Kino mal anders

Südpol, Luzern, 23.09.2017: Die Basler Theatergruppe «Glück» präsentiert im Südpol Luzern die letzte Station ihres fahrenden Autokinos mit dem eigens produzierten Film «Jäger & Sammler». Eine Hommage an das Automobil, welche aber auch für Nicht-Autobegeisterte viel zu bieten hatte.

Die erste Frage, welche sich mir bereits im Vornhinein stellte, war, wieso eine Theatergruppe einen eigenen Film dreht und diesen dann in einem Autokino präsentiert. Die Antwort darauf liegt in der Zusammensetzung der fünfköpfigen Gruppe, welche neben zwei Theaterschaffenden auch aus Musikern, Künstlern und Filmemachern besteht. «Die Idee mit dem Film und dem Autokino war von Anfang an immer zusammen gedacht.» Und so bestand die Veranstaltung eben nicht nur aus klassischem Kino, sondern beinhaltete auch musikalische sowie theatralische Elemente.

Frisch aus dem MacDrive beladen, rollten wir um 20.30 Uhr auf den Parkplatz des Südpols und wurden professionell auf unseren Platz gewiesen. Das Publikum war von jedem Alter und wie die Autos, äusserst durchmischt. Mit Kippe im Mund und paar schönen Oldtimern kam dann auch ein bisschen American feeling auf. Bevor es los ging, wurden noch die letzten Scheiben geputzt, Popcorn gekauft und die Autoradio-Frequenz auf 98.6 MHz gestellt. Mit Feuerwerk wurde der Film eröffnet.

Der professionell und stilsicher gedrehte Film kam in gewohnter Doku-Manier daher und liess die Protagonisten frei über ihren persönlichen Bezug zum Auto erzählen. Da gab es bspw. den stereotypen Pro-Auto-Wutbürger, eine Pink-Glimmer-Tante mit weissen Ledersesseln oder einen Bass-Fanatiker, welcher einen Viertel der Power des Gurtenfestivals in sein Auto packte. Letzterer war nach der Vorstellung mit seinem umgebauten Auto auch wirklich vor Ort, was für viele lachende Gesichter und stehende Haare sorgte. Zustimmung wurde während der Vorstellung in Form von Licht und Ablehnung mit einem lauten Hupen mitgeteilt. Unterbrochen wurde der Film an einigen Stellen mit elektronischer Livemusik, welche durchaus auch ab Konserve hätte gespielt werden können, jedoch sehr stimmungsvoll war.

Wie der Filmtitel erahnen lässt, ging es aber um weit mehr als nur das Auto. Es diente vielmehr als Ausgangspunkt für andere politische, philosophische oder esoterische Lebensfragen. Interessante Leute mit interessanten Ansichten — ganz nach dem Motto des einen Protagonisten: «Wer nicht spinnt, ist nicht normal.» Kurz vor Ende wurde dann auch noch das Pärchen des Abends, in roter Ente, erkoren. Der Abspann wurde mit einem freudigen Licht- und Hupkonzert begleitet.

Neben einem sehr guten Film hat vor allem die von der Gruppe «Glück» aufgebaute Autokino-Atmosphäre den Unterschied gemacht. Ein äusserst gelungener Event mit zufriedenen Besuchern. Wie's nun weiter geht, weiss das Kollektiv selber noch nicht genau. Es wird wahrscheinlich aber wieder neue Wege einschlagen. Man darf gespannt sein.