Southern Roads, Trashman und Kid Stardust

Zwei Grosse lasen am Mittwoch im Treibhaus: Der weitgereiste Dichter und ebenso subtile wie spektakuläre Perfomer William Cody Maher (unterstützt von Signe Maehler), sowie der legendäre Bukowski-Übersetzer und endlich auch Eigenes publizierende Carl Weissner.

(Bild: Pirmin Bossart)

Es war der Januar dieses oder der Dezember des letzten Jahres, als William Cody Maher im Treibhaus auftrat. Genau wusste es niemand mehr, man war sich aber einig, dass es arschkalt gewesen sei. An diesem Mittwoch war es zwar auch nicht mehr Juni, kein Vergleich zu jenem Abend allerdings. Und doch, in dem Moment in dem Maher das erste Wort sagte, war es wieder wie damals. Mit seiner unverkennbaren Stimme und Art zu lesen und seinen unverkennbaren Texten. Diese Art, scheiternde Kommunikation darzustellen, anhand von Figuren, die so überzeichnet sind und so verquer, dass sie einfach echt sein müssen. Oder aus dem Verstand eines Mannes entsprangen, der Menschen gleichermassen liebt wie verabscheut. Und welches aus welchem erwächst, ist nicht dabei nicht eindeutig. Mahers Texte sind Schnappschüsse aus einer alternativen Realität. Seine Figuren sind Parodien, und dabei so ernst und konsequent, wie sie nur sein können. Und eben, vor allem seine Art vorzutragen ist es, die das Ganze so nahe an einen heranbringt. Man merkt Maher an, dass er Schauspielerfahrung hat, so leicht und unangestrengt springt er in den Dialogen von einer Figur zur anderen. Zu schätzen weiss man das spätestens, als Signe Maehler sich an einen von Mahers Texten wagt. Zwar bietet sie durch ihre ganz andere Art zu lesen einen ebenso anderen Aspekt. Trotzdem, Maher lebt davon, von Maher gelesen zu werden.

Darauf folgte der Mann, der Bukowski schrieb: Carl Weissner. Vor vielen, vielen Jahren war er nach Amerika gegangen, hatte viele Leute kennengelernt und die Möglichkeit erhalten, die unzensierten Manuskripte (die so in Amerika nicht rausgebracht werden durften) des grossen Buk zu übersetzen. Er nutzte die Möglichkeit und gab dem alten Säufer im Deutschen seine unverwechselbare Stimme. Der deutsche Bukowski ist auch Weissner. Und dementsprechend gekonnt trägt letzterer ersteren auch vor. Wobei das nicht ganz so wichtig war, denn: Weissner ist auch Weissner. Und las aus seinem jüngst erschienen zweiten Buch (Nr. 1 war «Manhattan Muffdiver») mit dem schönen Namen «Die Abenteuer von Trashman». Weissners Teil der Lesung könnte man wohl ein Liebhaberstück nennen. Für Beat-Interessierte war es sehr, sehr lustig. Sind einem die vorkommenden Namen nicht geläufig, dürfte man sich gefragt haben, von was der Mann da eigentlich redet. Man darf wohl behaupten, dass es für das gesamte Publikum sehr, sehr lustig war. Zum Abschluss und nach einer kurzen Pause wurde noch ein Ausschnitt aus dem roadtrippigen Dokumentarfilm «Down Southern Roads» von Maher und Mähler gezeigt. Der Film ist noch unfertig und wirkte zu guten Teilen auch dementsprechend, aber jänu. Wir reden dann darüber, wenn er fertig ist. Das Treibhaus ist jedenfalls ein sehr schöner Ort für Lesungen und auch für gemütliches Plaudern danach. Das dürfte es ruhig öfters geben. Besonders, wenn Leute solchen Kalibers lesen.