Bilder: madcom / zVg
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Kaum ein Ort im Kanton Luzern hat sich während der letzten zwei Jahre so verändert wie der Seetalplatz. In den Autolärm mischt sich ver- mehrt Musik, manchmal auch Geschwafel und Gelächter, das Klirren von Gläsern, der laute Atem von Yoginis und eine surrende Tätowier- maschine.
NF49 am Seetalplatz heisst die Zwischennutzung in Emmenbrücke, die den Verkehrsknoten in einen kreativen Treffpunkt verwandelt hat. Nun schmücken Container, ein Garten und eine Lichterkette den einst so kargen Betonplatz. Co-Geschäftsleiterin Francesca Blachnik hat das Projekt Ende September verlassen, in ihre Fussstapfen tritt Greg Zeder. Gemein- sam mit Simon Schurtenberger leitet er seit Oktober die Geschicke der Zwischennutzung. Vielleicht nicht allzu lange: In 15 Monaten könnte bereits wieder Schluss sein. Wir trafen die beiden auf ein Webcall-Interview über Fisch und Vogel.
Greg Zeder, haben Sie sich gut eingelebt in der ersten Arbeitswoche?
Greg Zeder: In der ersten offiziellen Woche oder in der ersten Woche? (lacht verschmitzt)
Beides!
G.Z.: Nun ja, der 1. Oktober war nicht wirklich mein erster Arbeitstag. Ich war bereits im September hier, um NF49 richtig kennenzulernen. Es ist wirklich ein sehr spannendes und umfangreiches Projekt. Mir hat’s von Anfang an gefallen.
Das müssen Sie jetzt natürlich sagen.
G. Z.: Es stimmt aber!
Sie und Simon Schurtenberger scheinen sich gut zu verstehen, kennen sich schon länger und leiten gemeinsam ein Plattenlabel.
G.Z.: Genau, das war ein lustiger Zufall – Little Jig Records gibt’s ja schon seit einer halben Ewigkeit. Irgendwann kam dann Simi mit seiner Band vorbei und stieg später beim Label ein.
Simon Schurtenberger: Und jetzt haben wir unser Impe- rium ausgebaut bis an den Seetalplatz. (lacht)
Dient Ihnen das NF49 als Konzertbühne?
G. Z.: Nein, das muss man unterscheiden. Ich bin ja auch im Konzerthaus Schüür im Einsatz. Dort ist es nicht so, dass jede Little-Jig-Band immer sofort und sieben Mal auftritt. Natürlich haben wir durch unser Label ein Netzwerk von Künstlerinnen und Künstlern, aber wir bevorzugen niemanden. Dafür sind wir nicht angestellt.
«Aus Erfahrung wissen wir aber, dass es eher schwierig ist, Städterinnen und Städter über den Stadtrand hinaus zu ködern.»
Greg Zeder
In 15 Monaten könnte NF49 bereits Geschichte sein. Was haben Sie vor in der Zeit, die bleibt?
G. Z.: Vieles! Eines von diversen Projekten ist der Garten. Ausserdem wollen wir einen Treffpunkt für all jene schaffen, die in der Umgebung zu Hause sind.
Die Umgebung bei euch heisst Emmenbrücke. Sind Luzernerinnen und Luzerner auch willkommen?
S. S.: Zum Glück sind wir genau auf der Grenze, daher: Ja klar! Umgebung ist im weiteren Sinne zu verstehen, unser Zielpublikum sind Gäste im Radius von mindestens drei Kilometern.
G. Z.: Aus Erfahrung wissen wir aber, dass es eher schwierig ist, Städterinnen und Städter über den Stadtrand hinaus zu ködern. Wir sind nicht blauäugig und glauben, wir könnten dem Neubad, der Schüür, dem Treibhaus, dem Sedel oder dem Südpol die Leute wegschnappen.
Wie wollen Sie denn die Leute anlocken?
S. S.: Im Moment haben wir etwa die Werft bei uns auf dem Platz, der Probeort des Fischermanns Orchestra, welches regelmässig ausserhalb auftritt. Zudem ist das Kulturmagazin «Frachtwerk» hier, die planen geniale Events. Und natürlich haben wir auch die eine oder andere eigene Idee.
Zum Beispiel?
S.S.: Vielleicht gibt es in Zukunft einen Bar-Container, wo man gemütlich ein Feierabendbier trinken kann.
G. Z.: Oder Mineralwasser.
S.S.: Oder selbstverständlich auch Eistee.
Hat das Leute-Anlocken in der Vergangenheit funktioniert?
S. S.: Ja!
G. Z.: Aber natürlich hat auch uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.
«Wir sind sowohl Fisch als auch Vogel!»
Simon Schurtenberger
Der Platz im Freien sollte da ein Vorteil sein.
S. S.: Absolut. Corona-bedingt veranstalten wir, wenn möglich, vermehrt draussen auf dem Platz. Da kann man problemlos Abstand wahren und ist an der frischen Luft.
Böse Zungen behaupten, NF49 sei weder Fisch noch Vogel.
S. S.: Wir sind sowohl Fisch als auch Vogel! Das ist unsere grösste Qualität. An einem Tag sind wir ein Freilufttheater, am nächsten eine Konzertbühne, am übernächsten eine Techno-Party und am überübernächsten ein Food-Festival. Gleichzeitig bieten wir ein Heim für Künstlerinnen und Start-ups, wir beherbergen sogar ein Tattoo- und ein Yogastudio. Wir bescherten auch schon der Luzerner Kantonsverwaltung ein Sitzungszimmer. So gut wie nie haben wir ein Projekt abgelehnt.
Irgendwelche Highlights im November?
S. S.: Viele! Zum Beispiel das Migma Performancefestival.
G. Z.: Der Bau- und Gartentag!
Und wie sieht es im Herbst nächstes Jahr aus? Im Oktober 2021 wird ja darüber abgestimmt, ob der Bau des Verwaltungsgebäudes pünktlich beginnt oder nicht. Wie werden Sie stimmen?
(Zeder und Schurtenberger sehen sich an, kurze Stille.)
G. Z.: Ich möchte meinen Entscheid lieber nicht preisgeben.
S. S.: Ich auch nicht.
Weshalb?
S. S.: Persönlich würde ich mich freuen, wenn wir länger bleiben dürften. Andererseits haben wir engen und guten Kontakt zum Kanton, der uns diese Zwischennutzung überhaupt ermöglicht hat.
Haben Sie einen Lieblingscontainer?
G. Z.: (wie aus der Pistole geschossen) Das Sitzungszimmer!
S. S.: Den, wo der Müll reingeworfen wird! (Gelächter)
S. S.: Nein, natürlich nicht. Ich mag alle unsere Container, was darin geschieht, ist grossartig.
G. Z.: Ich muss gestehen, ich habe noch immer nicht alle Container von innen gesehen. Deshalb bleibe ich vorerst bei meiner Antwort und freue mich auf zukünftige Sitzungen mit Simon!
Migma Performancefestival
FR 6. & SA 7. November
NF49 am Seetalplatz, Emmenbrücke
Fischermanns Orchestra
SA 7. & DI 24. November
WERFT, Emmenbrücke
Bau- und Gartentag
SA 14. November
NF49 am Seetalplatz, Emmenbrücke
