Un Souvenir de Solferino

Kunsthalle Luzern, 21.12.2014: «In der Stille der Nacht hört man Stöhnen, erstickte Angst – und Schmerzensschreie, herzzerreissende Hilferufe. Wer könnte jemals die Todeskämpfe dieser schrecklichen Nacht beschreiben!» (Henry Dunant) -Die Ausstellung «Solferino» in der Kunsthalle Luzern.

Im Juni 1859 schilderte der Schweizer Humanist Henry Dunant mit diesen Worten die erschreckenden Zustände nach der Schlacht von Solferino. Diese Entscheidungsschlacht zwischen Österreich und Sardinien sollte in die Geschichte eingehen, denn mit dem Sieg des Königreiches Sardinien öffnete sich der Weg zur Einigung Italiens. Die Grausamkeit der Schlacht und die Hilfslosigkeit der Soldaten wirkten bei Henry Dunant lange nach, so dass er die Hilfsorganisation Das Rote Kreuz gründete. Das für Henry Dunant so charakteristische humanitäre Gedankengut findet nun in der Kunsthalle Luzern seine Fortsetzung, wenn auch in künstlerischer Form. Die dort aktuell gezeigte Einzelausstellung «Solferino» des Schweizer Künstlers Max Hari bezieht sich auf Henry Dunants Publikation «Eine Erinnerung an Solferino», zum anderen auf das Panoramagemälde von Edouard Castres, dass sich ebenfalls im Bourbaki befindet und den Übertritt der französischen Bourbaki-Armee in Les Verrières, Neuchâtel, darstellt. Diese Beziehung zu den Werken von Henry Dunant und Edouard Castres wird nun transformiert und in einem neuen Rahmen künstlerisch ausgeführt. Auf eigene Weise formt und gestaltet Max Hari seine Kunstwerke und schreibt ihnen seine fiktive Sichtweise der Schlacht Solferino ein. Halbelliptisch, als Kurve gestaltet, fügt er eine beidseitig zugängliche Panoramaskulptur in den Ausstellungsraum ein. Diese ist von beiden Seiten zugänglich und eröffnet dem Ausstellungsbesucher eine doppelte Betrachterperspektive. Die gegen die Glaswand zugewandte Rückseite der Skulptur ist schwarz grundiert, in welche mit einer Säge dem Holz Strukturen eingraviert wurden. Diese Holzzeichnungen zeigen sich bei grösserer Entfernung figürlich; lassen gefallene Soldaten, verletzte Pferde, nach Hilfe ausstreckende Arme erkennen. Die durch Henry Dunant geschilderte Kriegsszene wird mit ihrem ganzen Schrecken in eine gegenständliche Welt der bildenden Kunst übersetzt. Anders präsentiert sich die vorerst verborgene Innenwand. Die direkt auf Holz übertragene Malerei gestaltet sich aufgrund des grossen Formats weitläufig und stellt verschiede Szenen abseits des Kriegsschauplatzes dar. In Kontrast zur schwarzen Aussenwand der Panoramaskulptur stehend, greift der Künstler hier auf eine bunt gestaltete malerische Ausführung zurück und thematisiert so den Gegenstand der Humanität. Ergänzend zur Panoramaskulptur finden sich in der Kunsthalle Vorstudien von Max Hari. Die mit Kohle ausgeführten Skizzen eröffnen dem Betrachten grausam anmutende Kriegsszenen, welche den Schrecken von Solferino erfahrbar machen. Teilweise abstrahiert, dann wieder figürlich, behandeln sie, wie die Panoramaskulptur, den Humanitätsgedanke wie auch den Krieg als malerischer Schauplatz. Die Werke sprechen den Besucher durch ihre Expressivität direkt an und lassen ein Bild der Schlacht erahnen, das in erschreckender und dennoch humanitär-einfühlsamer Weise erfahrbar wird.  

Die Einzelausstellung Solferino des Schweizer Künstlers Max Hari ist noch bis am 20.01.2014 in der Kunsthalle Luzern zu sehen. Am Samstag, 10.01.2015, um 16 Uhr, am Sonntag, 11.01.2015, um 13 Uhr und Donnerstag, 15.01.2015, um 19 Uhr findet eine gemeinsame Führung durch das Bourbaki Panorama und die Ausstellung Solferino mit Historikerinnen des Bourbaki Museums und dem Künstler Max Hari statt. Am Mittwoch, 14.01.2015, um 20.30 Uhr interagiert das Stimmorchester Luzern unter der Leitung von Sebastian Strinning mit den künstlerischen Werken von Max Hari.