Silhouette Tales im Südpol – Die Klaviatur der menschlichen Gefühle

Die gute alte Melancholie präsentierte sich von ihrer musikalischen Seite. Schwer ist es und unheimlich schön, träumerisch, leidenschaftlich, aber auch hoffnungsvoll: das Debütalbum «Fade» von Silhouette Tales. Die Plattentaufe im Club des Südpol spülte selbst die Härtesten unter uns weich.

(Von Simon Meienberg)

Die Plattentaufe von Silhouette Tales am Mittwoch im Südpol zog ein tolles Fanpublikum an. Das musste Sängerin Irene Würsch zu Hochgefühlen getrieben haben, denn «es macht rüüdig Spass mit üch» hat sie mindestens vier Mal ins Publikum gerufen. Und ja, uns hats natürlich auch gefallen. Der Club war gut besucht, die Stimmung ausgelassen und heimelig, man fühlte sich wohl. Das Duett Tilia wärmte das Publikum vorerst ein mit unspektakulären musikalischen Würfen, nichts Neuartiges, jedoch professionell und eingehend. Mit Cello, Akustikgitarre und beeindruckenden Stimmen boten die beiden Frauen ein sympathisches Bild. Es fiel aber auf, dass eine gewisse Unsicherheit mitschwang, die sich durch die viel zu langen Ansagen zwischen den Stücken äusserte. Und als sie dann noch ein schlechtes Cover von Lady Gagas «Paparazzi» zum Besten gaben, war ihre Zeit endgültig um. Wie versprochen, stellten wir uns dann um punkt 11 Uhr auf schwerere Kost ein. Die melancholischen Fünf, Irene Würsch (Stimme/Gitarre), Martin Müller (Cello), Timo Zemp (Bass), Daniel Cabalzar (E-Gitarre) und Sandra Strugalla (Schlagzeug), bilden zusammen Silhouette Tales. Ein Name, der verpflichtet. Zumindest was die Musik anbelangt. Musikalisch spielt die junge Luzerner Band gekonnt auf der ganzen Klaviatur der menschlichen Gefühle, verwischt die Grenzen von Schwermut und Heiterkeit. Der sensible Singer-Songwriter Folk mit Einflüssen von Indierock geht jedenfalls unter die Haut. Die Melodien, komponiert mit viel Raffinesse und eigenwilligem Charakter, bilden ein harmonisches Ganzes und sind eine Wohltat – sowohl fürs Musiker- als auch fürs Laienohr. Die Schwermut wird durchbrochen vom warmen und ergreifenden Gesang Irene Würschs, eine Stimme mit der Heidi nur Happy werden und Sophie sich den Hunger stillen könnte. Leicht schwebt sie über Cello, Bassgitarre und Drums hinweg, einmal verspielt, das andere Mal verstört, aber immer fügt sie sich ins Klangbild. Schätzen gelernt hatten wir sie schon im April im Sedel, wo sie als Support der Young Gods die Herzen eroberte. So war es auch gestern wieder, und die Band kam nicht um die dreifache Zugabe herum. Mit den Melodien von «Fade Away» und «Your Mask» im Ohr verliessen wir anschliessend den Konzertsaal.