Surrealismus?

Barfood Poetry. Im Südpol. Eine kleine Reise durch den Surrealismus mit anschliessendem Gespräch.

(Von Gianni Walther)

In der Bar ist es beinahe still, leise rieselt die Musik aus den Boxen. Man hört einzelne Gesprächsfetzen der kleinen Menge von Neugierigen und Freunden des Surrealismus, die sich eingefunden hat und in kleinen Grüppchen in der Bar verteilt. Das Durchschnittsalter ist relativ hoch. Gemütlich. Der Raum wird abgedunkelt und die Veranstaltung startet. Auf der Bühne steht ein Sofa, davor ein Salontisch, darauf ein Stapel Bücher. Moderator Paul Dorn – im Anzug – besetzt den Stuhl daneben. Eine rot-weisse Absperrkette baumelt unter seinem Kittel hervor. Er startet mit einer sehr amüsanten Parodie auf die FDP, welche die Zuhörerschaft in teilweise heftiges Schmunzeln versetzt. Ohne Unterbruch geht es danach weiter. Der Moderator verlässt die Bühne, eilt durch die Zuschauerreihen. Einige Besucher spricht er im Flüsterton an, für die anderen ist nur unverständliches Getuschel zu hören. Schliesslich findet er den Weg zurück auf die Bühne, um das Resultat seines kleinen Experiments zu präsentieren: Eine Aneinanderreihung von Substantiven. Schliesslich setzt er sich wieder: Nun wird Stück für Stück der Bücherstapel vom Salontisch abgearbeitet. Einzelne Auszüge surrealistischer Literatur werden präsentiert – Vian, Breton, gar ein kurzer Auszug aus dem Lexikon – elegant vorgetragen, indem Dorn Abkürzungen als solche vorliest. Begleitet wird die ganze Reise von verschiedensten Bildern, die mit einem Episkop auf die Leinwand dahinter projiziert werden. Die Vorstellung endet und das Gespräch beginnt. Martin Schwarz und Max Christian Graeff nehmen auf dem Sofa Platz. Margaretha Dubach war unglücklicherweise wegen eines Migräneanfalls verhindert. Das Gespräch wechselt schnell hin und her. Viele Themen werden angeschnitten und relativ schnell wieder fallen gelassen. Die Diskussion dreht sich um den Surrealismus des täglichen Lebens. Wirtschaft und Bankwesen werden besprochen. Politik. Ist Surrealismus Unsinn, ist Dada Unsinn, ist Blödsinn Unsinn? Kurz vor dem Ende nimmt die Zuhörerschaft auch noch teil. Leider wird die lebhafte Diskussion abgebrochen, da die Herren den Zug erwischen müssen. Auf dem Weg nach Hause denke ich noch lange darüber nach. Einiges verstehe ich besser, vieles verwirrt mich umso mehr. Ein toller Abend.