«Skyfall» über Horw, ein Weihnachtsmarkt und Fleischer Heinz

Die Zwischenbühne in Horw feiert noch bis Ende Jahr. Unter die eigenen Jubiläumsgeschenke zu 30 Jahre Kulturhaus in Luzern-Süd gehört die «Late Nite». Am Freitag gabs eine ausverkaufte sechste Ausgabe.

Von Niko Lausi Zwischenbühne Horw, Freitag, 30.11.2012:

Im Foyer saisonal passend – bald ist ja Apfent – hats auch einen der epidemisch sich ausbreitenden Weihnachtsmärkte. Es ist eine Bonsai-Ausführung, aber immerhin, voll im Trend. Drinnen dann: Nach den vielen Bad News der letzten Zeit (Syrien, Fringer u.a.) hats in der Rubrik «Good News» zum Glück auch Platz für Erfreuliches. Die am Abend nachgereichten 21-Uhr-Nachrichten von Radio DRS 1 bringen sie: Eine Kampfkuh aus dem Wallis wütete bei den Proben zum letzten «Benissimo», Tschütteler sind in Kriens samt Gondel gen Erde gestürzt und haben dabei eine einheimische SVP-Nationalrätin getüscht, derweil anderswo Jump-Baser eine Horde von Ex-Bundesräten bös touchierten und gleich noch Oesch’s die Dritten lädierten. So geht’s zu auf der Welt according to the Late-Nite-Good-News-Verständnis. «Late Nite» («die gepflegt trashige Kultserie», kulturteil.ch) ist ein Sammelsurium meist lustiger, bös-satirischer Beiträge, wie es so Shows, hier eben in echt und live ab Bühne ohne doppelten Boden, in sich haben. Man erfährt Neues und lernt dazu, z.B., dass nach dem «Planking» (wo sich Briten ganz steif machen und zwischen zwei Dinger hängen) neuerdings das «Milking» angesagt ist (Milch über sich selber schütten). Das ist in der Zwischenbühne als «found footage» zu sehen. Aber die Zwischenbühneler sind auch selber kreativ produktiv. Wenn sie etwa ein exklusives Video einspielen, wo es Moderator Fuchs unter dem Tarnnamen Fux im Ganzkörperfuchsgewand mit einer Henne treibt. Das tierische Tun trägt sinnigerweise den neuen Rubriken-Titel «Sex mit Fux» (in Anspielung auf den gleichnamigen Rubriken-Titel im «Blick», wohin die vormalige NLZ-Styleberaterin Caroline Fux aufgestiegen ist). Exklusiv hat sich die Zwischenbühne es leisten können, für einen Abend eine «Körperwelten»-Gestalt zu mieten. Die bewegt sich aber und hat ein Saxofon im Mund. Dann die Aussenwette. Unglaublich! Moderator Marco S. glaubt anfangs noch daran, dass es klappen wird: Waghals Q. Sch. lässt sich per Helium-Ballons auf über 39 Kilometer Höhe transportieren, mit dem hehren Ziel, den Rekord von Felix Baumgartner, dem Österreicher, zu toppen. Es klappt soweit, es gibt gar eine Live-Schaltung in den Himmel über Horw, und schon springt er – um den Rekord um lausige zwei Meter zu verpassen (verpatzen), weil er im Geäst des Vorplatz- Bäumchens landet. Schade. Aber Spannung war garantiert in dieser exklusiven Mission «Skyfall». Gesungen wird auch wieder, und schön: «Jersey Girl», von Tom Waits geschrieben, von Bruce Springsteen berühmt gemacht, von Polo Hofer geklaut («Wyssebüehl»), es kommt in berückender Version durch die Interpretation durch Stepsli & Gregsli (plus auch Showband Guy Vincent) zum Vortrag. «Hesch di verschluckt?», fragt Kliby ostschweizernd seine Caroline, die hustet. Antwort: «Nai, i bi no doo.» Fertig Bauchrede-Dialog-Witzpointe. Aber es gibt noch eine Zugabe, bei der es die Vortragenden – wie übrigens Moderator Thomas Fuchs im Laufe des Abends wiederholt – selber verbollet. Nach der Pause tragen Guy Vincent (Peter Estermann, Mitch Gsell und Patrick Zosso) Fürbitten vor. Unter anderem wird der Liebe Gott gebeten, die Band Pegasus doch bitte auf eine längere Sibirien-Tournee einladen zu lassen. Ferdi Gisler, auch Nahsa-Spezialist, ist diesmal historisch versiert und erläutert ab Video-Einspielung die «Konzeption» (aka «Konzession») des Suez-Kanals anno dunnemal, im vorletzten Jahrhundert. Dann kommt Stargast Beat Schlatter, Freund des Hauses, um im Märchenonkelton zwei seiner hinterhältig-unharmlosen Mundartgeschichten zu erzählen. Eine handelt von einem kleinen Versicherungsvertreter-Massaker, eine andere ist für Kinder geschrieben worden: Heiteres Waffenraten auf Radio DRS 1 anhand eines Knalls (Schusses). Mummenschanz sind wieder da, exklusiv verpflichtet, in Originalbesetzung. Zu avantgardistischen Sounds führen zwei Magnum-Kondome (oder sind es «Dune»-Riesenwürmer?) ein ebenfalls avantgardistisches Ballett vor, oder so ähnlich. Wieder mal: Realsatire aus dem Zweiten Österreichischen Fernsehen. Fleischer Heinz aus Oö. preist sich selber an bei seinen Verkupplungsversuchen in eigener Sache. Dann ist gegen Mitternacht auch schon bald Ende Late Nite. Offiziell das sechste und letzte Mal. Wie für kulturteil.ch typisch knallharte Investigationen aber noch vor Ort ergeben, soll es im 2013 weitergehen mit dieser Horwer Form von, etwas zum Zitieren, «schräg-schrulliger Abendunterhaltung für Fortgeschrittene».

Bald bis demnächst: «Und wenn sie nicht gestorben sind...». Märchenfiguren aus Zwischenbühne-Produktionen singen ein Best-of von Theatersongs der letzten 17 Jahre (6. und 8.12.). Hit auf Hit, Ohrwürmer sonder Zahl. Es singen (in order of importance) Othmar Bommeli, Jerry Duss, Christoph Fellmann, Phil Küng, Ralph Rieben, Qurt Schöpfer, Claudia Schwingruber, Marco Sieber, Oliver Smith, Eva Tresch, Irene Wespi.