OMline – auf Tour mit OM

Jazzkantine zum Graben, Luzern, 6.12.2018: Die legendäre Band OM geht zum ersten Mal seit 1982 auf Tournee. 1982? Gab's Dich, Sie, uns damals schon? null41.ch erhält exklusiven Einblick hinter die Tourkulissen – OM höchstpersönlich versorgen uns mit Snippets, Snapshots und, wer weiss, Selfies.

Titelbild: Max Kellenberger, OM

Day 13: Zürich, Misterioso

Message from Urs Leimgruber

Im obersten Stock eines Backstein Gewerbehaus befindet sich «Das Institute», ein unabhängiger, nicht-kommerzieller Kunstraum – ein Raum der Künste – mit dem Zweck, den interdisziplinären Austausch, die Vernetzung und die Vermittlung der Künste zu fördern.

Das Ambiente und die Gerüche bringen mich schlagartig in das «Feeling» eine Grossstadt. Es könnte New York, Berlin, London oder Zürich sein. Man vergisst, wo man sich in dem Moment gerade befindet. Beste Voraussetzungen für ein Konzert mit OM. Die Musik, der Sound kracht, brummt, groovt, schwingt, schwebt und klingt aus. Volles Risiko der Musiker und Zuhörer während 70 Minuten. Totale Begeisterung und freudiger Applaus. Morgen 20.12. 20:30 geht es weiter in der Jazzkantine in Luzern. 

 

Zurück in der Schweiz. Zurick im Raubtierkäfig. Fredy Studer: Einstimmen im Misterioso.

OM Misterioso

Day 10: Dornbirn

Message from Urs Leimgruber

OM spielt heute Abend ein fulminantes 90 Minuten Konzert in einem langen Bogen im Spielboden Dornbirn. Das Haus ist voll. Die Leute halten voll durch und sind total begeistert. Sie kommen sogar aus der Schweiz um die legendäre Gruppe zu hören. Bis zum nächsten Mal, sagt Michael vom Spielboden.

OM in Dornbirn

Day 9: St. Johann

Message from Urs Leimgruber

Mitten im touristischen Tirol, müsste man meinen, gibt es nur Unterhaltung- und Spasskultur. Musik Kultur St. Johann, vertreten durch Hans Oberlechner, bringt die internationale Szene des Avantgarde-Jazz und der Freien Improvisation in die Provinz nach St. Johann. Im März findet jeweils das Festival «ArteFakt» im Kulturraum der alten Gerberei statt. Hier spielten Musiker wie Peter Brötzmann, Irène Schweizer, The London Composer Orchestra, Joëlle Léandre, Leimgruber-Demierre-Phillips, William Parker, Hamid Drake, Ken Vandermark, Joe McPhee, Mats Gustavsson, Erika Stucki, Koch-Schütz-Studer, Christy Doran's New Bag, Alexander von Schlippenbach, Evan Parker, Paul Lovens, Mathew Shipp und viele andere...

Gestern Abend OM in concert in der Alten Geberei.

OMline

Während ich mich heute in meinem Zimmer im Hotel auf dem Sopransaxohon einspiele, einen leisen multiphonen Klang um klingend A erzeuge, beginnt die Raumreinigungsfrau auf dem Korridor ihren Zyklon Bodenstaubsauger 750 Marke XXXLutzAT zu betätigen. Der Staubsauger erzeugt einen multiphonen Geräuschklang um klingend A. Durch das Hantieren ihres Handgeräts beginnt sie den Klang zu rhythmisieren. Es entsteht dadurch eine dynamische Bewegung. Grossartig, denke ich, wie die Reinigungsfrau auf dem Korridor mit ihrem Staubsauger und ich mit meinem Saxophon in meinem Zimmer, im Sinne von Zufall und Kalküll und im Unwissen von einander, zusammen klingen.

«In der Musik sollte es uns genügen, unsere Ohren zu öffnen. Musikalisch gesehen, kann alles in ein Ohr eindringen, das für alle Töne offen ist. Nicht nur für Musik, die wir schön finden, sondern auch durch Musik, die das Leben selbst ist.» John Cage

OMline
Sind die in Kanada? Nein, auf dem Weg nach St. Johann

Day 8: Graz, Stockwerk

Message from Christy Doran

Mit Harry Pepl hatte ich ja ein Duo in den 80er-Jahren. Wir hatten uns beim Jazzfestival Zürich getroffen, wo ich mit OM & Guests gespielt hatte und er mit dem JazzZwio. Ich denke viel an ihn – er ist wie Urs erwähnte viel zu früh gestorben; er fehlt! Gestern im Club Stockwerk hingen noch viele Plakate mit seinem Namen drauf. Er spielte mit vielen bekannten Grössen wie JackDeJohnette, Dave Liebmann u.v.a. Harry hatte eher «Würstlifinger» (kurz und dick), aber er konnte sie unglaublich strecken und die verrücktesten Akkorde drücken. Ich habe einiges von ihm gelernt. Aber am imposantesten war der Druck, die Energie, die quasi aus seinem Bauch kam! Wir hatten im Duo u.a. auch ein Konzert in Dallenwil im alten Hotel, welches inzwischen abgerissen wurde. Es war ein fulminantes Konzert und ich kann mich noch gut erinnern dass Urs (Leimgruber) auf dem Tisch getanzt hat (a long time ago, ha! ;-))

Message from Urs Leimgruber

Wenn ich in Österreich bin, denke ich oft den Wiener Gitarristen Harry Pepl und den Tiroler Vibraphonisten Werner Pirchner, zwei herausragende Musiker der internationalen Szene. Ihr JazzZwio war einmalig und hatte in den 80er-Jahren für Furore gesorgt. Leider sind beide zu früh verstorben.

Harry Pepl hatte mir bei einer unserer Begegnungen eine interessante Anekdote aus der Zeit, als er in Benny Goodman’s Band spielte, erzählt: «Benny hatte ein unglaubliches Flair, die Stücke die er im Konzert spielte, den Musikern im Voraus nicht anzukündigen. Und er hatte während den Konzerten Stücke aus seinem Repertoire in beliebigen Tonarten eingezählt. Seine grösste Liebhaberei war jedoch, Songs während dem Konzert anzukündigen, die keiner der Musiker kannte.»

Heute Abend OM live im Stockwerk während 90 Minuten im Kollektiv und in Duos, musikalische Exkursionen durch Raum und Zeit. Im Anschluss des Konzerts sagte ein Zuhörer am Pissoir zu Fredy: «Eure Musik hat mich erleuchtet.»

Om Graz

Day 7: Wien, Porgy and Bess

Message from: Urs Leimgruber

Jazz mitten im 1. Bezirk. Das ist Wiens Zentrum. Riemergasse 11; beste Lage also für einen Club. Christoph Huber, der künstlerische Leiter des Jazzclubs «Porgy & Bess» : «Ich liebe diesen Club.» Er liebt ihn wirklich, daran gibt es keinen Zweifel. Es kommt so überzeugend, weil Huber – 50 Jahre alt, österreichischer Vater, deutsche Mutter, geboren in der Schweiz – ein überzeugender Mann von einprägsamer Statur ist der, so scheint es, für Musik grundsätzlich einiges an Kraft herzugeben bereit ist. Seit 25 Jahren tut er das, seitdem es Porgy & Bess mittlerweile gibt.

Die Geschichte dieses Hauses, das seit Mitte des 19. Jahrhunderts Raum für Kultur bietet, von Friedrich Gulda, der hier übte – hauptsächlich aber von der Clubgründung und damit vom Cabaret Fledermaus in der Spiegelgasse 2 gleich ums Eck. Die Jazzclubgründung geschah nämlich eben an jenem Ort bei einer Veranstaltung namens «Jazzherbst».  In die Räumlichkeiten von jetzt zog man erst im Jahr 2000 um. Zweieinhalb Millionen Euro Umbau-Budget sei nötig gewesen, der Schallschutz ein grosses Thema. Oben eine Galerie, unten das Souterrrain. Der Club vermittelt beinahe den Eindruck eines Theaters mit Barbetrieb, einer legeren Kulturstätte, die ihre Geschichte – ab den 50er-Jahren das Kino «Rondell», in den Achtzigerjahren ein Pornokino – zumindest in der schummerig-rotlichtigen Anmutung unterschwellig mitnimmt. Von der Bühne aus aber und mit seiner ovalen Raumstruktur wirkt das Porgy wie ein gepflegter, klein geratener Ozeandampfer.

Message from: Bobby Burri 

Omline

Day 6: Linz, Maerz Galerie

Message from: Fredy Studer

Nach einem grandiosen Konzert in Linz ging's in die Kneipe zum Bier. Dann – weil hier um diese Zeit betreffend essen tote Hose ist – zum 24-Stunden-Würstchenstand. Was man zu dieser Zeit nicht alles isst, um den Hunger zu stillen!

Anyway, zurück in's Hotel und jetzt immer noch YouTube: Nach Billie Holiday, Aretha Franklin, Nina Simone (wie immer unglaublich), nach Howlin' Wolf, Muddy Waters with the Rolling Stones und Les Paul with ZZ Top, bin ich mittlerweile bei einem Live-Konzert mit den RED HOT CHILI PEPPERS gelandet. Es ist jetzt 4:22 Uhr und ich werde noch etwas weiter gucken .......

Bratwurst

Fredy Studer
Kulinarische Höhenflüge in Linz. 

Message from: Fredy Studer

Ha, auch jetzt spielt wieder eine Musik, während ich diese Zeilen in meinen Laptop tippe. Ich sitze vor dem Fenster in meinem Zimmer im vierten Stock des Hotels Wolfinger am Hauptplatz in Linz. Es spielt der Regen und gibt ein differenziertes Konzert. Regentropfen, welche an meine Fensterscheibe prasseln. Andere Regentropfen, welche auf die unter meinem Fenster liegenden Dächer fallen – grössere und kleinere Tropfen auf unterschiedliche Materialien, was wieder ganz unterschiedliche Sounds erzeugt. Dann eine Art Bass; schwere Tropfen, welche wahrscheinlich aus einer defekten Dachrinne schwerfällig herunterfallen. Und dies alles in ganz unterschiedlichen Abständen – quasi eine Zufallsmusik, welche in keinem Moment langweilig wird. Das natürlich wie immer nur, wenn man/frau sich darauf einlässt. Wenn das gelingt, dann braucht es in diesem Moment gar nicht mehr zum Sein.

Aber eigentlich wollte ich über etwas ganz anderes schreiben. Gestern, nach dem Essen im «Gelben Krokodil» tranken wir auf dem Flur im vierten Stock noch eine Flasche Rotwein, welche Christy spendiert hat. Anschliessend verzogen wir uns in unsere Zimmer. Ich habe dann – das erste mal auf dieser Tour – den Fernseher eingeschaltet, um mir die Spätnachrichten anzuschauen. Anschliessend lief zu meiner Überraschung auf ARD der brandneue Film von Eric Friedler über BLUE NOTE RECORDS mit dem Titel «IT MUST SCHWING», produziert von Wim Wenders. Die Szenen von damals sind gezeichnet – fantastisch! Daneben gibt es viele Interview-Sequenzen mit Musikern wie Sonny Rollins, Herbie Hancock, Ron Carter, Lou Donaldson, Wayne Shorter, Quincy Jones, Bennie Maupin, Charles Tolliver, Reggie Workman, George Benson und auch mit dem legendären Sound-Engineer Rudy Van Gelder, sowie u. a. Mitschnitte von Thelonious Monk und Billie Holiday.

Billie singt den Song «Strange Fruit» auf solch wahnsinnige Weise, dass es einem das Herz zerreisst. Hier ist der Text:

Southern trees bear strange fruit
Blood on the leaves and blood at the root
Black bodies swinging in the southern breeze
Strange fruit hanging from the poplar trees

Pastoral scene of the gallant south
The bulging eyes and the twisted mouth
Scent of magnolias, sweet and fresh
Then the sudden smell of burning flesh

Here is fruit for the crows to pluck
For the rain to gather, for the wind to suck
For the sun to rot, for the trees to drop
Here is a strange and bitter crop

 

Message from: Urs Leimgruber

Der Organisator Robert Urmann Jazz in Linz organisiert sein 45 Jahren seine Konzertreihe mit internationalen Grössen des Jazz von Ornette Coleman, Paul Bley, Art Blakey bis Elvin Jones. 1973 spielte OM auf einer seiner ersten Ausland-Tournee ihm Rahmen seiner Reihe ein unvergessliches Konzert im damaligen Cave. Die Gruppe war auf dem Weg nach Prag, Brünn und spielte am Festival Prerov im Wettbewerb und holte den ersten Preis der Jury, First Price und die Auszeichnung European Extraclass.

Heute Abend sind wir nicht da um Preise zu gewinnen. Wir müssen uns nichts mehr beweisen. Das gegenseitige Vertrauen und der Akt des radikalen Hörens bilden die Basis für unsere UNKNOWN NAVIGATIONS.

Heute benutzen wir ein elektro-akustisches Set-up. Der Raum eignet sich nicht, die Band mit PA zu verstärken. Dadurch entsteht eine andere Qualität, eine andere Dynamik des aufeinander Hörens.

Mit Leidenschaft und Neugier lassen wir uns auf den akustischen Raum der Galerie ein. Mit vertrautem und unbekanntem Material entwickeln wir aus dem Moment heraus einen Spannungsbogen. Das gelingt zauberhaft. Der Raum ist gut gefüllt. Wir spielen vor 100 aufmerksamen Zuhörern. Die Leute sind total begeistert, sie bedanken sich mit grossem Applaus. To be honest; das war so far das beste Konzert auf der Tour.

OM Linz Online
OM mit elektro-akustischem Set-up unten links.

Day 5: Getting older in a (tour-)bus

Message from: Christy Doran

Moin allerseits!

Gestern in Linz/A angekommen, am Abend Dinner mit der wandelnden (Jazz-) Bibliothek und Veranstalter Robert Urmann. Robert hatte OM 1973 für ein Konzert in Linz engagiert – von da fuhren wir damals weiter nach Prerov ans Internationale Amateur Jazz Festival, wo wir dann den 1. Preis und die Auszeichnung «European Extraclass» erhielten. Von Robert (inzwischen 82 Jahre alt, aber immer noch rüstig) erhielten wir gestern Abend auch wieder  einen Vortrag über den Jazz von damals (50er-Jahre), wobei auch wieder die Namen Stuff Combe (Schweizer Schlagzeuger, 1924-86) und Barney Wilen (1937-96) fielen. Natürlich wurde auch vom Luzerner Mani Planzer und seiner Big Band (inkl. Mario Schneeberger) erzählt – wie damals schon. ;-) Heute Abend Konzert in Linz, MAERZ Gallerie, 20:00!

Day 4: Im Tourbus nach Linz

Message from: Fredy Studer

Im Tourbus gibt's für mich – wenn gerade kein Gespräch stattfindet – drei Betätigungen: schlafen (dösen), zum Fenster hinaus schauen und den Gedanken nachhängen oder lesen. In der Zeitung las ich die Rezension zur Premiere der Inszenierung «44 Harmonies from Apartment House 1776» im Schiffbau in Zürich von Christoph Marthaler. In dieser Inszenierung spielt – nebst vier Cellistinnen, auch der Komponist John Cage mit seiner Welt der verehrten Pilze eine Rolle. 

So kam ich auf diesem Umweg – inspiriert durch den Namen John Cage – in die Situation, der Musik des Fahrens auf der Autobahn zuzuhören. Ich lauschte konzentriert einer vielschichtigen Musik, basierend aus dem Mix der Geräuschen der Reifen auf der Fahrbahn, des Motorengeräusches sowie dem Schneiden der Luft durch den Bus. Je mehr ich in diese Musik reinhörte, desto vielschichtiger und variantenreicher wurde sie. Ein spannender, horizontaler Klangstrom.

Für unsere Konzerte mit OM bestimmen wir manchmal einzig, wie wir das Konzert beginnen wollen. Aufgrund meines Autobahn-Musik-Erlebnisses am Nachmittag im Bus schlug ich dieses Motiv vor. Wir hatten einen sehr guten Konzertstart, welcher übliche Klischees von vornherein vermied. Das Konzert entwickelte sich in der folge und resultierte in einem sehr gelungenen Bogen, welcher vom zahlreich erschienen Publikum begeistert aufgenommen wurde.

Das isses für den Moment.

Gruss aus Linz, der Stadt von Herrn Bruckner

Fredy, dr

Day 3: Ulm

Message from: Urs Leimgruber

Im Rahmen des 50. jährigen Jubiläums von Club Manufaktur Schorndorf spielt OM im vollem Haus vor einem enthusiastischen Publikum ein fulminantes Konzert.
Werner Hassler, künstlerischer Leiter der Jazzreihe attestiert das Konzert von OM als Höhepunkt des Jubiläums 2018. Bis zum nächsten Mal - kommt bald wieder.

Und der Nachbericht: 

Auf Einladung des Vereins KunstWerk spielt OM heute im gut besuchten Club Orange, im Kulturzentrum EinsteinHaus. Der Musiker Reinhard Köhler ist für die Programmierung der Konzerte verantwortlich. Die Musiker werden vom Vereinsteam herzlich empfangen und vorzüglich betreut. Der zuständige Techniker richtet die PA und die Beleuchtung für das Konzert, im vintage der 50er-Jahre ausgestatteten Raum behutsam ein. Es sind sogar Leute aus Schorndorf und andere aus Kempten nach- und angereist. OM spielt vor einem aufmerksamen Publikum. Die Zuhörer, eine gute Mischung aus gestandenen OM-Fans und jungen Leuten, welche die OM-Musik noch entdecken wollen. Sie applaudieren leidenschaftlich mit standing ovation. OM spielt eine Zugabe. Im Anschluss des Konzert führt Daniel Schindel ein Interview mit Urs Leimgruber, zwecks Veröffentlichung auf dem Blog der Literaturzeitschrift «Der weisse Rabe». 

Ziemlich fotogen, die Band. Fun fact am Sonntag: In Ulm steht der höchste Kirchturm der Welt: https://de.wikipedia.org/wiki/Ulmer_M%C3%BCnster

OM

Day 2: Schondorf

Message from: Christy Doran

gestern abend hatten wir das erste Ausland-Konzert unserer Tour: Schorndorf bei Stuttgart.
Zu unserem Erstaunen: FULL HOUSE! Viele Leute von früher getroffen - super Stimmung!
Der Veranstalter meinte: es sei sein bestes Konzert 2018!
Heute geht’s weiter nach Ulm. Wir sind wieder gespannt!
best, christy

OM war in der Zeitung – «mittendrin»: Vorsicht, Improvisation ist nicht zu verwechseln mit Tierweihnacht im Wildparadies.

OM

Day 1: Luzern

Samichlaus, zwei Eseli, ein paar Schmutzlis, dutzende Treicheln, knallende Geisseln. Angekommen in der Jazzkantine, runter in den Keller – improvisierte Musik.

Wer OM nicht kennen sollte: Allen, die nach 1965 geboren wurden, denen sei es verziehen. Denn nach den wilden 1970ern löste sich die Band 1982 am Jazzfestival Willisau auf. 2008 folgte eine Art Comeback – am Jazzfestival Willisau. In den Folgejahren spielte die Band sporadisch, in jüngster Zeit wieder regelmässig. Meistens in der Jazzkantine, immer vor vollem Haus. Die OMunity ist treu und – gemessen an der Freien-Impro-Community in Luzern – gross, so auch am Samichlausabend. Gut so.

Fredy Studer (dr) und Christy Doran (git) haken ein, breiten Texturen aus, Urs Leimgruber (sax) und Bobby Burri (db) fahren mit. Das Quartett muss nichts und niemandem etwas beweisen, sie haben sich schon vor einem halben Jahrhundert ihren legendären Status erspielt. Die Rockenergie, gepaart mit der Haltung, dass Improvisation ein Instrument sei, ist auch 46 Jahre nach der Bandgründung zu spüren und zu hören. Die fantastischen Vier tauschen mit und durch ihre Musik freundschaftliche Gesten aus, schütteln sich die Hände, klopfen sich auf die Schulter, lachen, streiten, und keiner muss den anderen und sich selbst etwas beweisen. Alle sind auf ihre Art bescheiden – was ohrenfälligerweise zu wesentlich besseren Hörerlebnissen führt, als wenn vier Silberrücken eine Hackordnung ausmachen müssten.

Der Tourauftakt in einem Bild? Eine Steinschleuder, die aufgezogen wird, aber nicht spicken lässt – bis auf einen Moment: haarsträubendes Tempo, Gitarrenlicks wie Quecksilber, Lautstärke und Intensität katapultieren sich auf den Peak. Vielleicht gibt es am 20. Dezember zum Tourabschluss noch mehr solcher Momente? Vielleicht haushalteten die Herren mit ihren Energien? Wir sind gespannt.

Der Tourplan findet sich hier: https://jazzgroup-om.ch/live/