Stefanie Grob: Es endet im Ruin

Loge Luzern, 29.9.2020: Gedichte und Geschichten aus dem Alltag, satirisch, aber humorvoll auf die Spitze getrieben: Stefanie Grob stellte am Dienstag in der Loge Luzern ihre zweite Einzelpublikation mit Mundarttexten vor.

«Budäässä». Der Titel entstand zuerst, dann erst kam der Text. Möglichst viele «Ä's» sollte der Werkname enthalten und damit möglichst viele Menschen verärgern. Stefanie Grobs gewählten Erzählungen an diesem Dienstagabend zeigen sich rebellisch. Von der Gartenlounge in die Zahnarztpraxis, in den Wald und bis zu einem Firmenessen, oder eben «Budäässä», nimmt Stefanie Grob das Publikum mit auf eine Reise, so aufregend und abwechslungsreich wie der Ritt in einer Achterbahn.

Kaum haben es sich die Zuhörer*innen in den Stühlen, der kleinen, aber feinen Luzerner Loge gemütlich gemacht, werden sie von der Spoken-Word-Künstlerin fast wieder aus den Sitzen gehauen. Die schnellste Bernerin soll sie sein, verrät uns der Text auf der Homepage, nun weiss auch das Publikum Bescheid. Ihre Werke werden so fätzig verlesen, dass zu folgen kaum möglich ist und es einem fast den Atem verschlägt. Zum Abschweifen ist keine Zeit, volle Konzentration ist gefordert. Ein Wort nach dem anderen wird auf Bärndütsch in den Raum geschmettert und füllen ihn mit humorvollen Erzählungen, die meistens im Chaos enden, in schallendes Lachen ausbrechen lassen, aber auch nachdenklich stimmen.

Mit «Budäässe», ihrem zweiten Buch, führt uns Stefanie Grob durch die vier Jahreszeiten. Direkt, witzig und scharfzüngig werden ernste und aktuelle Themen sowie Alltagserlebnisse behandelt. Gegenstand des Frühlings sind die Wildbienenvermehrung und Menschen, die der Natur den freien Lauf lassen möchten oder eben doch nicht.

Stefanie Grob (Bild: Geri Born)
Die Spoken-Word-Künstlerin Stefanie Grob (Bild: Geri Born)

Im Sommer ist «Homeschooling» angesagt. Auf komische und unterhaltsame Art führt uns die Künstlerin die nicht ganz leichten Aufgaben der Mütter während der Corona-Zeit vor Augen.

Im Herbst lädt Grob uns bei Schönwetter auf ihre Terrasse ein. Anstelle von gemütlicher Entspannung winden einem Laubbläser Laub und Kellerrasseln ins Gesicht.

Dann kommt der Winter und dazu der Text, der dem Buch seinen Titel gibt. Eine selbständig erwerbende Frau lädt sich selbst auf ein Weihnachts-Firmenessen ein und bringt dort die Mitarbeiter gegeneinander auf. Die Handlung endet, wie in fast allen Erzählungen Grobs, im totalen Ruin.

Dürrenmatt sei hier ihre Referenz, so Stefanie Grob. Die Geschichte sei erst dann fertig gedacht, wenn sie die schlimmstmögliche Wendung genommen habe.

So schnell wie Stefanie Grob die Aufzeichnungen herunterratterte, war die Lesung zu früh schon wieder vorbei. Gerne hätte man noch mehr der sympathischen und authentischen Mischung aus Komik und Gesellschaftskritik in sich aufgesogen.

«Budäässe» enthält genau so erfrischende Geschichten wie Grobs Debüt «Inslä zum Glück». Auf jeden Fall zu empfehlen.