Splätterli für Kinder

Kleintheater Luzern, 14.09.2014: Heute Morgen beköstigte das Splätterlitheater die zahlreich erschienenen Zuschauer mit ihrer neuen Produktion «D'Prinzässin Konrad und de Zinggemugger Toni», die im Kleintheater Premiere feierte. Egal ob von jung oder alt, das Kindertheaterstück wurde mit viel Lachen aufgenommen und schliesslich mit tosendem Applaus beklatscht.

(Von Tiziana Bonetti)

Das Splätterlitheater widmete sich mit seinem ersten kinderfreundlichen Theaterstück alle naselang einer flüchtigen Welt – nämlich jener der Gerüche. Die märchenhaft anmutende Geschichte, geschrieben vom Berner Autor Matto Kämpf, handelt von einer Prinzessin Konrad, die mit ihrer schleimigen Kröte auf  dem Campingplatz Drachenfels lebt. Da die Prinzessin eine Nase hat, die kaum Gerüche wahrnehmen kann, bereitet sie sich eifrig auf den anstehenden Riechwettbewerb, den sogenannten Nasenhaarbasar, vor, bei dem der Sieger mit einer goldenen Nase prämiert wird. Im Gegensatz zur Prinzessin hat ihr Konkurrent, der nimmersatte Ritter Frässsack vo de Guetzliburg einen äusserst ausgeprägten Geruchssinn und einen dementsprechend ausgeprägten Appetit mit adipösem Ausmass. So verwundert es nicht, dass der bestialisch, nach Achselschweiss miefende Zinggemugger Toni, ein Konditor und selbsternannter Künstler, dem Ritter ein Dorn in der Nase ist. Trotz den harschen Anschuldigungen, die er seines unerträglichen Körpergestanks wegen über sich ergehen lassen muss, weigert er sich, zu duschen. Und so stinkt er sogar für die olfaktorisch eingeschränkte Prinzessin Konrad, der er seine Liebe gesteht, gegen den Wind.

Doch dies soll sich bald ändern… Mit seinem Nasenluchs, einem wollhaarigen Viech mit spitziger, roter Nase, luchst Toni den Schlafenden ihre Nase ab, deren Schleim er in seiner Konditorei zur Herstellung von Schleimgritten verwendet. Ob er die Prinzessin doch noch verführen kann? Mit «D'Prinzässin Konrad und de Zinggemugger Toni» hat das Splätterlitheater bewiesen, dass es seine Zuschauer auch ohne Horror- und Splätterelementen fesseln kann. Anstatt dem Publikum rabenschwarzen Spass für Freunde des makabren Handpuppenspiels darzubringen, wie das Splätterlitheater auf seiner Internetseite für sein Spiel wirbt,  bot es heute Morgen eine irrwitzige Geschichte mit Wäh-Effekten, die nicht nur den mitfiebernden Kindern gebannte Augen entlockte, sondern auch den älteren von der Partie amüsierte Lacher abverlangte. Dass das verjüngte Publikum des Splätterlitheaters von Kunstblut verschont blieb, war daher nur konsequent. Dennoch wurde nicht vollends auf den berühmtberüchtigten Gag, mit Flüssigkeiten herumzuspritzen, verzichtet, und so urinierte wenigstens der Plüschhund von Gaggli, dem Chef des Zeltplatzes, beim Gassigehen einige wasserpistolenartige Spritzer in den Zuschauerraum. Trotz diesen Veränderungen wäre es verfehlt, von einer neuen Aufmachung des Splätterlitheaters zu sprechen: auch dieses Mal blieb das Theaterensemble dem Kasperletheater treu, das sich dem Postulat der Guckkastenbühne widersetzt und zeigte Handpuppentheater vom feinsten. Jeder Schauspieler hielt nebst seiner Schauspielerrolle einen sprechenden Gefährten in der Hand: Toni (Jürg Plüss) seinen Nasenluchs, Prinzessin Konrad (Patric Gehrig) ihre moosgrüne Kröte und der Ritter Frässsack vo de Guetzliburg (Nina Steinemann) ein sprechendes Poulet. Zwischen der theatralen Umsetzung der Geschichte brachten eingängige, teils gecoverte Songs mit anders unterlegten Texten Abwechslung in das energische Schauspiel und erläuterten gleichzeitig die vorangegangene Handlung auf der Bühne. Gaggli (Nico Feer) sorgte dabei für die instrumentale Begleitung und auch für die mit diversen Gegenständen und Kleinstinstrumenten evozierte und das Stück umrahmende Geräuschkulisse. Fraglich bleibt jedoch, ob das Splätterlitheater mit seiner rigorosen Ausstattung und der dingfest erhobenen Theaterwelt bewusst die Imaginationskraft der Zuschauer zurückdrängen wollte. Eine geringere Menge an Dekoration hätte bestimmt durch die Einbildungskraft des mehrheitlich jungen Publikums ausgeglichen werden können. Mit der neuen Produktion hat das Splätterlitheater unter der Regie von Christoph Moerikofer jedoch zu Recht eklatanten Applaus geerntet: Sowohl die schauspielerische Leistung, als auch die Geschichte an sich hat ergötzt und liess die Zuschauer für ein bisschen mehr als eine Stunde in eine Welt fernab der hiesigen abtauchen.

Weitere Vorstellungen: 21. & 28. September, 11:00 Uhr im Kleintheater Luzern.