Tolle Ideen, tolle Geschichten

Südpol Luzern, 23.05.2015: Weekend Phantom tauften gestern ihre neue Platte «Bad Ideas Make Great Stories» im Südpol. Das Konzert fand im Rahmen der «Heimspiele» statt, einem Festival für Zentralschweizer KünstlerInnen.

Sie leben kein Cliché. Diese Zeiten von Weekend Phantom sind definitiv vorbei, falls sie überhaupt mal angesagt waren. Seit ihrem Debüt-Album «Dot.», das 2013 schweizweit für ein erstes Raunen in der Musikszene sorgte, ist viel passiert. Für Christian Fries (Bass), Markus Aregger (Gesang/Gitarre), Jeremy Sigrist (Gitarre) und Markus Ineichen aka Baba (Schlagzeug) ist die blaue Phase angebrochen. Jetzt steht «Bad Ideas Make Great Stories» auf den wehenden Fahnen geschrieben und gestern wurde das zum Anlass genommen, um im Südpol die neue Scheibe standesgemäss zu taufen. Wuchtig und echt. Verspielt und gekonnt. Irgendwo zwischen Lo-Fi-Romantik und brechenden Noise-Wellen. Zwischen Fuzz und Hall. Und raw like a bloody meatball. Dabei immer überraschend sicher: Der Gesang, um den sich die Gitarren- und Schlagzeugwände erheben. «Bad Ideas Make Great Stories»? Ja. Ich glaube, oft sind es die vermeintlich schlechten Ideen, die uns dabei helfen, etwas Neues entstehen zu lassen. Das Publikum schien auf jeden Fall ziemlich einheitlich dieser Meinung zu sein. Es wurde (fast) nicht getanzt. Ein Pogo war nur im Ansatz zu spüren und es gab auch keine Wall of Death. Aber man sah es in ihren Gesichtern. An der verzückten Trance, die gute Konzerte nun mal entstehen lassen kann. Man sah, dass sich keiner wünschte, jetzt gerade irgendwo anders zu sein. Und sie waren viele an der Zahl. Viele Hände, die ihr Getränk in die Höhe hielten, um mit und auf die Band samt Anhang anzustossen. Es waren bestimmt auch viele Willisauer im Publikum, die den «Hug AG – Zugabe»-Joke am frühesten beklatschten.

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Überhaupt waren es diese charmant erzählten Anekdoten aus der Entstehung, der Geburtsvorbereitung dieses neuen Babys, die entspannt durch den Abend führten. Kein grosses Trara. Einfach gute Musik, an einem echt guten Ort. Überhaupt sollte an dieser Stelle auch dem Südpol gratuliert werden, dessen Konzertqualität sowohl was Booking wie auch was Performance anbelangt, immer besser wird. Und: Die tatkräftige Unterstützung des Flink-Gitarristen Jonathan Winkler darf auch nicht unerwähnt bleiben. Und natürlich Little Jig. Greg, der sich in der Box wieder die olle Punkfahne an die Wand genagelt hat. Die eigene Vodkamarke in Planung. Verdammte Punks der Neuzeit. Naja, ich darf ja nix sagen. White Noise. Ich bin sein Partner. Anyway. Da war ich nun. Irgendwo dazwischen. Meine Freundin im Arm, geflutet orangeblaue Steppen vor Augen, vom Wind verwehte Spuren von weissem Sand im Gehörgang und zusammenzuckend unter dem Strobo-Blitzgewitter, das mein ganzes Trugbild in sich zusammenstürzen liess. Wie im echten Leben gehört zum Tag die Nacht; gehört zum Sommer der Winter; gehört zum Orange das Blau. «Take It or Leave It» aber bitte «Hair Down» bis hin zu «Brothers in Arms». Kein Feintuning, weg vom Perfektionismus. Enthemmt. Freigelassen. Ein Moment, gefangen in der Unendlichkeit unseres Seins. Die LP wurde in zwei Life-Sessions im Winter und Sommer letzten Jahres aufgenommen. Live-Dynamik, die rückblickend betrachtet bei ihrem ersten Album gefehlt hat. Der neue Hit kam fast zum Schluss. «Neighbourhood». Rock 'n' Roll, der keinem Genre bedarf. Sie sind angekommen. Zwischen sunny California und Museggturm-Flavour. Das Phantom der Oper wurde gerade offiziell abgelöst.