Rock me up, Scottie!

Am Freitagabend wurde im Sedel Tribut gezollt. Dem einzig wahren AC/DC-Sänger Bon Scott, dessen Todestag sich heuer zum dreissigsten Mal jährte. Und FALCO, dem exaltierten Ösi, der just an jenem Tag seinen 53. Geburtstag hätte feiern können. So wurde der ehemalige Knast zu einer Rockerbar. Vorherrschend war das höhere Alter mit Pferdeschwänzen und Jeansjacken. Für das Musikalische sorgten oben im Club die reizenden Hells Belles mit wechselnder Unterstützung hiesiger ShouterInnen. Unten im Keller legten Das Gummi und Fish&Fish ein astreines DJ-Set hin.

Das Beste vorweg: Mein Flehen wurde erhört. Der erste weisse Rapper, der Dichter zwischen Dada und Kinderlied («Die Zeit»), the incredible FALCO erhielt Aufmerksamkeit zugedacht im Luzerner Kulturgarten. Und das von einem DJ, der ihn bereits in den 80ern mit Drahdiwaberl erlebte. Mit dem Spiegel auf der Bühne und mit Unmengen Pomade nach hinten gekämmtem Haar. Das gefällt mir. Mit diesen Memorial-Nights und Tribute-Dingern ist es ja oft so, dass die Spielenden den Gewesenen irgendwie nicht gerecht werden. Bei Bon Scott mag das vielleicht teilweise persönlich der Fall sein, was ich nicht beurteilen kann. Musikalisch war's jedoch eher umgekehrt. Bei aller Liebe – und «Highway to Hell» ist ja durchaus eine Perle des harten Rocks – aber sonst. Wie soll ich sagen? Es ist halt schon ein wenig immer dasselbe Lied, das AC/DC schrieben. Und die Damen von Hells Belles spielen dieses 1:1. Versiert, druckvoll, authentisch. Aber eben 1:1. Das rockt. Nicht mehr, nicht weniger. Die wechselnden Frontmänner und Frauen, unter denen Karin Steffens (My Baby the Bomb) Sin-City-Cover, Sämi Gallatis intensive Touch-too-much-Version, aber auch Michael Leherbauer stimmlich verdammt starkes Live-Wire und selbstverständlich Bruno Amstads – der eine Klasse für sich ist – «Ride on» auffielen, trugen dazu bei, dass die Spannung trotzdem blieb. Dem Publikum machte es Spass, der Clubraum war randvoll (die geschätzte Hälfte der Zuschauer waren vorher nie im Sedel und werden es danach nie mehr sein, was ich für die Stimmung des Abends als durchaus interessant empfand). Vor der Livemusik spielte zeitgleich im Club wie auch in der eigens eingerichteten Bon-Scott-Bar im ersten Stock ein Film mit dem stimmigen Namen «Tribute to Bon Scott», der Exzerpte aus alten Konzerten und TV-Auftritten über die Leinwand flimmern liess. Bon Scott mit blonder Perücke und Schulmädchenuniform, Bon Scott in Jeans mit nacktem Oberkörper, Grimassen ziehend. Nostalgie zog sentimentale Fäden durch die alten Gefängnisgänge. Als ich dann auf dem Heimweg das neuste AC/DC-Album spielte, vermisste ich Bon Scott definitiv. Irgendwie.