Ohrenpflege ohne Wattestäbchen

PlattenWechsler: Anglizismen soll man nur verwenden, wenn es unbedingt nötig ist. Hier passt es, denn die fünf Tracks auf der Debut-EP «Thoughts» klingen einfach smooth. Nicht glatt, nicht geschmeidig, sondern smooth flutschen die basslastigen Beat-Konstrukte mit Pop-Appeal durch die Gehörgänge.

Hinter Lumae stecken die beiden Luzerner David Stadelmann (key, g, dr, voc) und Alexander Graf (key, dr, voc), die sich vor rund drei Jahren an der Hochschule Luzern kennengelernt haben und nun auf dem Zürcher Label Quartz Records ihren ersten Release präsentieren.

Inspiriert von Künstlern wie Flying Lotus oder Flume scheppern auf «Thoughts» die Beats, drücken tiefe Synthie-Flächen im Refrain durch. Doch immer kurz vor dem Übersteuern, wenn sich experimentelle Felder aufmachen würden, ziehen sie die Notbremse und suchen Halt. Und finden ihn im Pop.

Lumae

Lumae transportiert ihren Pop-Appeal über die Vocals: Im Opener «White Smokker» intoniert Norma J. Haller soulige Passagen, bei «Insane» singt David Stadelmann mit seiner weichen Stimme die Verse. Dabei lassen sie den Stimmen immer Raum zur Entfaltung und drücken erst bei den instrumentalen Refrains wieder aufs Pedal und in die Tasten.

Bei den letzten beiden Tracks, «D.A.R.K.M.I.N.D», Pt. 1 und 2, verlässt das Duo die gängigen Popmuster und entwirft eine Klangcollage mit auftürmenden Synthie-Klängen, die in der zweiten Hälfte mit einem Beat-Feuerwerk zu einem krachenden Crescendo explodiert. Zum Ende hin entschwindet der Beat und eine hallende Pianomelodie und eine verhuschte Männerstimme lassen die dramaturgisch stimmige EP melancholisch ausklingen.

Eigentlich fände am 21. Mai in der Schüür die Plattentaufe von «Thoughts» statt. Die Tracksammlung macht in ihrer kurzen Spieldauer Lust auf mehr, aber eben, momentan leben wir in den Zeiten des Konjunktivs. Einen Vorgeschmack, wie die beiden auf der Bühne klingen, gibt der Live-Mitschnitt von Radio 3Fach. Es ist faszinierend zu beobachten, wie David Stadelmann und Alexander Graf mit Gitarre und allerlei elektronischen Gerätschaften ihren vielschichtigen Sound erschaffen.

Lumae: Thoughts (Quartz Records)