge Zuger Künstler*innen. Wir wollen das Netzwerk der Zuger Kulturszene pflegen und ausweiten. Austausch mit Veranstaltenden und Kulturschaffenden in jeglicher Art soll ein Fokus bleiben. Weiter wollen wir überkantonal, sogar international arbeiten und darauf aufmerksam machen, dass auch in Zug Kultur gemacht wird», verrät uns der Präsident von «Winkelzug». 

Finanziert wird der Verein von Sponsoren, wie auch öffentlichen Stiftungen. Als Gönner oder Vereinsmitglied kann man auch im Verein tätig sein, Ideen Inputs eingeben und sich an der Organisation beteiligen.

Als Schlusspunkt des interessanten Gesprächs verraten In-Albon und Meier, wie es zum Namen für den Verein auf Winkelzug kam. Nach Duden wird «Winkelzug» definiert als «schlaues, nicht leicht zu durchschauendes Vorgehen zur Erreichung eines bestimmten, dem eigenen Interesse dienenden Ziels». Für In-Albon ist das eine perfekte Beschreibung für freie improvisierte Musik, welche der Ursprung der Idee des Vereins ist. Aber: «Unser Interesse gilt nicht nur uns allein, sondern auch den anderen.»

Mehr Informationen findet man auf der Homepage von Winkelzug: https://www.winkelzug.com