Kulturmagazin im Mai 2022

Seit September 2021 seid ihr die Co-Chefredaktion. Wie kam es dazu?
Robyn Muffler: Anja Nora Schulthess hat ihre Stelle unvorhersehbar früh verlassen. Darauf folgte eine sehr intensive Zeit, ich war ja selber auch ganz neu bei 041. Es war ein grosses Glück, dass Gianna auf unsere Anfrage für die Stelle – vorerst ad interim – zusagte.
Gianna Rovere: Das Angebot der befristeten Stelle kam mir gelegen, da bei meiner Assistenzstelle an der ZHdK grad nicht viel los war und ich als Freelancerin flexibel sein kann. Zudem wollte ich schon immer in Robyns Buchclub …

Trotz anfänglicher Notlösung bleibst du, Gianna, noch bis Juni – warum nicht länger?
GR: Ich bin an der ZHdK wieder fest eingespannt und möchte mich generell nicht nur einer einzigen Tätigkeit widmen, sondern auch mehr Erfahrungen im Bereich Kuration sammeln. Ausserdem muss ich noch meine Masterarbeit schreiben.

Seit eurem Stellenantritt hat sich das Heft sichtbar verändert und mir scheint, auch der Kulturbegriff hat sich gewandelt?
GR: Inhaltlich wurde das Heft mutiger, es positioniert sich politisch klarer. Wir sind uns bewusst, dass wir als Co-Chefredaktion auch Positionen vertreten, die sicher nicht bei allen Leser:innen ankommen.
RM: Kultur verstehen wir durchaus als gesellschaftspolitische Angelegenheit, wo kollektive Fragen diskutiert und verhandelt werden. Darum auch unser Bestreben, unserem kulturellen Miteinander aus kritischen und auch ungewohnten Perspektiven zu begegnen.

Momente, auf die ihr gerne zurückblickt?
GR: Bei mir ist es kein Moment, sondern ein wiederkehrendes Ereignis: der gemeinsame Heftabschluss. Wenn Robyn, unser Grafiker Wanja Manzardo und ich jeweils vor einem Bildschirm sitzen und die Ausgabe endlich Form annimmt.
RM: Und auf dieses Ereignis folgen dann auch die Reaktionen der Leser:innen; für mich immer spannende Momente. Wenn die Ausgabe ein Echo findet, uns die Kontrolle aus den Händen gleitet und das Heft ein Stück weit ein Eigenleben erhält. Ausserdem staunen wir immer wieder, wie wir die Reaktionen unserer Leser:innen teils auch echt falsch einschätzen.
GR: Wie beim Nippelcover der letzten Ausgabe, bei der das Echo viel positiver ausfiel als von uns erwartet.

Wie geht es weiter?
RM: Ab Juni 2022 wird Giulia Bernardi meine neue Redaktionsleitungs-Partnerin, auch auf diese Zusammenarbeit freue ich mich. Mit Gianna werde ich dann wohl nicht mehr täglich allerhand diskutieren, telefonieren und Nachrichten hin- und herschreiben wie derzeit (wobei – wer weiss?), aber sie wird weiterhin als freie Journalistin und Teil der externen Redaktion dem Kulturmagazin verbunden bleiben.

Interview: Valentina Mahler