Tierisch gut

Stans, 8./9.4.2016: Schon ist fertig lustig. Mit einem Kapellenkonzert auf Niederrickenbach ist am Sonntag Schluss mit der 21. Ausgabe der Stanser Musiktage. Freitag und Samstag war noch mal Zeit für einige lohnende Konzertbesuche. Animal Collective berauschten auf der Höhe der Zeit, und ein belgisches Ensemble führte zurück in alte Zeiten.

Links Noah Lennox (Panda Bear), rechts aussen David Portner (Avey Tare), in der Mitte Brian Weitz (Geologist). Animal Collective aus New York sind für ihr musikalisch-optisches Spektakel im bebenden Kollegi-Saal Schweiz-exklusiv an die Stanser Musiktage gekommen. Ganz zum Schluss am Ende der Zugaben kommt das poppige «FloriDada», gleichzeitig Opener des im Februar erschienenen 10. Albums «Painting With». Der Ohrwurm wirkt draussen noch nach. Als eine Art Show-Stopper kommt nach den offiziellen 70 Konzertminuten als erstes Encore das fast schon balladeske «Bees» ab dem 2005-Album «Feels». Der schöne Rest vorher: Drängende und dringendliche Pop-Avangarde, bei der immer wieder verblüfft, wie ganz eigen und gut vor allem Lennox und Portner ihre Stimme einsetzen. Das ist imfall hohe Kunst. Zwei-, dreimal singt auch Weitz mit, der mit Stirnlampe bewehrt in der Mitte postiert ist. Was die drei (plus der schwer arbeitende vierte Mann am Schlagzeug) live bieten, ist viel neustes Material, ausgeweitet, aufgeraut, nahtlos eins ins andere in fliessenden Übergängen praktisch pausenlos spielend, als abendfüllendes «Medley», mit verlängerten Intros und Outros (oder dann eben: Intermezzi). Wir erkennen Stücke wie «The Burglars» und «Golden Gal». Erfreulich und erstaunlich: Es wird von Hand Musik gemacht. Das heisst all die Tasten- und Knopf-Geräte spielen sie live, statt dass, wie es auch sein könnte, viele Sounds einfach laufen gelassen werden Visuals: Das ist nicht einfach ein psychedelisches Flickern und Flackern, sondern rhythmisch stimmiges Lichtdesign. Da wird der Bühnenrahmen beleuchtet, die Rückwand optisch flächendeckend in ein Farbenspiel getaucht, ebenso die beiden grossen Skulpturen (irgendwo zwischen Osterinsel-Ethnos-Art und kubistischen Picasso-Anleihen). Gut, tönt abgedroschen, ist aber wahr: tierisch gut das Ganze. Ein paar schöne Bilder vom Animal-Collective-Freitag finden sich hier. Kontrastprogramm am Samstag. Location: Pfarrkirche. Es spielen Lo Roza Enflorese & Quatuor Alfama aus Belgien. Das Programm: «Exilio». So heisst auch ein Gedicht des chilenischen Poeten Pablo Neruda, das Roza-Mastermind Philippe Mafleyt vertont hat. Ein sprechender Programm-Titel, denn das Streichquartett, Akkordeonistin (diatonisch), Flötenspieler, Perkussionist, Malfeyt an Lauten (Oud, Vihuela) und Sängerin Edith Saint-Mard gehen zeitlich zurück in jene dunklen Jahre nach dem späten 15. Jahrhundert, als die spanischen Juden vertrieben wurden und so ihre auch musikalische Kultur in die Diaspora brachten. Solche Zeugnisse bewahren La Roza Enflorese & Quatuor Alfama. Nebst einigen Nummern namentlich bekannter Komponisten bringen sie vor allem traditionelle sephardische Weisen aus alter Zeit. Das Quartett: Weltklasse, Sängerin Saint-Mard und das Ensemble schlicht berührend und bewegend. Bewegend der ganz anderen Art der Act, den uns der anschliessende Besuch auf dem Dorfplatz beschert. Endlich sehen und hören wir sie einmal: Beatie Bossy. Das ist handgemachter Hip-Hop, ziemlich funky Stuff, Groove pur. Party on! Und wer es noch nicht weiss: Hinter dem Bandnamen versteckt sich ein Haufen Jazz-Cracks, die hier ein Liebhaber- und Spassprojekt auf höchstem Niveau praktizieren. Die Namen: Vincent Glanzmann (voc), Manuel Troller (g), Hans-Peter Pfammatter (keys), Mario Hänni (b). Emanuel Künzi (dr), Lukas Weber (perc).