Theaterkaleidoskop

Reformierte Kirche, Littau, 11.10.2018: Während einer Woche werden die Räumlichkeiten der reformierten Kirche in Littau für «TheaterFlucht» genutzt. Morgen Samstag findet die Aufführung statt, präsentiert wird die Geschichte von «Schellenursli». Kulturteil war exklusiv bei einer Probe des integrativen Theaterprojekts dabei.

Es war bunt, kreativ und laut in der grossen Aula des reformierten Pfarreizentrums in Littau. Eine Gruppe von sechs Kindern stand bereits auf der Bühne. Vor selbstbemalten Plakaten, auf denen Häuser in den verschiedensten Farben und Variationen zu sehen waren, wurde eine Chorszene geprobt, während der sich die jungen Darsteller*innen eine rote Schellenursli-Kappe herumreichten. Symbolisch betrachtet könnte nämlich jede*r Schellenursli sein. Theaterpädagogin Maria Gallati, Projektleiterin Anna Gallati und Musikpädagogin Lisa Brunner hatten allerhand zu tun. Es ist nicht einfach, innerhalb einer Woche mit rund dreissig Kindern ein ganzes Stück einzuüben, zumal ihnen die Sprache oft noch etwas fremd ist.

Viele sind noch nicht lange in der Schweiz und wohnen in Asylzentren der Region Luzern. «TheaterFlucht» bietet eine Gelegenheit, für einmal dem Alltag zu entkommen und auch ganz einfach die Lust am Theaterspielen mit anderen Menschen zu teilen. Zusammen mit weiteren Theaterbegeisterten entwickelte das Kollektiv etwas Einzigartiges. Auch wenn viele nur wenig bis gar keine Theatererfahrung mitbrachten, entpuppte sich allmählich so manche*r als wahrhaftes Schauspieltalent. So trägt nach wenigen Tagen schon ein junger Knabe mit Superman-Pullover in der Gruppe den Spitznamen «King». Schnell fällt auf: Die Stimmung zwischen Klein und Gross ist grossartig und sehr freundschaftlich.

So vielfältig wie die unterschiedlichen Heimaten sind, so verschieden sind auch die im Projekt vertretenen Altersgruppen. Sie spielen in diesem Theater keine Rolle; die Spannbreite reicht von sechs bis vierundachtzig Jahren. Am Projekt beteiligt sind Kinder, Freiwillige, Leiter*innen und ein Kochteam.

TheaterFlucht

Ein integratives Projekt, das verbindet

In der Pause wurde gezaubert, geskatet und musiziert. Danach ging’s wieder (mehr oder weniger konzentriert) zurück an die Arbeit. Während in der Aula das Stück langsam zusammengefügt wurde und eine rege Watten-Schneeballschlacht im Gange war, probte man im oberen Stock in kleineren Gruppen und bastelte fleissig am Bühnenbild weiter. Nach und nach entstanden bunte, auf Karton gemalte Häuser aus Schellenurslis Heimatdorf. Das Projekt scheint jedoch für alle Beteiligten nicht nur ein Zuckerschlecken und beinhaltet auch viele Schwierigkeiten, die genau durchdacht werden müssen. Da sehr viele verschiedene Sprachen zusammenkommen, musste sich das Team beispielsweise genauestens mit Fragen der allgemeinen Verständlichkeit auseinandersetzen. Deshalb diente auch das Kinderbuch von «Schellenursli» aufgrund seiner einfachen Bildsprache als gute Vorlage für das Stück.

TheaterFlucht

Bereits zum sechsten Mal wird in Luzern das Projekt «TheaterFlucht» durchgeführt, als Koproduktion mit der schweizerischen Organisation Service Civil International (SCI). Der ehrenamtliche Mithelfer David Smits erzählte kulturteil, dass er aus Holland komme und über die Webpage der Organisation auf das Projekt gestossen sei. Die Absicht von SCI sei es, Zivilarbeiter*innen international zusammenzubringen. So stammen weitere Helfer*innen von «TheaterFlucht» aus der Ukraine, Spanien, Deutschland, Belgien, der Schweiz und weiteren Ländern. Denn am Ende sind es die Begegnungen, Erfahrungen und Freundschaften, die noch lange in Erinnerung bleiben werden. «TheaterFlucht» eines jener Projekte, von denen es noch viel mehr geben sollte.

TrauFremden
SA 13. Oktober, 15 Uhr
Reformierte Kirche Littau-Reussbühl

Weitere Informationen zu TheaterFlucht hier.