Nichts Neues aus dem Altersheim

Christoph Schwyzer präsentiert im Krienser Buch und Kaffee seine neuen Erzählungen «Der Staubwedel muss mit». Die Sprache ist präzise – doch gibt es auch allzu Bekanntes zu entdecken.

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Zehn Jahre nach seinem Debüt «und heim» kehrt Christoph Schwyzer literarisch ins Altersheim zurück. «Der Staubwedel muss mit» heisst seine im November im Limmat Verlag publizierte Sammlung von Miniaturen. Der Autor lässt uns teilhaben am Leben (oder dem Warten auf den Tod) seiner fiktiven Protagonistinnen und Protagonisten, erzählt mal über sie, lässt sie dann wieder selber sprechen – meist über ihren Alltag, der oft einsam, aber bei Weitem nicht immer trostlos ist.

Einige der Texte sind ungewöhnlich kurz. In «Linda» gelingt es Schwyzer gar in einem einzigen Satz, die Gefühlslage seiner Heldin lebendig werden zu lassen. Andernorts lässt sich der Autor etwas mehr Platz, um Gedanken zu entwickeln und Einblicke zu geben in das wohlstandsverwahrloste Altwerden in der Schweiz. Die Texte zeugen von einer ausserordentlichen Beobachtungsgabe und dem Talent, behutsam und präzise in Worte zu fassen, was anderen in Kitsch und Oberflächlichkeit abrutschen würde.

Schaut man sich aber Schwyzers Personal genauer an, fällt auf, dass man auf alte Bekannte aus seinem inzwischen vergriffenen Erstling trifft, der beim Wallimann Verlag publiziert wurde. Herr Strub kämpfte schon 2009 in der Fremdenlegion, Frau Hergers Kummer war bereits damals ihr ganzes Glück. Was Frau Wechsler in «und heim» erlebt, schreibt Schwyzer in «Der Staubwedel muss mit» nun Frau Torre zu – ansonsten wird aber Wort für Wort der gleiche Text gedruckt. Einen Hinweis darauf, in welchem Rahmen sich das neue Buch beim Erstling bedient, sucht man vergebens. Das ist kein Drama und schon gar kein Skandal, nicht zuletzt, weil das neue Buch deutlich umfangreicher ist. Und doch verstärkt dieses Vorgehen den sich ohnehin aufdrängenden Verdacht, dass es sich Schwyzer etwas zu einfach gemacht hat; kocht er doch nach bewährtem Rezept zehn Jahre später nochmals das Gleiche. Schade, ich hätte gerne etwas wirklich Neues von ihm gelesen.

Christoph Schwyzer: Der Staubwedel muss mit
MI 4. März, 19 Uhr
Buch und Kaffee, Kriens