Kulturberieselung und Teenagerfreuden

Treibhaus Luzern, 02.10.2015: Ein kleines Festival als Treibhausportrait: Verschieden, jung und bunt präsentierte sich der erste Abend am Treibhauseffekt. Viel Kultur und noch mehr Teenies, die Chronik eines ambivalenten Abends.

Vielversprechend klang das Programm, das die Programmgruppen des Treibhauses für ihr kleines Festival an diesem Wochenende zusammengestellt haben. Vielseitig, kreativ und überraschend, die Vorfreude war gross. Was genau steckt hinter der Idee des Treibhauseffekts? Die Ausganglage ist simpel – jede der Programmgruppen des Jugendkulturhauses organisiert eine oder mehrere Veranstaltungen, ob Konzert, eine Lesung oder eine Filmnacht. Der erste Abend zeigte sich durchmischt. Aufwärmen konnte man sich im Garten hinter dem Haus, der sich in einen liebevoll hergerichteten Dschungel verwandelt hatte. Die Miles Crew hat dekorationstechnisch einmal mehr gezeigt, was für Siebesieche sie sind. Nach Safariklängen an der frischen Luft übernahmen die drei Jungs von The Deadnotes aus Freiburg im Breisgau – Punk für einmal ganz sanft in Form eines Akustiksets. Literarisch setzte sich der Abend fort. Vagina Monologe – ein Theaterstück als Resultat aus Interviews, die mit über 200 Frauen geführt wurden – wurde vor reichlich Publikum vom Berner Kollektiv «Sie kam und blieb» gelesen. Danach war es erst mal aus mit der Ruhe (und leider auch mit der Zuschauerzahl). I Made You A Tape standen bereit: zwei Damen, zwei Herren, ein Hellraumprojektor. Laut und unübersehbar. Die Berner Band mit Frontsängerin Sibill Urweider drehte auf, schrille Gitarrenklänge, gepaart mit unerwarteten melodiösen Momenten der Verspieltheit – wie eine Achterbahnfahrt der Klänge, ein Auf und Ab, ein Wechselspiel der Gegensätze, das sich auf mein Befinden übertrug. Als letzter Act des Abends, bevor es mit der berühmt-berüchtigten Ü16-Tinnitus Party weiterging, präsentierte sich die Jas Crew, eine Hip-Hop-Truppe mit Hometown Zürich, die das sich allmählich füllende Treibhaus im Nullkommanichts zum Tanzen brachte. Kreischende Mädels in der ersten Reihe, eine Runde Gin für das erschreckend junge Publikum und los ging die Show. Ob die gute Stimmung wirklich aufgrund der musikalischen Qualität aufkam oder doch wegen der Tatsache, dass irgendwann keiner der vier Jungs mehr ein T-Shirt trug, sei an dieser Stelle dahingestellt. Für eine mehr oder weniger volle Tanzfläche reichte es allemal. Alles in allem glänzte das Treibhaus mit einer tollen Idee, das Resultat jedoch enttäuschte mehr, als dass ich mich daran erfreuen konnte. Leider haben anfangs nur sehr wenige Leute den Weg in den Spelteriniweg gefunden, waren vereinzelt vor der Bühne anzutreffend, dann wieder – und meist – draussen stehend. Schade für die Veranstalter und Veranstalterinnen, ebenso wie für die geladenen Gäste. Warum? Vielleicht mag es daran liegen, dass viele nicht vom Event wussten oder zu spät davon erfahren haben. Mein Fazit fällt durchzogen aus – schöner Gedanke, leider jedoch etwas verebbt und zum Schluss von einer gewaltigen Horde Teenager überrannt.

Anmerkung: Der Folgetag fand mit Solange La Frange im Konzertsaal sowie Fallout Nine im Garten und den DJs Subp Yao & Luk LeChuck & Der schlechte Einfluss statt.