Vamos: Mit Fünfzig geht das Leben weiter

Regisseurin Silvia Häselbarth Stolz stellt in «Vamos – Ein neuer Weg» vier Menschen vor, die vom Leben zu einem Neuanfang gezwungen werden. Sie packen die Herausforderung an – mit verschiedenen Strategien und unterschiedlichem Erfolg.

Bilder: Filmstills

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Ein Eimer frischer Farbe in der ersten Szene macht klar, worum es hier geht: Abschied, Neuanfang, Umbruch. Die Luzerner Filmemacherin Silvia Häselbarth Stolz begleitet vier Menschen um die fünfzig rund ein Jahr lang durch eine Phase ihres Lebens, die von Hoffnung und Zukunftsangst geprägt ist, zeigt ihre vier Protagonistinnen und Protagonisten beim Hadern und Handeln, pendelnd zwischen Verzweiflung und Zuversicht.

Da ist Pascale, die von ihrem langjährigen Partner verlassen wurde, sich wieder zurechtzufinden versucht in ihrem Leben und Körper, der in den Wechseljahren steckt. Ralph wagt einen Neuanfang im Jura; lange hat er sich als alleinerziehender Vater in Luzern um zwei seiner Kinder gekümmert, jetzt gehen diese ihre eigenen Wege und zwingen damit auch Ralph, neue Aufgaben und Beziehungen zu finden. Marcello reagiert auf wachsende allgemeine Unzufriedenheit mit dem Umzug aus seinem riesigen Wohnatelier in einen bescheidenen Bauwagen, er reduziert sein Hab und Gut und versucht, eine neue Frau fürs Leben zu finden. Jacqueline schliesslich hat ihr Leben schon vor über zehn Jahren radikal umstellen müssen, als sie aufgrund einer Krankheit erblindete, vor zwei Jahren dann wurde sie mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert.

Vamos, Filmstill

Als Zuschauerin sieht man die Beziehungen förmlich wachsen, auch wenn die Regisseurin nicht sichtbar ist, man spürt, wo die Distanz immer kleiner wird, wo es persönlicher und berührender wird – und wo eine gewisse Distanz bleibt. Das ist unterhaltsam mit anzusehen. Silvia Häselbarth Stolz gelingt es auch, für ihre Figuren Spannungsbögen zu schaffen, die überzeugend durch den Film tragen. Zuweilen stellt sich die Frage, ob die Balance zwischen den Interessen des Films, der Filmemacherin und der Protagonisten gehalten wird – man möchte Marcello davon abhalten, seine Frauengeschichten allzu offenherzig breitzuschlagen, und wünscht sich gleichzeitig mehr zu erfahren darüber, was Jacquelines Herz bewegt. Silvia Häselbarth Stolz ist trotzdem ein stimmiger Film gelungen, der Abschied, Neuanfang, Umbruch aus verschiedenen Perspektiven zeigt und reflektiert.

Vamos – Ein neuer Weg
Unterschiedliche Daten
Cinema Leuzinger, Altdorf; Cineboxx, Einsiedeln; Kino Bourbaki, Luzern; Kino Mythenforum, Schwyz