Martina Lussi – Diffusion Is A Force

PlattenWechsler: Auf dem renommierten Pariser Label Latency brachte Martina Lussi mit «Diffusion Is A Force» ihr zweites Album heraus. Am Freitag wurde es im Südpol getauft. Es ist ein Werk, mit dem sie sich auch international weiter etablieren dürfte.

Als Brian Eno 1978 mit seinem Album «Ambient 1: Music for Airports» das Genre Ambient begründete, kreierte er Musik, welche die angespannte, hektische Atmosphäre eines Flughafenterminals angenehmer machen sollte. Wie viele zeitgenössische Musiker*innen im Bereich Ambient und experimenteller elektronischer Musik geht Martina Lussi in die entgegengesetzte Richtung. In ihrem Schaffen steht nicht mehr die Entschleunigung im Mittelpunkt, sondern dem Zustand aus Zerstreuung und Ablenkung im Digitalen Zeitalter eine klangliche Gestalt zu verleihen.

Wie auf ihrem Debutalbum «Selected Ambient» nutzt Martina Lussi auch auf ihrem zweiten Album «Diffusion Is A Force» komplexe Field Recordings, Gitarren-Sounds, Beats und synthetische Klänge. Nur sind die Stücke, wie es der Albumtitel verrät, diffuser ausgefallen. Und kürzer. Im Unterschied zum Vorgänger ist keines der Stücke länger als sechs Minuten. Für ihr Debutalbum hatte sie vorab fertig gestellte Stücke auf der edlen Luzerner Plattform Hollow Ground herausgegeben, während die neuen Tracks erst nach dem Label-Deal mit Latency entstanden sind. So hat Martina Lussi für das Pariser Label ihrem Sound ein konzeptionelles Gewand gegeben und aus mehrschichtigen Strukturen umtriebige Klang-Texturen erschaffen, die zwischen Reizüberflutung und Katharsis hin- und herpendeln. Es ist eine Reflektion über eine Zeit der Umbrüche, in denen sich bewährte Wertemodelle allmählich aufzulösen scheinen. Das Resultat klingt beklemmend – beklemmend schön.

Martina Lussi: Diffusion Is A Force (Latency)

Stanser Musiktage: Martina Lussi
SA 4. Mai, 22.30 Uhr
Sakrale Räume, unteres Beinhaus, Stans

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