KT Gorique: Kriegerische Globetrapperin

Im Oktober heisst es wieder: «Vorhang auf fürs woerdz!» Dann kommt das Spoken-Word-Festival auf die Bühne getanzt, bepackt mit Wortkunstschaffenden aus aller Welt. Mit dabei ist auch ein international erfolgreicher Star: KT Gorique.

Titelbild: Jen Ries

Dieses Porträt erschien in unserer Oktoberausgabe. Abonnieren Sie jetzt 041 – Das Kulturmagazin und unterstützen Sie Kulturjournalismus!

Sie hat Wurzeln in Italien, wächst an der Elfenbeinküste auf und zieht mit ihrer Familie ins Herzen des Wallis, als sie elf Jahre alt ist. Da lebt sie heute noch. Caterina Mafrici alias KT Gorique beginnt bereits als Vierjährige zu tanzen, wenig später zu dichten und reimen, taucht früh in die Hip-Hop-Kultur ein. Heute wird die Rapperin, Tänzerin und Schauspielerin – unter anderem war sie 2014 Hauptdarstellerin in «Brooklyn» von Pascal Tessaud – nicht selten als couteau suisse bezeichnet: Sie ist so facettenreich wie ein Schweizer Sackmesser. Das ist es auch, was sie am Rap so fasziniert. «Was den Rap ausmacht, ist, dass er so vielfältig ist … Jede und jeder kann etwas für sich herausnehmen.»

Zuerst Boombap, dann unKTgorisierbar

2016 veröffentlicht die Künstlerin mit «Survival Attempt» ihr Debütalbum. Fokussiert sie sich zu Beginn auf den einfachen Boom Bap, weicht dieser schon bald einem Hip-Hop-Reggae-Mosaik. Und das kleidet sie dann immer häufiger mit neuen Elementen aus, zum Beispiel mit Trap oder mit Instrumenten, die in der traditionellen ivorischen Kultur gebräuchlich sind. Wir könnten sagen, KT Goriques Musikstil wird immer unKTgorisierbarer.

Davor bricht sie 2012 in New York gleich drei Rekorde auf einmal, als sie am internationalen Rap-Wettbewerb «End of the Weak» abräumt: Als erste Frau und Schweizerin wird sie jüngste Gewinnerin im Freestyle-Rap. Da ist sie gerade einmal 21 Jahre alt. 2019 wird KT Gorique vom Radio SRF als «best talent» des Monats September gekürt und ergattert obendrein den Schweizer Musikpreis.

 

Und dann bringt sie ihren ganzen Genre-Mix doch noch unter einen Hut, indem sie kurzerhand einen eigenen Musikstil kreiert: «Future Roots». Dieser steht für «einen völlig neuen und modernen Umgang mit jenen Grundsteinen der Musik, die ich liebe», erklärt sie. Ihr jüngstes Album «Akwaba» publizierte sie im Mai und wartet nun sehnlichst darauf, vertourt zu werden.

Sprach-Welten

«Akwaba» bedeutet im ivorischen Dialekt Baoulé «willkommen», und das sind wir alle bei der vierten Ausgabe des biennalen Spoken-Word-Festivals. Luzern lädt KT Gorique ein und sie lädt Luzern ein: Am 24. Oktober rappt uns KT Gorique durch die Tore ihrer Welt. Ihre Lyrics sind grösstenteils auf Französisch, zwischendurch gibt’s auch Englisch und Baoulé zu hören. Was wohl die Sprache ihres jeweiligen Publikums ausmache? Die Rapperin erörtert: «Wenn ich in der Romandie auftrete, reagiert das Publikum auf den Text, weil es ihn sofort versteht. In der Deutschschweiz hingegen reagieren die Leute eher auf der emotionalen Ebene. Ihnen steht so noch ein zweiter Weg offen, meine Musik wahrzunehmen, nämlich dann, wenn sie im Nachhinein die Texte lesen.»

Schreiben tut die mittlerweile 29-Jährige am liebsten zu Hause und wenn sie alleine ist. Einer darf jedoch nicht fehlen: der Beat. «Ich setze mich hin und höre einfach auf den Beat – durch ihn erfahre ich, was ich zu sagen habe.» Die Auftritte überlässt sie ihrem Alter Ego, der «Kunta Kita» (so heisst übrigens auch ihr drittes Album aus dem Jahr 2018). Sie ist die Kriegerin Kita, die sich das Gesicht bemalt. KT Gorique glaubt zwar nicht, dass sie sich stark von ihr unterscheidet, doch sie glaubt, durch Kita das ausdrücken zu können, was sie bewegt, «die Fragen und Probleme, die mich beschäftigen, zu transzendieren». Kita sei die Metapher ihrer Lebendigkeit, ihrer inneren Stärke und Entschlossenheit. Sie seien die Auslöser für ihre Musik: «Alles inspiriert mich. Ich bin offen, neue Dinge und Ausdrucksformen kennenzulernen und damit zu experimentieren. Die Musik ist meine Basis, aber das heisst nicht, dass ich mich nicht auch durch andere Formen der Kunst ausleben kann.» Ein menschliches couteau suisse eben.

woerdz – Das Spoken Word Festival
MI 21. bis SA 24. Oktober
Südpol, Kriens & Kleintheater Luzern