Mitreissender Tango auf hoher See

Analogik aus Dänemark ankerten im Südpol und gaben ihren freakigen Seemann-Tango-Dub zum Besten. Die sehr sympathische Truppe hatte das Publikum fest im Griff und brachte den Saal zum Tanzen – und dies an einem Mittwochabend.

Zwar überzeugten Analogik gleich von Beginn weg, trotzdem gab es etwa in der Hälfte ihres gut einstündigen Sets so etwas wie einen Höhepunkt. Der Perkussionist, bisher fleissig im Bühnenhintergrund am Trommeln, schritt nach vorne und sang zwei Reggae-Nummern. Er tat dies gekonnt, witzig und mit einer galanten Tanzperformance. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=HLdh99g3TPk[/youtube] Bassist Magnus Damgaard erklärte anschliessend: Analogik mögen nicht selber singen, zwei Nummer gönnen sie dem Trommler jeweils, der Rest der Stimmen kommt ab Konserve (vom Semmansgebrülle zwischendurch abgesehen). Eine sympathische Geste einer durchwegs witzigen und liebenswürdigen Truppe.

Nun, wie soll man ihr Potpourri aus Tango, Dub, Klezmer, Bossa Nova und Polka beschreiben? Als «Music from the seven seas» am ehesten, wie sie es selber tun vielleicht. Welchen Stil die sechs lustigen Dänen auch antönten, es überzeugte, es groovte und brachte die nicht schlecht gefüllte grosse Südpol-Halle von Anfang an in Bewegung. Grossen Anteil hatte Asger Strandby, der an Keyboard und Laptop für den Soundteppich sorgte, zwischendurch scratchte und auch zur Melodika griff. Hinzu kamen Saxofon, Violine und die Saiten der beiden bärtigen Frontmänner Magnus Damgaard und Jesper Kobberø. Man wähnte sich auf einem Dreimaster auf hoher See, insbesondere wenn Analogik vielstimmig zum semannshaften «Ho, ho, ho» anstimmte – witzig wie skurril zugleich. Eine wehmütige Stimmung lag ihren Liedern zugrunde, oft mit Tangoanleihen, die zeitweise an Gotan Project erinnerten und das Publikum zum Paartanz animierte. Apropos Publikum: Dieses war frohgelockt an diesem Mittwochabend, ausgelassen zum Teil und angenehm durchmischt.

Zwar war der Groove nicht immer punktgenau und stotterte manchmal. Und Analogik dürften ihre repetitiven Elektro-Tangonummern zeitweise ruhig noch etwas länger wirken lassen – aber eigentlich gibt es an ihrem Auftritt so gut wie nichts zu bemängeln. Das kam so frisch daher, und es war einfach rührend, wenn die sechs Dänen die Semmannsmelancholik kurzerhand über Bord warfen und zur Scratch-Einlage unisono in Hiphop-Posen verfielen (und Kobberø überschwänglich seinen Bart dazu schüttelte). Ja, man muss Analogik einfach mögen, und das tat wohl jeder einzelne der vielleicht 150 Besucher gestern im Südpol. Eine gelungene Premiere auch des Organisators Discover im ehemaligen Schlachthof und eine weitere eindrückliche Demonstration der beeindruckenden Akkustik im Saal. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=lzsx3GTcv1g[/youtube]