Eher überraschend haben sich die Hochdorfer Brüder Soldat93 und Baba Uslender gegen etablierte Gruppen oder Künstlerinnen wie 7 Dollar Taxi oder Heidi Happy durchgesetzt. Doch eben nur scheinbar überraschend, sind die beiden mit ihren Hip-Hop-Tracks im Auslanderslang ein regelrechter Youtube-Hype (der Siegersong wurde schon über 70'000 Mal angeklickt). Und das zählt für ein SMS-Voting bei 3fach verständlicherweise mehr als etwa ein «Old Time Country Song» von Coal. In ihren eigenen Worten: «Wir haben das erwartet.» «Bitte Spitte» ist nicht ohne, der selbstgebastelte Clip hat einen eigenen Charme und es sei den Konsumenten selbst überlassen, was sie vom Humor und den Texten halten (einzig: Osama bin Laden war kein Afghane, wie uns der Song mitteilt, sondern Saudi-Araber). Sicherlich war es an der Zeit, dass der Kick-Ass-Award – seit letztem Jahr in Form des Eisbärs Knut – in seiner elfjährigen Geschichte erstmals an einen Hip-Hop-Act geht. Auf den Plätzen zwei und drei folgen – auch das eher überraschend – Slowdrive und Franky Silence & Ghost Orchestra. Insgesamt waren 27 Songs nominiert. An der gestrigen Abendgala in der Schüür (Moderation: Samuel Savenberg und Antonia Moser) wurde auch das beste Luzerner Album 2011 ausgezeichnet – entschieden von einer Jury. Dieser Preis geht an Dans la Tente für ihr tatsächlich sehr gelungenes Werk «Did we Like it so Far or Have we Just Persevered?» (vor zwei Jahren hatten sie den Award für den besten Song gewonnen). Weitere Auszeichnungen des Abends: Das mittlerweile wieder geschlossene Lokal Konsumgut an der Neustadtstrasse war die innovativste Neuerung im Kulturleben Luzerns («Frischer Wind») und der Grafiker Felix Pfäffli gestaltete das schönste Plakat Luzerns – für das Konzert von Wendy McNeill und Jason Collett im Südpol. Den Negativ-Award («Toro Embolado») heimst die Luzerner Polizei ein für ihre wenig rühmliche Verhaftung des Sedel-Barchefs Boris Rossi (angeblich wegen seiner Armeehose). Immerhin nahm Polizei-Kommandant Beat Hensler den «Preis» in der Schüür eigenhändig entgegen. Der Gala wohnte Prominenz bei: die städtische Sicherheitsdirektorin (und vielleicht nächste Stadtpräsidentin) Ursula Stämmer-Horst, Ulknudel J.P. Love oder LSO-Dirigent James Gaffigan. (Der FCLer Daniel Gygax hatte leider kurzfristig abgesagt.) Als Gastbands traten die Berner Labrador City und Dead Bunny auf – insbesondere zweitere sorgten für einen absolut griffigen Höhepunkt eines ansonsten eher langatmigen Abends. * Der Verfasser hatte für Huck Finn gestimmt.
Die Übersicht: Bester Song 2011: 1. Soldat93 feat. Baba Uslender: «Bitte Spitte» 2. Slowdrive: «My Lovely Girl» 3. Franky Silence & Ghost Orchestra: «Land of the Lost» [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=nFJb-kBuHtE[/youtube]
Bestes Album: 1. Dans la Tente: «Did we Like it so Far or Have we Just Persevered?» 2. Seed of Pain: «Red Suns» 3. Heidi Happy: «Hiding with the Wolves»
Bestes Konzertplakat: 1. Felix Pfäffli: Wendy McNeill und Jason Scollett/Südpol 2. Märt Imfanger: Lover und Les Chevaux Sauvages/Sedel 3. Reto Leuthold: Les Yeux sans Visage/Sedel
Frischer Wind: 1. Konsumgut 2. Strichpunkt 3. Treger
Toro Embolado: 1. Luzerner Polizei 2. Velokonzept am Bahnhof 3. Jost Schumacher für Frigorex-Räumung
