Land of the Free - A Retrospective

Kunsthalle Luzern, 16.04.2014: Bereits zum 12. Mal zeigt die Werkschau «903 N. Damen Ave» aus dem Wohnatelier in Chicago Arbeiten von Luzerner Kunstschaffenden. In der Ausstellung «Chicago Views» sind Arbeiten von Arno Troxler und Philipe Burrell aus dem Bereich Musik sowie Werke der bildenden Kunst von Michelle Kohler zu sehen.

Seit 2001 stellt der Verein Städtepartnerschaft Luzern-Chicago ein Wohnatelier für Luzerner Kunstschaffende zur Verfügung. Im vorigen Jahr erhielten die drei Stipendiaten Arno Troxler, Philipe Burrell und Michelle Kohler die Möglichkeit, sich ohne finanziellen Druck ganz ihrer Kunst hinzugeben. Aus diesem einjährigen Schaffensprozess sind schöpferische Arbeiten entstanden, die Gemeinsamkeiten aufweisen, sich zugleich aber auch verschiedenartig formieren. Die Auseinandersetzung mit der Stadt ist dabei Gegenstand und Sujet zugleich, die in den Werken der drei Künstler wiederzufinden ist. Unterschiedlich gestalten sich die Ideen sowie die treibende Kraft die sich hinter der künstlerischen Umsetzung verbirgt. Arno Troxlers ausgestelltes Vintage-Schlagzeug der Slingerland Drum Company fungiert als spezifisches Objekt seiner Erlebnisse. Das Erkunden der Stadt sowie das Kennenlernen der Musikszene von Chicago finden im gezeigten Gegenstand zu einem Ganzen zusammen. Als weniger glücklich erweist sich hier natürlich die Beschränkung auf diesen einen Gegenstand, wodurch das kreative Schaffen in der Ausstellung kaum fassbar wird. Dem Sammelsurium an Klängen von Philipe Burrell nähert man sich im Inneren eines aus Holz und schwarzer Plache erbauten Zeltes in Sternform. Vier verschiedene Songideen des Künstlers können im Inneren des Zeltes abgespielt werden. Die Demos interferieren mit einer Videoinstallation, welche vorbeiziehende Landschaften eines Roadtrip zeigt. Die dargestellte ewige Weite wird so zu einem Begriff des Unterwegseins, welcher als Vehikel für neue Klänge und Melodien dient. Ein weiteres Resultat des Schaffensprozesses wird ein erscheinendes Soloalbum im April sein. Die darauffolgenden bildnerischen Arbeiten von Michelle Kohler sind als Verflechtung von Paradigmen zu verstehen. Beim Bau ihrer Hausobjekte kommt es zu einer Verschmelzung und Verdichtung von Material, seinen Verwendungsweisen und Eindrücken. Nicht die Hochhäuser der Innenstadt sind Gegenstand des künstlerischen Schaffens, sondern die kleineren, abseits gelegenen Wohnhäuser, welche einen gutbürgerlichen, amerikanischen Provinzialismus offenbaren. Die daraus entstandenen Miniaturhausmodelle setzten sich Stück um Stück zusammen und zeigen eine Sammlung an spielerischen Variationen. So dienen Stecknadeln als Türknaufe, Strohhalme werden als Dachrinne inszeniert. Die Alltagsgegenstände werden Teil der Komposition und unterziehen sich einer bewusst arrangierten Verwandlung. Das Silo des Bauernhauses enthüllt sich als Wärmekonservedose, der Kamin eines Hauses als Bleistiftgummi. Die architektonischen Details der Bricolage finden ihr Gegenüber in den Fotografien, welche provisorische Bauten einer Kulissenarchitektur im realen Raum zeigen. Gelebte Asymmetrie trifft hier auf dekorative Gestaltung als eine Art Fassade, hinter welcher sich Strassen voller Müll und abgelegene Parkzonen verbergen. Die so festgehaltenen Eindrücke verfeinern die Kontrastwirkung, welche schliesslich in den Miniaturobjekten erweitert und adaptiert wird.

Die Ausstellung «Chicago Views – 12. Werkschau 903 N. Damen Ave» ist noch bis am 20. April 2014 in der Kunsthalle Luzern zu sehen