Tous ensemble

Stattkino, Luzern, 10.12.2019: Die «Filmtage Menschenrechte» feiern Zehnjähriges. Es geht um eine gemeinsame Bekämpfung von Armut, Krieg und Ausbeutung, von eingesessenen Klischees und Abgestumpftheit. Gezeigt wird ein Film, der unter die Haut geht.

Fotos: Marcel Kaufmann

Es ist der 10. Dezember, internationaler Tag der Menschenrechte, und das Stattkino ist prallvoll. Bereits zum 10. Mal finden im Namen der Schweizer Hilfsorganisation COMUNDO die «Filmtage Menschenrechte» statt. Angestimmt werden sie von Erik Keller, dem designierten Geschäftsleiter von COMUNDO. Für die Menschenrechte müsse gekämpft werden, sagt er, und dafür brauche es Mut. Während der ganzen Woche wird das Stattkino zu einem Ort, an dem Film und Gespräch sich um Menschen drehen, die nicht das Glück haben, in Zeiten des Friedens und der Sicherheit zu leben.

Eine bewegende Geschichte

Zur Eröffnung wurde am Dienstag «Camille» gezeigt. Der Spielfilm basiert auf der wahren Geschichte von Camille Lepage, einer 26-jährigen Fotojournalistin aus Frankreich, die es in die Zentralafrikanische Republik (ZAR) zieht, kurz bevor dort ein Bürgerkrieg ausbricht. Sie begleitet die Anti-Balaka-Miliz, deren Kampf gegen die Rebellenallianz Séléka sie fotografisch festhält. Mit ihren Bildern appelliert sie an die Welt, hinzuschauen. Doch ihr Engagement kostet sie ihr Leben.

Regisseur Boris Lojkine schafft es, die bewegende und fesselnde Geschichte einer mutigen jungen Frau und das komplexe Geschehen in einem politisch zerrissenen Land ineinander zu verweben. Eingeblendete Kurztexte sowie Radio- und Fernsehmitteilungen berichten über die politische Lage im Land. Der Film wird von originalen Fotografien von Camille durchzogen; dies, die häufig benutzte Perspektive der Handkamera sowie die starken schauspielerischen Leistungen tragen zur hohen Authentizität des Films bei.

Welten entfernt

Im anschliessenden Gespräch mit Tom Giger, Leiter der Veranstaltung, erzählt Gast Ruedi Küng aus seiner Perspektive als ehemaliger Afrikakorrespondent. Als Krisengebietsreporter stets eine gewisse Distanz zu bewahren, hält er für notwendig – nicht zuletzt auch für den Selbstschutz. Ob man als privilegierter Reporter solch extremen Situationen überhaupt gerecht werden kann? Er bezweifelt es.

Filmtage Menschenrechte 2019

Wie Camille Lepage verspüren viele Reporter*innen den starken Wunsch, mit ihrer Arbeit die Öffentlichkeit aufzurütteln, die Welt zu verändern. Ruedi Küng glaubt nicht daran. Informationen aus Krisengebieten erreichen uns im Sekundentakt, die Medien berichten, was die Öffentlichkeit hören will. Und die Öffentlichkeit will hören, was sie bereits zu wissen meint.

Der Film macht es schwer, die Konflikte der ZAR nur als einen Teil der Geschichte Afrikas wahrzunehmen. Es ist schwierig, Menschen von Klischees loszulösen. Doch dies ist der Antrieb der Krisenjournalist*innen – es war auch, was Ruedi Küng als Reporter antrieb.

Das Gespräch war mehr Interview als Gespräch und hätte gerne etwas länger dauern dürfen. Trotz schwerer Thematik war es eine erfolgreiche Ouvertüre der «Filmtage Menschenrechte» von COMUNDO.

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