Teig zu Brot, Brot zu Teig

Kunstraum Teiggi 2.0, Kriens, 13.04.2016: Alles dreht sich um die zäh-klebrige Masse: Teig in den erdenklichsten Variationen wird von fünf Mainzer Studentinnen zu Kunstwerken stilisiert. Man nehme eine Nase (oder den Mund) voll!

Bevor die Baumaschinen Ende Sommer (wahrscheinlich) endgültig auffahren, befeuern umtriebige Kunststudentinnen und Kunststudenten den Kunstraum Teiggi 2.0 mit Ausstellungen, Konzerten und Lesungen. Nun steht eine Gastausstellung auf dem Programm, die unter dem Titel «Besser als Brot» als subversive Hommage an die ehemalige Teigwarenfabrik daherkommt. Die fünf jungen Absolventinnen der Mainzer Kunsthochschule – namentlich Anette Kaiser, Julia Kothe & Selina Ruffing, Leonie Licht und Eleni Wittbrodt – setzen sich in performativen Gesten, Malerei, Installationen und Videoarbeiten mit Teig als vielschichtig anwendbares Material auseinander.

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Scheiss-Brot und Live-Produktion In einem kleinen Kämmerchen höhlt eine auf Video gebannte Performerin ein gigantisches Brot aus, verspeist wortlos und in aller Eifrigkeit dessen teigiges Innenleben, um es anschliessend über einen evozierten Verdauungsakt in einen Metallkübel als Brötchen inkarnieren zu lassen. Warum sie das in Unterwäsche vollzieht, entzieht sich zwar der bildhaften Logik, reiht sich aber in eine performative Tradition ein. Zum Glück fehlt das Nutella-Glas.

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An anderer Stelle weilen wir mit den Augen auf dem kontemplativen Herstellungsprozess von Nudeln in verschiedenen Formen. Schüsseln, Teller, Platten, Schwingbesen, Servietten, Einmachgläser und Backförmchen finden sich auf der ganzen Ausstellungsfläche als präzis positionierte Kompositionen und warten darauf, in performativen Handlungen angewandt zu werden.

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Die angekündigte Vernissage-Lesung des Krienser Dichters und Autors (und nebenbei Schirmherr bei «041 – Das Kulturmagazin») Pablo Haller wird kurzerhand in die Performance der Künstlerinnen integriert. Während des Abends konnten Besucherinnen und Besucher per Klingelanfrage ein zubereitetes Törtchen bestellen, das über einen mehrteiligen, marginal an eine Rube-Goldberg-Maschine erinnernden Produktionsprozess vor Ort gebacken wird. Der Duft der schmackhaften Törtchen verteilt sich im Raum und erzeugt eine latente Backstuben-Atmosphäre. Im Hauptraum wird auch der geübte Kunstbetrachter von zwei fotografischen Abbildungen kleiner Brotlaibe subtil hinters Licht geführt: menschliche Epidermis verschmilzt mit der krustigen Oberfläche der Semmeln zu einem Mischkörper.

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Blaue Zöpfe und menschliches Brot Die gesamte Ausstellung präsentiert sich als wohl überlegte Setzung mit ansprechenden Hängungsvariationen, sei es als Blocksatz abstrakt-erotischer Malereien oder als farbharmonische Installation von Küchenarchitektur. Auffallend sind die symbolischen Referenzen an den Teig und seine Brotformen, die als Motive diverse Objekte der Ausstellung wie Tischdecken und Schürzenbekleidung zieren. Bereits im Aussenbereich trifft man auf giftig-blaue Salzteigzöpfe, die anhand von Nennungen eines «besonders schmackhaften Schweizer Wortes» individualisiert geformt werden.

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Die Ausstellung «Besser als Brot» ist im Kunstraum Teiggi 2.0 vom 13. April 2016 bis zum 16. April 2016 zu sehen. Im Verlauf der Ausstellung finden täglich interaktive Performances statt, es lohnt sich also mehrmals vorbeizuschauen und an der Finissage am SA 16. April wird ab 20 Uhr Tanz Maria (Hotter than Bread, Mainz), der Haus-DJ der Damen, auflegen. Mehr Informationen auf: www.kunstraumteiggi.ch www.anettekaiser.de www.passbeyecandy.wordpress.com www.selinaruffing.wordpress.com