Krähen und schwarze Wörter

Stans, 10.6.2017: Im Winkelriedhaus des Nidwaldners Museum ist die Ausstellung «Loudspeakers Convention» der jurassischen Künstler Augustin Rebetez und Laurent Güdel zu besichtigen.

Titelbild: Christian Hartmann

Die Videoarbeit «Loudspeakers Convention» wurde zwar schon am Eröffnungsabend in der Festung Fürigen bei Stansstad präsentiert. Es finden aber bis im Oktober weitere «conventions» – im Ausstellungstext als «Abkommen» oder «Zusammenkunft» übersetzt – im Stanser Winkelriedhaus statt. So halten im dortigen Pavillon Krähen ein «Colloque des Oiseaux» ab, während sich Smombies in einer weissen Stadt aus Karton bewegen. Die mageren Figuren sind aber miteinander weniger über die Strasse, als über die digitalen Sender und Knöpfe vernetzt, die Rebetez (*1986) auf ihnen angebracht hat. Ob die Krähen, die auf langbeinigen Stühlen und grob zusammen gezimmerten Galgen hocken, die Figuren verspotten? Jedenfalls krächzen sie ziemlich laut, drückt man auf den roten Knopf, der einem zu Füssen liegt.

Untertitel 2: Laurent Güdel, Speakers, 2017, Installation, Ausstellungsansicht Nidwaldner Museum Winkelriedhaus, Foto: Meredith Stadler

Tatsächlich eine Zusammenkunft von Lautsprechern ist in der Kapelle des Hauses versammelt. Die zwölf «Speakers» dort richten ihre Schlünde nach oben. Ein elektronisches Krakeln, Wuschen, Ratteln, hohes Klingen und Klänge, als ob zwei harte Oberflächen aufeinander träfen, entfahren ihnen – beten sie? Deutlich profaner mit dem, was gesagt oder nicht gesagt werden könnte, geht Güdel (*1984) im Video «Blacklist» um. «Ratte, Rechte, Redaktion» rattelt eine Stimme herunter, während Wort um Wort auf dem Bildschirm aufblitzt. Diese seien einer «Blacklist» respektive einer «Greylist» entnommen, mithilfe derer «20minuten.ch» Leserkommentare filtern würde. Die Willkür, mit der die Wörter aufeinander treffen, weist auf die Absurdität dieser (Selbst‑)zensur hin. Gleichzeitig nimmt «Blacklist» auch die andere Bedeutung von «convention» auf – simpel die der «Konvention».

Konventionell wäre es auch, hier zu schreiben, dass die Ausstellung einen Sachverhalt kritisch hinterfragen, mediale Grenzen überwinden oder die Rezipienten sensibilisieren würde. Es genügt, dies nicht zu tun: Selbstzensur ist weniger absurd, wenn sie Konventionen umgeht.

 Augustin Rebetez, ohne Titel, 2015, Installation, Ausstellungsansicht Nidwaldner Museum Winkelriedhaus, Foto: Meredith Stadler

Fotos: Meredith Stadler

Bis 15. Oktober.

Mittwoch, 5. Juli, 18.30 Uhr: Rundgang durch die Ausstellung mit Cihan Inan und Eva-Maria Knüsel

Samstag, 26. August, 13 bis 17 Uhr: Trickfilm-Workshop für Kinder und Erwachsene

Mittwoch, 13. September, 18.30 Uhr: Öffentliche Führung mit Patrizia Keller, Kuratorin, und um 20 Uhr: Konzert von DAY & TAXI