Leuchttürme oder Breitenförderung?

Im neuen Strategiepapier «Kulturagenda 2030» geht es um nichts weniger als die kulturpolitische Ausrichtung der Stadt Luzern in den nächsten sieben Jahren. Kulturschaffende und die städtische Kulturbeauftragte Letizia Ineichen sprechen im prunkvollen Wintergarten des Hotels Schweizerhof über Fördergelder, prekäre Verhältnisse und Diversität in der Kultur der unmittelbaren Zukunft.

Kathy Bajaria
DJ, PinkPanorama Filmfestival Luzern, Helvetiarockt

Erich Brechbühl
Grafikdesigner, Plakatkünstler, Initiant vom Weltformat Graphic Design Festival

Annette von Goumoëns
Theaterschaffende, Produktionsleitung in der freien Tanz- und Theaterszene

Letizia Ineichen
Leiterin Kultur und Sport, Stadt Luzern

Gina Dellagiacoma
Moderation

Robyn Muffler und Gianna Rovere
Aufzeichnung

Claudia Schildknecht
Fotografie

Wie ist die hiesige Kulturszene aktuell aufgestellt, wo drückt der Schuh und wohin soll sich der Kulturplatz der Stadt Luzern bis ins Jahr 2030 entwickeln? Rund zehn Jahre nach der letzten kulturpolitischen Standortbestimmung hat der Stadtrat die Dienstabteilung Kultur und Sport erneut mit der Leitung einer Strategieentwicklung beauftragt: der Kulturagenda 2030. Um die aktuelle Situation zu evaluieren und eine Vision zu formulieren, fanden in den vergangenen Monaten zahlreiche Umfragen und Round Tables mit Kulturhäusern, Akteur:innen und der Bevölkerung statt. Noch in diesem Jahr werden vom Stadtrat die zukünftigen Strategien und kulturpolitischen Massnahmen festgelegt. Nächstes Jahr soll die Kulturagenda dann dem Parlament vorgelegt und danach von den Behörden umgesetzt werden.

Für den Round Table vom 041 – Das Kulturmagazin wurden Kulturschaffende eingeladen, die in Luzern tätig sind und den städtischen Kulturplatz mit ihrer Arbeit aktiv mitgestalten. Sie alle sind national und international bekannt und vernetzt.

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Gina Dellagiacoma: Die Kulturagenda 2030 ist in Planung. Würde sich diese städtische Standortbestimmung nur an euch Kulturschaffenden ausrichten, welches Thema würdet ihr als Erstes anpacken?

Annette von Goumoëns (AvG): Aus der Sicht von Kulturschaffenden der freien Szene müssen wir zuerst mal darüber diskutieren, was wir als «frei» verstehen. Und dann können sich Förderstrukturen diesem Fazit anpassen.

Erich Brechbühl (EB): Ich bin von meiner Seite her als Grafiker und Veranstalter etwas befangen. Ich würde niederschwelligere Möglichkeiten schaffen, damit sich die Bürokratie rund um die Geldbeschaffung und das Ausstellen im öffentlichen Raum im Rahmen hält.

Kathy Bajaria (KB): Ich würde mir Klarheit wünschen. Was wollen wir und was ist unser Ziel? Wie sieht dieses Ökosystem aus – und dann überlegen: Wie kommen wir da hin?

 

«Wir möchten aber vor allem auch, dass die Vielfalt des Kulturschaffens, die sich durch Breitenförderung auszeichnet und als Markenzeichen gilt, erhalten bleibt.»

Letizia Ineichen

 

Letizia Ineichen, du nimmst eine Sonderrolle in dieser Runde ein. Als Leiterin Kultur und Sport der Stadt Luzern hast du die Aufgabe, etwas zu finden, das allen passt. Ist das überhaupt möglich?

Letizia Ineichen (LI): Theoretisch schon. Die bisher durchgeführten Round Tables haben gezeigt, dass der Schuh bei vielen an einem ähnlichen Ort drückt. Natürlich verändern sich Themen im Laufe der Zeit, aber Konstanten wie Räume oder Finanzierung bleiben. Es gibt auch kritische Stimmen, die unsere kulturpolitische Ausrichtung hinterfragen. Wir möchten aber vor allem auch, dass die Vielfalt des Kulturschaffens, die sich durch Breitenförderung auszeichnet und als Markenzeichen gilt, erhalten bleibt.

Kultur ist Verhandlungssache – die Pandemie hat das wieder einmal in aller Deutlichkeit gezeigt. Kathy, Erich, Annette: Was löst das bei euch aus, zu wissen, dass in eurer Branche ein konstanter Verteilungskampf herrscht?

EB: Es macht uns das Leben schwer. Wir beim Weltformat Graphic Design Festival werden seit ein paar Jahren nicht mehr vom Kanton unterstützt und die RKK kann den ausgefallenen Betrag nicht stemmen. Offenbar steht Design nicht im Fokus von Kanton und Stiftungen. Wir müssen stets von Neuem erklären, warum Design ein Kulturgut ist. Das ist zermürbend.

AvG: Und trotzdem finde ich es auch wichtig, wenn wir immer wieder beweisen müssen, dass es Kultur, also letztlich auch uns, braucht. Und ich kann sogar damit leben, stets dem Geld nachrennen zu müssen. Es zermürbt mich, wie die Gelder verteilt werden. Dass die freie Szene im Vergleich zur etablierten mit so viel weniger auszukommen hat.

Geht es eigentlich nur um Geld?

LI: Eine nichtmonetäre Förderung kann auch wichtig sein. Was wir aber auch in den Round Tables herausgehört haben, ist, dass allzu oft nur innerhalb der eigenen Sparte gedacht wird. Ein Ansatzpunkt wäre, uns mit anderen Sparten zu vernetzen und Wissen abzuholen. Zum Beispiel im Bereich Sport oder Wirtschaft. 

KB: Es geht nicht immer nur um Geld. Es geht auch um allgemeine Anerkennung. Es gibt viele Formen der Unterstützung, die für mich denkbar sind. Ein leerstehendes Gebäude kann man zum Beispiel den Künstler:innen als Atelier zur Verfügung stellen, wie das Basel mit dem Humbug gemacht hat. Aus diesem Co-Space heraus sind zahlreiche interdisziplinäre Projekte entstanden. So hat die Stadt mit wenig Aufwand einen grossen Mehrwert geschaffen. Dieses Experiment hat sich für alle Seiten gelohnt.

Letizia, Räume zur Verfügung stellen – ist in Luzern da konkret etwas in Planung?

LI: Nein. Wir müssen diese Thematik vorerst noch genauer entschlüsseln, ob es dabei effektiv um fehlende Räume geht oder ob das bestehende Raumangebot zu wenig bekannt ist.

 

In der freien Szene ist es häufig so, dass man zwei Jahre vor dem Stattfinden eines Stücks das halbe Dossier «inszeniert», anstatt diese Zeit in das Projekt selbst zu stecken.

Annette von Goumoëns

 

Förderung ist eine Frage der Strategie. In Luzern kennen wir das Dilemma: gezielte Schwerpunktfinanzierung oder doch Breitenförderung? Andere Städte, darunter etwa Zürich, kennen auch ein mehrjähriges Modell, um Spitzenförderung zu betreiben. Verhindert die punktuelle Geldvergabe eine nachhaltige Kulturentwicklung in Luzern?

KB: Auf jeden Fall. Von der Musiksparte aus gedacht ermöglicht mehrjährige Förderung eine ganz andere Perspektive. Als Beispiele dazu nenne ich jeweils gerne die beiden Künstlerinnen Evelinn Trouble und Odd Beholder, die über einen längeren Zeitraum Geld von einer Stiftung bekommen haben. Man sieht ihrer Arbeit an, wie sehr sie sich dank dieser finanziellen Sicherheit weiterentwickelt haben. Dies sollte nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein.

EB: Genau da liegt der Hund begraben, zumindest in Luzern. Nicht nur für die Individuen, sondern auch für Institutionen sollte ein mehrjähriges Modell denkbar sein. Im Ein- oder Zweijahreszyklus durchgeführte Festivals hätten ja das Ziel, längerfristig zu existieren. Die ständige Antragschreiberei ist mit einem extremen administrativen Aufwand verbunden und führt zu einer permanenten existenziellen Unsicherheit.

AvG: In der freien Szene ist es häufig so, dass man zwei Jahre vor dem Stattfinden eines Stücks das halbe Dossier «inszeniert», anstatt diese Zeit in das Projekt selbst zu stecken. Das macht Kulturarbeit unsinnig teuer. Es sollte doch möglich sein, dass man nach einigen erfolgreichen Produktionen das Vertrauen der Stadt gewinnt und von dem administrativen Blödsinn erlöst wird. Die Stadt sollte einfach mal Menschen als Leuchttürme fördern und ihnen somit etwas Freilauf geben – ohne diese administrative Leine.

Letizia, wie siehst du das?

LI: Eine Schwerpunktförderung heisst ganz klar eine Fokussierung auf einige wenige Projekte oder Kulturschaffende. Ich bin der Ansicht, dass unsere Aufgabe nach wie vor die Breitenförderung ist. Mehrjährige Förderung soll etwas Spezielles sein, wobei die Konzentration auf den künstlerischen Schaffensprozess und die künstlerische Entwicklung im Vordergrund steht. So, dass man sich letztlich auch anders positionieren und im besten Fall emanzipieren kann. Es darf jedoch nicht die Hoffnung oder Ausgangslage sein, dass die mehrjährige Förderung für einen unbegrenzten Zeitraum gesprochen wird.

EB: Unser Problem ist, dass wir versuchen, unsere Strukturen aufrechtzuerhalten, viele Stiftungen aber nur projektbezogen fördern. Der Anreiz, ein Vermittlungsprojekt zu finanzieren, ist grösser, als Geld in die Büroarbeit fliessen zu lassen. Diese Ausgaben darf man in den Budgets für Stiftungen und die öffentliche Hand oft gar nicht angeben. Schön und gut, dass Pro Helvetia Transportkosten übernimmt, aber es sind letztlich die betrieblichen Strukturen, die stabil finanziert sein müssen. Viel zu viele Menschen sind in der Kultur ehrenamtlich unterwegs. Für die Idee zu arbeiten ist schön, aber nicht, wenn dieser Idealismus durch Verwaltungsstrukturen erzwungen wird.

AvG: Es spielt auch eine Rolle, wer ins Zentrum gestellt wird. Für das Publikum zum Beispiel braucht es die mehrjährige Förderung nicht. Aber wenn man die Kulturschaffenden ins Zentrum stellt, ist sie, wie schon gesagt, sehr wichtig.

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Die Forderung nach einer mehrjährigen Förderung kam in der letzten Kulturagenda 2012 und auch in deren Vernehmlassung auf – aber passiert ist nicht wirklich viel. 

LI: Eine mehrjährige Förderung ist ein wichtiges Instrument mit Blick auf Nachhaltigkeit und Kontinuität. Die Stadt fördert Strukturen, indem sie mit den Institutionen Leistungsvereinbarungen über mehrere Jahre eingeht. Aber klar, wenn man einzelne Projekte von Kulturschaffenden anschaut, finde ich durchaus, dass wir uns mit diesem Fördermodell auseinandersetzen müssen. Weil da natürlich eine ganz wichtige Grundstruktur drinsteckt: finanzielle Sicherheit. Die Basis, die es Kulturschaffenden erlaubt, sich auf ihre Arbeit zu fokussieren und eine zeitliche Perspektive zu bekommen, die über ein einzelnes Projekt hinausläuft.

Nur leider liebt der Staat Bürokratie. Als Kulturschaffende denkt man sich oft, man hätte lieber noch das KV machen sollen. Was denkt ihr?

AvG: Ich hinterfrage das Evaluieren von Projekten über Schlussberichte in höchstem Mass. Ist das nicht zum Fenster rausgeworfenes Geld? Ich finde es zwar wichtig, dass man ein Projekt evaluiert. Aber dazu gibt es ja mediale Kulturkritik. 

LI: Ich finde, es braucht eine Form von Reporting. Für mich gehört dieser kritische Blick zurück auf ein Projekt dazu, um den künstlerischen Prozess zu reflektieren. Es sind öffentliche Gelder, die verwendet werden, das muss in einer Form dokumentiert werden.

AvG: Das passiert doch im Austausch mit dem Publikum oder den Kritiker:innen. Für mich klingt das ein wenig nach Primarschule mit Hausaufgaben und Abfragen. Liest diese Schlussberichte überhaupt jemand?

 

Für die Idee zu arbeiten ist schön, aber nicht, wenn dieser Idealismus durch Verwaltungsstrukturen erzwungen wird.

Erich Brechbühl

 

Noch was anderes: In Luzern kann man das Gefühl haben, dass es immer dieselben Personen sind, die von Förderung profitieren. Hat man es schwerer, wahrgenommen zu werden, wenn man noch kein Publikum hat und noch nicht etabliert ist?

KB: Dass die immer Gleichen oft Gelder bekommen, liegt teilweise daran, dass diese schon im Fördersystem drin sind. Es gibt viele talentierte Menschen, die nie an Fördergelder kommen, weil sie nie wagen, einen Antrag zu stellen. Für diese meist jungen Kulturschaffenden sind Coaching und Mentoring wichtig. Auf diese unterrepräsentierten Gruppen sollte man proaktiv zugehen. Das Plattenlabel Little Jig Records leistet hier eine tolle Arbeit und unterstützt die jungen Künstler:innen im Schreiben von Dossiers. Auch wir von Helvetiarockt haben uns überlegt, wie wir unsere Angebote zugänglicher machen können. Anstelle schriftlicher Berichte probieren wir gerade aus, dass Teilnehmende ihr Projekt mit Video-Storytelling dokumentieren können. Dossiers schreiben ist voraussetzungsreich, man muss das können, die Sprache beherrschen – und wissen, wie man sich gut verkauft. 

EB: Das stimmt. Und es ist nicht die Domäne der meisten Kulturschaffenden. Es ist eigentlich ein anderer Job!

Das Förderprozedere müsste weniger exklusiv und demokratischer werden. Wie kann Diversität sonst noch gefördert werden?

KB: Das ist auch meine Frage: Werden Erwartungen in Hinblick auf Diversität und Inklusion wirklich deutlich genug kommuniziert? Wenn man sich die von der Stadt subventionierten Institutionen wie etwa das KKL so anschaut, kriegt man das Gefühl, dass da nicht so viel ankommt.

LI: Wir formulieren unsere Erwartungen in den Leistungsvereinbarungen, aber diese laufen jeweils über drei bis vier Jahre. Diversität, soziale Sicherheit oder eine faire Geschlechterverteilung in den Gremien und den Leitungspositionen werden in den neuen Vereinbarungen thematisiert werden müssen.

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Nachhaltigkeit und Diversität tauchen nicht in der Diskussion um die neue Kulturagenda auf. Müssten diese nicht Teil der Planung sein?

LI: Auch diese Themen werden wir in den Fokus unserer neuen Kulturagenda rücken. Sie sind für das Kulturschaffen zentral und sollten als Normalität betrachtet werden. So geht es nicht nur darum, die Kulturinstitutionen auf eine vielfältige Zusammensetzung der Leitungsgremien zu sensibilisieren, sondern eben auch um den selbstverständlichen Umgang mit Vielfalt in den Bereichen Personal, Programm und Publikum.

KB: Hier ist es auch wichtig zu erwähnen, dass es nicht um Schein-Diversität geht, sondern um eine Haltung, die Strukturen und Machtverhältnisse prägt. Theorie und Praxis sind meistens voneinander getrennt. Pro Helvetia hat dieses Jahr eine Studie publiziert, in der nachgewiesen wurde, dass 74 Prozent aller Fördergelder in der Sparte Musik an männliche Künstler gingen. Die Bühne ist auch ein Ort der Macht, wo man sich Gehör verschaffen und Botschaften verbreiten kann. Ich möchte, dass auch andere Lebensrealitäten Zugang zu diesen Bühnen bekommen. Es reicht nicht, auf das Teamfoto zu zeigen und zu sagen: «Hey, schau, wir sind so divers!» 

 

Die Bühne ist auch ein Ort der Macht, wo man sich Gehör verschaffen und Botschaften verbreiten kann. Ich möchte, dass auch andere Lebensrealitäten Zugang zu diesen Bühnen bekommen.

Kathy Bajaria

 

Waren die Round Tables in Vorbereitung auf die Kulturagenda 2030 divers aufgestellt? 

LI: Wir haben sie aufgrund der spartenspezifischen Themen bewusst in den Sparten abgehalten, hierbei aber möglichst verschiedene Vertreter:innen eingeladen. Insofern waren diese divers abgebildet. In weiterführenden Diskussionen zur Kulturagenda 2030 soll die Diversität unter anderem spartenübergreifend sicht- und erlebbar werden.

Kulturagenda 2030: Wo soll der Fokus der künftigen Kulturpolitik liegen? Was ist eure Vision für eine gesunde Kulturförderungspolitik?

LI: Für uns ist diese Strategie ein Moment, innezuhalten und zu fragen: Wohin wollen wir? Die letzte Kulturagenda ist 2012 entstanden. Seither haben sich viele Themen verändert, und dennoch bleiben einige Herausforderungen konstant, wie Räume und Finanzierung. Die neue Kulturagenda muss Rahmenbedingungen schaffen, die verlässlich sind, und aufzeigen, dass Kulturschaffen für eine Stadt mehr ist als nur Kreativpotenzial.

EB: Wenn du früher Ansprüche an deine Grafikkarriere hattest, bist du nicht in Luzern geblieben. Was die Grafiker:innen heute in Luzern hält, ist die lebendige Szene. Es muss ein gutes Umfeld geschaffen werden, sodass sie ihre künstlerische Arbeit in Luzern machen können und wollen. Für eine gute Kulturagenda ist das zentral. Ein Beispiel für Luzern ist das Studio Lametta, das einige Aufträge für die Stadt Luzern machen konnte. Grafikschaffende brauchen nicht Finanzspritzen, sondern Aufträge. Das wäre die richtige Förderung. Und hier sollte die Stadt auch als Vorbild fungieren, indem sie die Agenturen in einem Auswahlverfahren aussucht.

LI: Für mich geht es um den Zusammenhalt. Es geht darum, Vielfalt und kulturelle Teilhabe zu stärken, Qualität für die Kultur zu erhalten. Das ist das, was die Kulturstadt Luzern auszeichnet.

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Ihr seid alle international tätig. Was kann Luzern von anderen Städten und Ländern in Bezug auf Kulturpolitik lernen?

AvG: In Bezug auf die freie Tanz-, Theater- und Performanceszene schaue ich gerne nach Belgien oder Holland. Dort haben etablierte Betriebe keine festen Ensembles am Haus. Solche Gastspielbetriebe programmieren freie Gruppen, die zum Teil unglaublich divers und hybrid sind. Für die lokale freie Szene hierzulande sind dieses Niveau und diese Diversität undenkbar. Dazu fehlen die finanziellen Mittel, die hauptsächlich an die etablierten Ensemblebetriebe gebunden sind. Vor allem aber fehlen die dafür notwendigen freien Strukturen.

EB: In Frankreich ist Kultur Teil des Grundbewusstseins. Eine kleine Sparte wie die Grafik bekommt auch mal ein Museum. Ich schaue eifersüchtig hin und denke: Die machen es richtig! Aber auch in Osteuropa erfahren Grafik und Plakatkunst als Kulturgut mehr gesellschaftliche Anerkennung. Mehr Anerkennung für andere Kultursparten würde ich mir auch in der Schweiz wünschen. 

Ich danke für das Gespräch.


041 – Das Kulturmagazin im März 03/2022

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