«Teletext Killed The Internet Star» und andere Weisheiten

Der Autor hatte sich eigentlich auf Evelinn Trouble gefreut. Sehr sogar. Denn seit er sie vor einigen Monaten im El Lokal gesehen hatte, ist er angetan von ihr. Nun, er musste gestern im Plan B stattdessen mit dem Zürcher Phil Duke Vorlieb nehmen. Ein sehr gutes Ersatzprogramm, gespickt mit allerlei aufschlussreichen Weisheiten, sorgte dafür, dass Enttäuschung gar nie aufkommen konnte.

«Ihr seid eh nur wegen der günstigen Drinks da. Ich ja auch, aber ich hab's kaschiert durch ein Instrument.» (Phil Duke) «Ruhe bitte» heissen die Konzerte im Plan B – organsiert vom zweiten Luzerner B: dem B-Sides-Festival. Und Phil Duke hiess der Artist. Bekannt auch unter seinem richtigen Namen Philippe Amrein, unter dem er unter anderem für den «Tages-Anzeiger» schreibt und das «Loop» herausgibt. Manche sage von ihm, er könne am besten über nichts schreiben. Zum Beispiel gestern im Tagi: «Es gibt überraschend viele Möglichkeiten, sich eine Zigarette anzuzünden. Man kann ein Streichholz über die Unterseite eines Cowboystiefels ziehen, einen kleinen Zylinder is Auto-Armaturenbrett drücken, ihn zum Glimmen bringen ...» Gestern haute Duke nicht in die Computer-Tasten, sondern in die Gitarrensaiten. Nein, «hauen» ist wohl der falsche Ausdruck: In amerikanischer Manier zupfte und streichelte er sanft über die Saiten. Dazu eine wohlklinngend tiefe Stimme. Mit Bart wäre Phil Duke optisch als zweiter Badly Drawn Boy durchgegangen. Das Plan B war muksmäuschenstill, anfangs andächtig still. Die rund 50 Zuhörenden richteten Ohren und Augen gebannt auf den kleinen Mann mit Kappe und Gitarre. Und das war es wert. Erstens wegen der Songs: Das war Singer-Songwriter-Sound mit Anleihen an Johnny Cash und Neil Young. Duke hockte etwas gar im Dunkeln belassen, dafür von reichlich Blumen umgeben auf den hölzernen Stufen, die Gitarre in der Hand, das Bier neben sich, zweitweise mit Mundharmonika. Und gab leise und wehmütige Songs zum besten – ohne Firlefanz, vorgetragen in ehrlichster Manier und mit viel Liebe zum Song.  Und zweitens der äusserst unterhaltsamen Anekdoten zwischen den Songs wegen: Phil Duke gab an diesem Abend einige überaus geistreiche und witzige Wahrheiten von sich (was schliesslich dazu beitrag, dass sich die Stimmung schnell merklich auflockerte). So weiss er: Das Internet hat keine Zukunft, bald werden Junge ihre Infos wieder aus dem bewährten Teletext beziehen, und dann heisst's: «Teletext Killed The Internet Star». Und als einer im Publikum anmerkte, er könne nicht klatschen, weil eine Hand verletzt sei, antwortete Phil Duke: «Du kannst auch mit einer Hand klatschen, ich kenne es zu genüge, wie Klatschen mit gar keiner Hand tönt.» Und es ging an diesem Abend unter anderem noch um Elton John und Lance Armstrong und nach einer gefühlten, sehr kurzweiligen Stunde verabschiedete er sich mit einer Lobeshymne auf das Publikum. Bald darauf verschwand er fast unbemerkt mit der Gitarre auf den Schultern in die Nacht hinaus. Ein zugegebenermassen nicht astreines Hörbeispiel von Phil Duke im Plan B: philduke_planb1