Obliecht an die Zentralschweiz

Liebe Zentralschweiz

Wir denken über dich nach. Dich in einem einzigen Wort zusammenzufassen, fühlt sich seltsam an. Es gelingt uns nur, weil wir von aussen auf dich schauen, von der Peripherie, vom Nicht-Zentrum. Weil wir zurechtbiegen, vereinfachen, mir chönds eus jo vorstelle, aber ganz ehrlich: Wir wissen ziemlich wenig über dich.

Aufgewachsen sind wir weit entfernt, wir haben nie längere Zeit bei dir verbracht. Wir haben dich besucht, klar, sind vertraut mit kleinen, schönen Kulturorten, von denen manche geografisch in deiner Mitte liegen. Dennoch fühlt es sich an, als wären sie näher an der Peripherie als an einem Zentrum. Wie kommt das?

Offen gesagt: Das «Zentral» in deinem Namen schüchtert ein. Da steckt ja mehr drin als Geografie. Wir erleben es als Anspruch auf Deutungshoheit. Darüber, wer und was die Schweiz ist, was wichtig ist. Dabei ist das doch so viel komplexer. Erinnerst du dich daran, dass ein Teil von dir in der Urschweiz selbst Peripherie war?

Es würde uns schon interessieren, öfters mit dir statt über dich zu sprechen. Wir sind ja Nachbar:innen, da wäre es doch naheliegend, sich über den Zaun hinweg zu unterhalten oder zusammen einen Tee zu trinken und zu erzählen, wie es so geht. And yet: Irgendetwas sträubt sich. Spürst du das auch? Ist es die Angst vor den nächsten Wahlergebnissen, die wir nur schwer werden verdauen können? Ist es die Angst, fundamental nicht verstanden zu werden? Aber mindestens diese Angst teilen wir, oder? Wir freuen uns auf deine Fragen und Antworten. Anuk und Donat