Neue Bild- und Tonerfahrungen im Kleintheater

Das Ensemble ZZ («Zur Zeit») lockte mit einer Video-Textoper (wie passend!) ins Kleintheater Luzern. «Schöner Götterfunken! Bilder einer Ausstellung einer Ausstellung» der Titel des Werks von Alan Hilario für zwei Saxofone, Schlagzeug, Elektronik und Video. Ein ziemlich rohe Sache...

(Ein Beitrag in Text, Ton und Bild von Kevin Graber)

Ensemble ZZ Während rund einer Stunde wurde der Zuhörer/Zuschauer vor die Wahl gestellt zwischen den drei Musikern auf der Bühne und den beiden im peripheren Blickfeld positionierten Videobildern links und rechts an den Wänden. Zu sehen waren Collagen aus Found-Footage-Videomaterial: Ein Kolonialherr im Dialog mit einem Ureinwohner, Muybridge-Chronophotographien, Kriegsbilder, exotische Welten, nationalsozialistische und sozialdarwinistische Motive.

Ergänzt auf der visuellen Ebene wurden diese Bilder durch typografische Einschübe, kürzeste Textelemente (Haut/Farbe/Kamera/Schamlippen/Gesperrt). Die Schnittfrequenz war ziemlich hoch, Bilder und Text wechselten in schneller Folge ab. Zeit zum Lesen blieb also kaum. Das ganze wurde in einer körnigen, arg digitalisierten Form wiedergegeben; wie man es eben von der Videolawine Youtube kennt. Video und Audio wechselten sich ab, ergänzten sich, selten illustrativ und funktionierten im Dialog ganz gut. Dadurch wirkte die Videotextoper jedoch ziemlich roh und im Aufbau – wie ein Gerüst, an welchem etwas Grösseres und Fülligeres wachsen könnte. Im Sinne einer neuen Bild- und Ton-Erfahrung war der Konzertbesuch jedoch ein voller Erfolg – eine epfehlenswerte neue Konzertreihe des Forums Neue Musik Luzern.